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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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den Mund.“
    Er seufzte. „Das bezweifle ich.“
    „Stellen Sie mich auf die Probe. Ich habe jeden erdenklichen Grund, Ihnen zu glauben.“
    „Sie haben jeden erdenklichen Grund zu glauben, ich wäre paranoid.“ Er beugte sich vor. „Himmel, manchmal glaube ich sogar, ich müsste es sein.“
    Sie kniete sich neben seinen Sessel. „Victor, diese Leute, die mich umbringen wollen, wer sind sie?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Sie sagten, Leute in hohen Positionen könnten verwickelt sein.“
    „Das ist eine Vermutung. Bundesgelder werden in illegale Forschung gesteckt. In tödliche Forschung.“
    „Und Bundesgelder müssen von jemandem mit Macht zugeteilt werden.“
    Er nickte. „Jemand hat die Regeln gebrochen. Dieser Jemand könnte durch einen politischen Skandal Schaden nehmen. Er könnte versuchen, sich zu schützen, indem er das FBI manipuliert. Oder die örtliche Polizei. Deshalb gehe ich nicht zur Polizei. Deshalb habe ich das Zimmer für meinen Anruf verlassen.“
    „Wann? Was für ein Anruf?“
    „Während Sie im Bad waren. Ich habe die Polizei aus Vorsicht von einem Telefonautomaten angerufen, damit man den Anruf nicht zurückverfolgen kann.“
    „Sie haben gerade gesagt, dass Sie die Polizei nicht mit hineinziehen wollen.“
    „Diesen Anruf musste ich machen. Es gibt noch eine dritte Catherine Weaver im Telefonbuch.“
    Ein drittes Opfer auf der Liste. Schwach setzte sie sich auf das Bett. „Was haben Sie der Polizei gesagt?“ fragte sie leise.
    „Dass ich Grund habe anzunehmen, sie sei in Gefahr. Dass sie nicht ans Telefon geht.“
    „Sie haben es probiert?“
    „Zweimal.“
    „Hat die Polizei auf Sie gehört?“
    „Sie wollte sogar meinen Namen wissen. Das war der Moment, wo ich ahnte, dass ihr schon etwas zugestoßen ist. Ich habe aufgelegt und wie der Blitz die Telefonzelle verlassen.“
    „Damit sind wir drei“, flüsterte sie. „Diese beiden anderen Frauen und ich.“
    „Es gibt keine Möglichkeit, Sie zu finden. Nicht, solange Sie sich von Ihrem Apartment fern halten. Bleiben Sie von ...“
    Beide erstarrten in Panik.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Sie blickten einander an. Angst spiegelte sich in ihren Augen. Nach kurzem Zögern fragte Victor: „Wer ist da?“
    „Ich bin von Oomino’s!“ rief eine dünne Stimme.
    Vorsichtig öffnete Victor die Tür ein wenig. Ein Junge stand draußen mit einer Tüte und einem flachen Karton.
    „Hey“ sagte der Junge. „Eine große Pizza mit allem Drum und Dran und zwei Colas und extra Servietten, richtig?“
    „Richtig.“ Victor gab dem Jungen ein paar Scheine. „Stimmt so“, sagte er, schloss die Tür und drehte sich um. „Na ja, manchmal klopft eben wirklich nur der Pizzabote.“
    Beide lachten, aber nicht aus Humor, sondern wegen ihrer mitgenommenen Nerven. Dachte man sich diese hageren Linien weg, konnte man ihn einen gut aussehenden Mann nennen.
    „Denken wir nicht über diesen Schlamassel nach“, schlug er vor. „Beschäftigen wir uns nur mit dem wirklich wichtigen Thema des Tages. Essen!“
    Cathy griff nach dem Karton. „Geben Sie her, bevor ich diese verdammte Bettdecke esse.“
    Während die Zehnuhrnachrichten im Fernsehen liefen, stürzten sie sich wie ausgehungerte Tiere auf die Pizza.
    Nur knapp dreißig Sekunden waren der Ermordung von Catherine Weaver an diesem Morgen gewidmet. Bisher waren noch keine Verdächtigen festgenommen worden. Ein zweites Opfer mit diesem Namen wurde nicht erwähnt.
    Victor runzelte die Stirn. „Sieht so aus, als hätte es diese andere Frau nicht in die Nachrichten geschafft.“
    „Oder es ist ihr nichts passiert. Vielleicht haben Sie etwas falsch interpretiert. Die Polizei fragt bei einem Anruf natürlich nach dem Namen.“
    „Das war mehr als eine Frage. Die haben auf eine Möglichkeit gelauert, mich verhören zu können.“
    „Ich zweifle nicht an Ihren Worten. Ich spiele nur den Anwalt des Teufels und versuche, die Dinge ruhig und vernünftig in einer verrückten Situation zu halten.“
    Er sah sie lange eindringlich an. Endlich nickte er. „Die Stimme einer vernünftigen Frau.“ Er seufzte. „Genau das brauche ich jetzt, um nicht über meinen eigenen Schatten zu erschrecken.“
    „Und um Sie ans Essen zu erinnern.“ Sie hielt ihm noch ein Stück Pizza hin. „Sie haben dieses Riesending bestellt. Jetzt helfen Sie mir auch beim Aufessen.“
    Die Spannung zwischen ihnen schwand augenblicklich, als sie beide auf die Pizza schauten. Victor nahm das angebotene Stück entgegen.

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