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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Lambeth-Keramik. Auf jedem war in lateinischer Sprache sein Inhalt verzeichnet: C. ABSINTHII – Wermut, der zur Behandlung der Wassersucht eingesetzt wurde; O. VULPIN – Fuchsschwanz, destilliert in Quellwasser, gut für Brustbeschwerden.
    Unter den Regalbrettern befanden sich zahllose Schubladenfächer für getrocknete Heilpflanzen, ihre Blätter, Samen oder Wurzeln.
    Die vordere Theke war leergeräumt. Hier wurden Tabletten gepresst und Pillen gedreht. Auf der hinteren Theke befanden sich die Gerätschaften für die Herstellung von Arzneien und mehrere Nachschlagewerke, so zum Beispiel das Lewis's New Dispensatory und Culpeper's Complete Herbal . Mörser und Stößel, Waagen, Fläschchen und Aderlassmesser, zusammen mit Auffangschalen für das Blut und Blutegeln, die in Gefäßen mit Wasser schwammen und ständig hungrig gehalten wurden, lagen und standen bereit.
    Links neben der hinteren Theke führte eine Tür zur Labor-Küche, in der ihr Vater in Kupferröhren, die wie Schlangenhäute aussahen, Arzneien erhitzte und destillierte. Rechts davon lag die Tür zum Behandlungszimmer ihres Vaters, in dem er mit Patienten sprach oder sie zur Ader ließ.
    Schon jetzt war der Laden voller Menschen. Es herrschte emsiger Betrieb. Vater hatte die Hand auf Arthur Owens Schulter gelegt und sprach in mahnendem Ton auf den alten Schweinezüchter ein. Ihr Bruder Charlie, drei Jahre jünger als sie, staubte die Regale ab. Francis Baylor, der siebzehnjährige Lehrling ihres Vaters, stand hinter der vorderen Theke und war mit Mörser und Stößel beschäftigt. Sie freute sich, die beiden Jungen so fleißig zu sehen, und drückte die Ladentür auf, wobei sie den vertrauten Klang der Ladenglocke kaum noch wahrnahm. Im Innern des Ladens wurde sie von dem gewohnten Stimmengewirr und den bekannten Düften begrüßt. Schätze aus fernen Ländern und nahen Tälern, getrocknet, zerstoßen oder destilliert, erfüllten die Luft mit einem intensiven, exotischen Aroma. Nur in Augenblicken wie diesem, wenn sie von den windumbrausten Hügeln herunterkam, nahm sie den komplexen, sich ständig ändernden Duft wirklich war.
    An den Deckenbalken waren Bündel aus Mohn und Kamille, Salbei und Minze zum Trocknen aufgehängt. Dazwischen pendelte in leicht makabrer Pose mit weit aufgerissenem Rachen ein Alligator. Da ihm mehrere Zähne fehlten, wirkte er allerdings nur wenig bedrohlich.
    Als sie drinnen war, sah Lilly, warum der Lehrling ihres Vaters einen so ungewöhnlichen Fleiß an den Tag legte. Er bediente die kokette Dorothea Robbins, deren Vater die Sägemühle und die Lastkahn-Werft in dem nahegelegenen Weiler Honeystreet gehörten.
    »Die Arznei ist natürlich nicht für mich«, sagte Miss Robbins gerade. »Mir geht es nämlich blendend.«
    Francis Baylor wiegte bewundernd den Kopf. »Das sehe ich.«
    Das Mädchen kicherte und Lilly verdrehte die Augen. Francis blickte auf und hatte, als er ihren Gesichtsausdruck sah, immerhin den Anstand zu erröten. »Würden Sie mich bitte einen Moment entschuldigen, Miss Robbins?«
    »Natürlich.«
    Der hoch aufgeschossene junge Mann kam um die Ladentheke herum und blieb bei Lilly stehen. Leise sagte er: »Vielleicht möchten Sie sich umziehen, Miss Lilly. Sie wollen doch sicher nicht, dass Mrs Mimpurse Sie mit schlammbespritztem Kleidersaum sieht.«
    Sie sah an sich herunter. »Oh! Ich habe gar nicht gemerkt …«
    Der Blick, den die hübsche Dorothea Robbins ihr zuwarf, sagte ihr, dass diese es sehr wohl bemerkt hatte. Das honigblonde Mädchen mit der adretten Haube musterte Lillys Kleid mit einem verächtlichen Lächeln.
    Das laute Klirren zerbrechenden Porzellans ließ Lilly herumfahren. Charlie stand schreckerstarrt da, den Staubwedel in der Hand.
    »Mist!« Er ging in die Hocke und fing an, die scharfen Scherben eines zerbrochenen Salbenkrugs aufzusammeln. »Nicht schon wieder!«
    Lilly trat zu ihm. »Ist schon gut, Charlie. Es war einfach ein Missgeschick. Ich helfe dir. Pass auf, dass du dich nicht schneidest.«
    Dorothea schlenderte an ihnen vorbei, ein Päckchen in der behandschuhten Hand und ein hochmütiges Lächeln auf den Lippen. Francis wäre in seiner Eile, ihr die Tür aufzuhalten, beinahe über Lilly und Charlie gestolpert.
    Lilly schüttelte missbilligend den Kopf und brachte die Scherben durch die Hintertür in die Labor-Küche, wo Mrs Fowler gerade das Frühstücksgeschirr abwusch. Sie wollte schnell nach oben gehen, sich umziehen und ihr Haar hochstecken, doch kaum hatte sie die

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