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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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Abend?“ fragte Milo. „Warum?“
    „Das ist nicht einfach irgendein Experiment in Teströhrchen. Sie sind schon zur klinischen Erprobung übergegangen.“ Victor zeigte auf die letzte Seite. „Das hier sind Affen, die mit einem neuen Virus infiziert wurden. Mit einem von Menschen hergestellten Virus. Und in jedem Fall war das Ergebnis das Gleiche, schaut nur.“
    „Du meinst das hier?“ Milo deutete auf die letzte Kolumne. „EXT?“
    „Das steht für Exitus“, sagte Victor. „Sie sind alle gestorben.“
    Sam Polowski saß auf einer Bank im Busbahnhof von Palo Alto, überlegte, wohin er gehen würde, falls er verschwinden wollte, und beobachtete die Passagiere, die sich hier drängten. Wahrscheinlich Standford-Studenten, die für die Weihnachtsferien wegfuhren. Weshalb konnten sich Studenten von einer so teuren Universität keine anständigen Jeans oder auch nur einen ordentlichen Haarschnitt leisten?
    Endlich stand Polowski auf und rief Dafoes Anrufbeantworter an, um ihm mitzuteilen, dass Victor Holland nach Palo Alto weitergezogen sei. Danach schlenderte er die Straße entlang auf der Suche nach einer Erleuchtung, einem Hinweis.
    Es war eine hübsche Stadt. Palo Alto hatte alte Häuser von Professoren, Buchläden und Kaffeehäuser, in denen die Unitypen mit Bärten und Nickelbrille herumsaßen und über die Bedeutung von Proust und Brecht und Goethe diskutierten. Polowski erinnerte sich an seine eigenen Universitätstage. Wenn er sich eine Stunde lang solchen Mist von den Studenten am nächsten Tisch hatte anhören müssen, war er endlich zu ihnen hinübergestürmt und hatte geschrien: „Vielleicht hat Brecht das so gemeint und vielleicht auch nicht! Aber wie könnt ihr das beantworten? Und, zum Teufel, was macht das schon für einen Unterschied?“
    Überflüssig zu erwähnen, dass dadurch sein Ruf als ernsthafter Student nicht gestiegen war.
    Wo verbarg sich Victor Holland? Die Universität lag gleich dort vorne. Vielleicht hatte der Mann noch Freunde in der Nachbarschaft, Leute, die ihn aufnahmen und sein Geheimnis wahrten.
    Polowski beschloss, noch einen Blick in Hollands Akte zu werfen. Irgendwo in den Viratek-Unterlagen musste sich eine Empfehlung aus Stanford befinden. Von einem Freund, an den Holland sich wenden könnte.
    Und früher oder später musste er sich an jemanden wenden.
    Es war schon nach Mitternacht, als Dafoe und seine Frau nach Hause kamen. Er war in ausgezeichneter Stimmung. In seinem Kopf prickelte der Champagner, in seinen Ohren klangen noch die herzbewegenden Arien von „Samson und Delilah“. Oper war seine Leidenschaft, eine brillante Inszenierung von Mut und Konflikten und Amore, die Vision eines Lebens, das so viel großartiger war als die mickerige Welt, in der er sich selbst befand. Oper schleuderte ihn auf eine so erregend intensive Ebene, dass sogar seine eigene Ehefrau erregend neue Aspekte bekam. Er beobachtete, wie sie ihren Mantel abstreifte und aus ihren Schuhen schlüpfte. Vierzig Pfund Übergewicht, Haare mit Grau durchzogen, aber sie besaß Anziehungskraft.
    Es ist drei Wochen her. Sicher lässt sie mich heute Nacht ...
    Doch seine Frau ignorierte seine amourösen Blicke und marschierte in die Küche.
    Einen Moment später verkündete das Brummen der Geschirrspülmaschine einen ihrer Putzanfälle.
    Frustriert schaltete Dafoe seinen Anrufbeantworter ein. Die Botschaft von Polowski zerstörte den Rest seiner erotischen Absichten.
    „... Grund zu glauben, dass Holland in Palo Alto ist oder war. Folge Spur. Halte Sie auf dem Laufenden ...“
    Polowski, du Vollidiot! Ist es so verdammt schwer, einen Befehl zu befolgen?
    Es war in Washington drei Uhr morgens. Eine unchristliche Stunde, aber er rief an.
    Die antwortende Stimme war rau vom Schlaf. „Hier Tyrone.“
    „Cowboy, hier ist Dafoe. Tut mir Leid, dich zu wecken.“
    Die Stimme klang sofort wach. „Was gibt es?“
    „Neue Spur zu Holland. Ich habe keine Einzelheiten, aber er ist im Süden, in Palo Alto.“
    „Die Universität? Das könnte eine große Hilfe sein.“
    „Ich tue doch alles für einen alten Kameraden. Ich informiere dich auch weiterhin.“
    „Eine Sache, Dafoe. Ich kann keine Einmischung brauchen. Zieh alle deine Leute ab. Wir übernehmen jetzt.“
    Dafoe stockte. „Ich ... habe da ein Problem.“
    „Ein Problem?“ Die leise Stimme wurde rasiermesserscharf.
    „Es ist ... äh ... einer meiner Männer. Sam Polowski. Ihm ist der Holland-Fall unter die Haut gegangen. Er will

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