Das Geheimlabor
... ich sollte es wohl tun ...“
„Sie können dieses Telefon benutzen.“
„Danke.“
Es klingelte achtmal, bevor sich jemand meldete. Die Stimme klang rau vor Schlaf. Offenbar bot Garberville sogar für die örtliche Polizei nachts nur wenig Aufregendes. Der Revierpolizist nahm Cathys Meldung auf und erklärte ihr, man würde sich später mit ihr in Verbindung setzen, sobald sie den Unfallort inspiziert hatten.
Die Schwester hatte Victors Brieftasche geöffnet und suchte nach irgendwelchen Ausweisen. Cathy beobachtete, wie sie ein Aufnahmeformular ausfüllte.
Name: Victor Holland. Alter: 41. Beruf: Biochemiker. Nächste Angehörige: unbekannt.
Das war also sein voller Name. Victor Holland. Cathy starrte auf den Stapel verschiedener Ausweise und richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen Sicherheitspass einer Firma namens Viratek. Ein Farbfoto zeigte Victors ernstes Gesicht. Seine grünen Augen blickten direkt in die Kamera.
Leise fragte sie: „Kommt er wieder in Ordnung?“
Die Schwester schrieb weiter: „Er hat viel Blut verloren, aber er macht einen ziemlich zähen Eindruck ...“
Cathy nickte.
Die Schwester reichte ihr einen Stift und das Informationsblatt. „Schreiben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse da unten hin. Falls der Arzt noch eine Frage hat.“
Cathy schrieb Sarahs Adresse und Telefonnummer auf das Blatt. „Mein Name ist Cathy Weaver. Sie erreichen mich unter dieser Nummer.“
„Sie bleiben in Garberville?“
„Drei Wochen. Ich bin zu Besuch hier.“
„Oh. Toller Urlaubsanfang, wie?“
Cathy stand seufzend auf. „Ja, toll.“
Sie blieb vor dem Behandlungsraum stehen und fragte sich, was da drinnen passierte. Sie wusste, dass Victor um sein Leben kämpfte, ob er noch bei Bewusstsein war und sich an sie erinnern konnte? Irgendwie erschien es ihr wichtig, dass er sich an sie erinnerte.
Cathy wandte sich an die Schwester. „Sie rufen mich an, ja? Ich meine, Sie lassen es mich wissen, falls er ...“
Die Schwester nickte. „Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
Es hatte aufgehört zu regnen, und am Himmel war ein Streifen mit Sternen zu sehen. Als Cathy den Parkplatz des Krankenhauses verließ, zitterte sie vor Erschöpfung. Sie bemerkte nicht den Wagen, der auf der anderen Straßenseite parkte, oder das kurze Aufglühen einer Zigarette, bevor sie ausgedrückt wurde.
2. KAPITEL
K napp eine Minute, nachdem Cathy das Krankenhaus verlassen hatte, kam ein Mann herein und trat an das Pult der Schwester, die noch die Papiere des neuen Patienten ausfüllte. Sie blickte hoch und sah einen ungefähr fünfunddreißigjährigen Mann, schmales Gesicht, die dunklen Haare leicht gräulich durchzogen. Wassertropfen funkelten auf seinem braunen Burberry.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“ fragte sie und richtete ihren Blick auf seine Augen, die so schwarz schimmerten wie Kieselsteine in einem Teich.
Er nickte. „Wurde vor kurzer Zeit ein Mann eingeliefert? Victor Holland?“
„Ja. Sind Sie ein Verwandter?“
„Ich bin sein Bruder. Wie geht es ihm?“
„Er ist gerade erst gebracht worden und wird noch versorgt. Wenn Sie warten wollen, kann ich mich erkundigen, wie es steht ...“ Sie unterbrach sich und griff nach dem klingelnden Telefon. Ein technischer Mitarbeiter gab die Laborwerte des neuen Patienten durch. Während sie die Zahlen aufschrieb, bemerkte sie aus den Augenwinkeln, dass sich der Mann umgedreht hatte und zu der geschlossenen Tür des Notfallraums blickte. Die Tür schwang auf, als ein Helfer mit einer prall gefüllten und blutverschmierten Plastiktüte herauskam. Stimmengewirr drang aus dem Raum.
„Blutdruck rauf auf 110 zu 70!“
„Operationssaal ist vorbereitet!“
„Wo bleibt der Chirurg?“
„Ist unterwegs. Hatte Probleme mit dem Wagen.“
„Bereit zum Röntgen! Alle zurücktreten!“
Langsam schloss sich die Tür und dämpfte die Stimmen. DieSchwester legte den Hörer auf, als der Helfer die Plastiktüte auf ihr Pult stellte. „Was ist das?“ fragte sie.
„Die Kleider des Patienten. Die sind restlos im Eimer. Soll ich sie einfach wegwerfen?“
„Ich nehme sie mit nach Hause“, erklärte der Mann im Regenmantel. „Ist alles hier drinnen?“
Der Helfer warf der Schwester einen unbehaglichen Blick zu. „Ich weiß nicht so recht ... ich meine, die Sachen sind recht ... äh ... schmutzig ...“
Die Schwester sagte rasch: „Mr. Holland, lassen Sie uns doch die Kleider wegwerfen. Da ist nichts dabei, das man noch aufheben könnte. Seine Wertsachen habe
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