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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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Schwäche, die ihm in die Glieder kroch. Dann plötzlich fand er zu alter Stärke zurück.
    Mit einem Sprung nach vorn zückte Frank seine Klinge - eine Klinge, die älter war als Kansas, älter als die Magie jenseits der Pforte, so alt wie das Böse, dem er gegenüberstand.

    Worte aus einer anderen Zeit stiegen in ihm auf und befreiten seine Zunge.
     
    Dotty war regelrecht überrascht, es geschafft zu haben.
    »Und ich dachte, der Junge sei Dad«, sagte Penelope. »Hast du ihn nicht geheiratet? Warum hast du gesagt, er sei nur eine Weile geblieben?«
    »Was? Oh, doch. Ich habe den Jungen geheiratet. Er ist euer Daddy. Aber vorher hat er Henry noch mal verlassen. Er ist auf ein College in Cleveland gegangen und hat dort Literatur studiert. Und nach einem Jahr bin ich ihm gefolgt.«
    »Und wie ging es dann weiter?«, wollte Anastasia wissen. »Ich habe nicht gewusst, dass Dad der Junge war. Warum hast du das nicht gesagt, anstatt ihn die ganze Zeit ›der Junge‹ zu nennen?«
    Dotty zuckte die Schultern. »Ich dachte, ihr merkt es auch so«, sagte sie. »Was den Rest angeht: Henry hat die Fächer auf dem Dachboden freigelegt und er und Henrietta sind durch die Pforte im Schlafzimmer gekrochen. Euer Vater sucht sie jetzt.«
    »Aber weiß er denn, wo sie sind?«, fragte Anastasia.
    Sie erhielt keine Antwort.
    Die Stimme ihres Vaters ertönte plötzlich so laut, dass die alten Fenster klirrten. Und über ihnen bebte die Decke.

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    H enry nieste, wartete, nieste noch mal und kroch näher an die Öffnung dessen heran, worin auch immer er gerade steckte. Wenigstens war dort Licht.
    Jemand sprach. Es war die Stimme eines Mannes und er endete sehr laut. Es gab Applaus.
    Henry erreichte in dem Moment die Tür, als die Musik zu spielen begann, und er blinzelte überrascht. Er sah, was Henrietta gesehen hatte, auch wenn es ein anderer Tanz und ein anderes Lied waren. Seine Augen folgten den herumwirbelnden Farben, betrachteten die Wand und die Balkendecke, von der an Ketten drei goldene Kronleuchter herabhingen, auf denen Hunderte Flammenzungen flackerten.
    Seine Augen wurden feucht, wieder stieg ihm ein Niesen in die Nase, und er verbarg seinen Kopf in der Armbeuge, um das Geräusch zu unterdrücken. Dann blinzelte er und sah zurück in den funkelnden Saal.

    »Wer ist da?« Das war die Stimme eines Mädchens. Bei all dem Lärm hätte er sie fast nicht gehört. Henry schwieg. Er rutschte ein Stück nach vorn und streckte seinen Kopf in den Saal hinaus.
    Augenblicklich wurde alles dunkel. Er blinzelte erneut, wartete darauf, dass seine Augen sich anpassten. Durch das löchrige Dach fiel ein wenig Mondlicht - das Dach selbst war nicht sichtbar. Henry rutschte zurück in das Fach. Das Gelächter, die Musik, das Licht und das Scharren tanzender Füße, alles war sofort wieder da. Er blinzelte erneut und rutschte wieder nach vorn. Dabei stieß er sich seinen Kopf am oberen Rand der Tür. Dunkelheit.
    »Wer ist da?«, fragte die Stimme erneut. Sie war jetzt der einzige Laut im Raum und sie hallte von den Wänden zurück und erfüllte den gesamten riesigen Saal.
    »Henrietta?«, fragte Henry. »Bist du das? Wo bist du?«
    Henrietta lachte. »Henry? Ich bin genau auf der anderen Seite. Das Parkett ist total verfault, darum hänge ich jetzt hier im Dunkeln fest. Hast du eine Taschenlampe?«
    »Nein«, antwortete Henry. Er rutschte hinaus und landete auf dem Boden. »Richard«, rief er dann in das Fach. »Richard? Komm raus! Was du da siehst, ist nicht echt.«

    Richard antwortete nicht.
    »Wer ist denn Richard?«, wollte Henrietta wissen.
    Henry gab keine Antwort. »Richard? Richard? Na gut, ohne dich wird es sicher einfacher.«
    Henry wandte sich um und sah in den verwüsteten Saal. Ein paar Sterne und die schwachen Konturen von Wolken konnte er erkennen, und die Fenster. »Wo bist du denn genau?«
    »Unter der Empore.«
    »Und wo ist die Empore? Bei den Fenstern? Ich kann nur Fenster sehen.«
    »Dann versuche ich, zu dir zu kommen«, sagte Henrietta. »Du musst nur weiter Geräusche von dir geben. Aber ich sollte wohl besser auf allen vieren gehen.«
    Henry setzte sich und lehnte sich mit dem Rücken an den Wandschrank. »Du weißt doch hoffentlich, dass du komplett plemplem bist?«
    »Gleich und gleich gesellt sich gern«, sagte Henrietta.
    »Ach, sei bloß still!«, sagte Henry. »Wie konntest du nur einfach irgendwo reinkriechen, ohne vorher etwas davon zu sagen? Ich hatte keinen Schimmer, welches Fach es

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