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Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Bracht
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Als Ascanio di Cavalli um sie warb und sie Contessa von Lucca wurde, begleitete ich sie in ihr neues Leben. Der Conte ernannte mich zu seinem Leibdiener, und ich erlebte eine glückliche Zeit. Den beiden wurden zwei Söhne geboren, und ich liebte sie wie meine eigenen Kinder. Dann starb die wunderbare Vivica am Fieber, und ich spürte, wie auch meine Lebenskraft zu vergehen drohte. Aber da waren der Conte und seine Söhne, und so lebte ich für sie weiter, versuchte, alles zu tun, damit sie über den Tod der Mutter hinwegkamen. Die Trauer blieb in unseren Herzen, aber es tat nicht mehr so weh, von Vivica zu erzählen.
    Und dann kam der Tag, an dem mein Unglück begann. Der Conte von Lucca verliebte sich in ein junges Mädchen aus Como, die Tochter eines angesehenen Dottore, der bei einem Unfall gestorben war. Sie wurde sein Mündel, und als sie alt genug war, nahm er sie zur Frau. Doch sie liebte ihn nicht. Mein Herr war verzweifelt, und das umso mehr, als er entdeckte, dass sie ihn betrog. Wie ich sie dafür hasse!
    Ein ungläubiges Raunen ging durch die Sala.
    »Soll ich weiterlesen, Sua Altezza?«, fragte Paolo den Fürsten. Di Nanini nickte. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Der junge Conte fuhr fort:
    Das Paar war schlau, und es gelang mir nicht, den Liebhaber ausfindig zu machen. Doch dann empfing sie sein Kind, und der Conte sann auf Rache. Als sie niedergekommen war, gab die Hebamme der Mutter einen Schlaftrunk und nahm das Kind fort. Sie legte eine Totgeburt in die Wiege, einen Tag alt. Der Conte stach auf den toten Leib ein und ließ seine Frau glauben, er habe ihre Tochter getötet. Doch dazu wäre er nie fähig gewesen! Ich brachte den Säugling der Contessa zu den Eltern des totgeborenen Kindes, einem Buttero und seiner Frau. Ich wusste um ihr Schicksal; die Tante der unglücklichen Mutter arbeitete bei uns am Hofe. Ich gab ihnen Geld und gebot ihnen zu schweigen. Sie zogen das Mädchen groß. Mein Conte verstieß seine Gemahlin und schwor, nie wieder ein Wort mit ihr zu sprechen. Aber sein Herz war gebrochen. Er liebte diese Frau, die ihn so hintergangen hatte, noch immer. Ich aber hasste sie und ihre Tochter, und wenn mir mein Herr ein Schwert gegeben hätte, wären sie wohl damals beide durch meine Hand gestorben.
    Als die Frau des Buttero an den Hof in Lucca kam, erkannte di Cavalli in dem Mädchen das Kind seiner Gemahlin, aufgezogen von Anna, der Frau des Buttero, Nichte der alten Gabriella. Die zweifarbigen Augen des Kindes reichten ihm als Beweis, erinnerten sie ihn doch an die Augen seines Vetters Andrea. Er hatte gehofft, nie mehr mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden, doch nun war sie wieder da. Mein Herr wurde ruhelos, er konnte sich an nichts mehr freuen. Da beschloss ich, zu handeln und die zu strafen, die für das Leid meines Conte verantwortlich waren. Liebe allein bewegte mich dazu.
    In Pietro Martini, dem Stadtvogt von Grosseto, fand ich einen gefügigen Knecht. Er war durch ein missglücktes Unternehmen fast ruiniert und hatte sich am Zehnten vergriffen. Ich konnte ihn schnell überreden, meinen Befehlen zu folgen. Der Pfarrer, dem ich eine großzügige Spende für seine Kirche gemacht hatte, half mir dabei. Unter einem Vorwand lockte er ihn in die Kirche und führte ihn zum Beichtstuhl, in dem ich mich befand. So konnten wir miteinander reden, ohne uns zu sehen. Ich wusste, dass der Vogt gerade eine Zigeunerin hatte töten lassen, um von den Gauklern eine Steuer für das Bleiberecht zu erpressen. Das zeigte mir, wie skrupellos und gierig er war. Auch vom Untergang des Seidenschiffes wusste ich und davon, wie Martini mit seinem künftigen Reichtum geprahlt hatte. Er gab zu, das Geld genommen zu haben, er war verzweifelt. Ich versprach, ihm die verlorenen Silberlinge zu geben, damit er den Zehnten zurückzahlen konnte. Allerdings erwartete ich von ihm eine Gegenleistung – einen Überfall auf den Fürsten von Siena. Was blieb ihm für eine Wahl? Ich war sein Retter!
    Doch ich hätte es besser wissen müssen. Er trieb ein böses Spiel und wollte meinem Herrn durch den Sohn des Kochs einen Brief zukommen lassen. Benedetto aber übergab den Brief an Donna Donata, und diese gab ihn mir, ohne das Siegel zu erbrechen. Er wollte mehr Geld, andernfalls drohte er, di Nanini zu warnen. Er konnte nicht wissen, dass ich ohne das Wissen meines Herrn handelte, noch dass ich den Brief lesen würde. Ich ließ ihn in dem Glauben, der Conte sei der Auftraggeber, und täuschte vor,

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