Das Geheimlabor
der Dunkelheit hielten sie einander fest, zwei verängstigte Seelen, die sich gegen eine erschreckende Welt vereinigten. An seiner Brust fühlte sie sich sicher. Hier konnte ihr niemand etwas antun.
Sie bebte, als seine Lippen über ihre Stirn strichen. Er streichelte jetzt ihr Gesicht und ihren Hals und wärmte sie mit seiner Liebkosung. Als seine Hand unter ihre Bluse glitt, protestierte sie nicht. Irgendwie wirkte es so natürlich, dass diese Hand ihre Brust umschmiegte. Es war nicht die Berührung eines Mannes, der über sieherfallen wollte, sondern lediglich eine sanfte Erinnerung daran, dass er sich um sie kümmerte.
Und dennoch reagierte sie ...
Ihre Brustspitze prickelte und versteifte sich unter seiner Hand. Das Prickeln breitete sich aus, eine Wärme, die zu ihrem Gesicht hochstieg und ihre Wangen rötete. Sie tastete nach seinem Hemd und begann, es zu öffnen. In der Dunkelheit war sie langsam und unbeholfen. Als sie endlich ihre Hand unter das Hemd schob, atmeten sie beide bereits vor Vorfreude heftig und schnell.
Sie strich durch sein dichtes Haar, streichelte seine breite Brust. Er holte scharf Luft, als ihre Finger einen zarten Kreis um seine Brustwarze beschrieben.
Falls sie mit Feuer hatte spielen wollen, hatte sie soeben das Streichholz angerissen.
Sein Mund senkte sich auf den ihren, suchte, eroberte. Die Kraft seines Kusses presste sie auf ihren Rücken, nahm ihren Kopf auf dem Kopfkissen gefangen. Für eine Ewigkeit schwamm sie in Empfindungen, dem Duft männlicher Hitze, dem unnachgiebigen Griff seiner Hände. Als er sich endlich zurückzog, rangen sie beide nach Luft.
Er blickte auf sie herunter. „Das ist verrückt“, flüsterte er.
„Ja. Ja, das ist es ...“
„Ich wollte das nicht ...“
„Ich auch nicht.“
„Es ist nur, dass du Angst hast. Wir haben beide Angst. Und wir wissen einfach nicht, was wir tun.“
„Nein.“ Sie schloss die Augen und verspürte unerwartete Tränen. „Wir wissen es nicht. Aber ich habe tatsächlich Angst. Und ich möchte einfach festgehalten werden. Bitte, Victor, halt mich fest. Halt mich ganz einfach fest.“
Er murmelte ihren Namen, während er sie an sich zog. Diesmal war seine Umarmung sanft, ohne das Fieber des Verlangens. SeinHemd war noch immer aufgeknöpft, seine Brust entblößt. Genau dorthin legte sie ihren Kopf, auf diese krausen Haare. Ja, er hatte recht. Sie waren verrückt gewesen, sich jetzt zu lieben, wenn sie wussten, dass es nichts anderes als Angst war, was ihr Verlangen angeheizt hatte. Und jetzt war das Fieber gebrochen.
Friede senkte sich über sie. Selbst wenn sie es hätte versuchen wollen, hätte sie Arme und Beine nicht bewegen können. Sie trieb in einem warmen, schwarzen Meer dahin.
Vage nahm sie Licht wahr, das an ihren Augenlidern vorbeiglitt.
Die ihren Körper umhüllende Wärme schmolz. Nein, sie wollte die Wärme zurück, wollte Victor zurück! Im nächsten Moment fühlte sie, wie er sie schüttelte.
„Cathy! Komm, wach auf!“
Sie blickte mit schläfrigen Augen zu ihm hoch. „Victor?“
„Da draußen geht etwas vor sich.“
Sie taumelte aus dem Bett und folgte ihm an das Fenster. Durch einen Spalt in den Vorhängen erspähte sie, was ihn alarmiert hatte. Ein Streifenwagen stand mit leise laufendem Funkgerät vor der Anmeldung des Motels. Auf der Stelle war sie hellwach und ging in Gedanken die Fluchtwege aus ihrem Zimmer durch. Es gab nur einen einzigen.
„Sofort raus!“ befahl er. „Sonst sitzen wir in der Falle.“
Er drückte die Tür auf. Sie schoben sich auf die Balustrade hinaus. Die kalte Nachtluft war wie ein Schlag ins Gesicht. Cathy zitterte schon, mehr vor Angst als vor Kälte. Geduckt liefen sie die Balustrade entlang, weg von der Treppe.
Unter sich hörten sie, wie sich die Tür des Motelbüros öffnete und die Stimme des Managers sagen: „Ja, das ist gleich da oben. Meine Güte, er hat einen wirklich netten Eindruck gemacht ... Ich hätte das nie von ihm erwartet ...“
Reifen quietschten, als ein zweiter Streifenwagen mit zuckenden Lichtern hielt.
Victor versetzte Cathy einen Stoß. „Los!“
Sie schlüpften in einen offenen Laufgang zwischen zwei Gebäuden und hasteten auf die andere Seite des Gebäudes. Keine Treppe! Sie kletterten über das Geländer der Balustrade und ließen sich auf den Parkplatz fallen.
Schwach hörten sie Klopfen, dann den Befehl: „Aufmachen, Polizei!“
Sie hetzten instinktiv in die Dunkelheit. Niemand entdeckte sie, niemand verfolgte sie. Sie
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