Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
bereits erwartet. Umberto hatte sich zu Hector und Momo gesellt und blickte den Ankommenden ungeduldig entgegen. An ihren Gesichtern ließ sich ablesen, dass der Plan geglückt war und Habibi den Prete überlisten konnte.
»Nun?«, wollte der Anführer der Gaukler wissen und klopfte Benedetto auf die Schulter. Sein Freund grinste ihn an.
»In der Kirche ist nichts versteckt, was Martini gehörte. Er hat von seinem Blutgeld immer reichlich gespendet, sagte der Pfaffe, aber zum Verstecken hat er dem Prete angeblich nichts gegeben – was ich ihm auch glaube. Aber was viel interessanter ist …«, er machte eine genüssliche Pause und sah, wie sich die Augen seiner Freunde gespannt auf ihn richteten, »er war der Mittelsmann zwischen Martini und Mahmut. Er hat den Araber zwar nur einmal gesehen, aber er hat ihn treffend beschrieben. Es passt. Auch von Mahmut hat er einen Obolus für den Kirchensäckel bekommen, und dass es bei den Geschäften der beiden um Mord und Überfälle ging, hat er geahnt, aber auch gerne schnell wieder vergessen.«
»So ist es wahr«, sagte Hector leise. Er klang betroffen. Benedetto nickte.
»Im Laufe der Jahre haben Martini und sein Lumpenpack Menschen überfallen und umgebracht. Was dabei auf den Befehl von Mahmut geschah, wissen wir aber nicht.«
»Noch nicht«, erwiderte Umberto und sah in die Runde. »Ich denke, es ist an der Zeit, den Leibdiener des Conte von Lucca vor ein Gericht zu stellen. Die meisten Gräueltaten sind bei Grosseto geschehen, also werde ich als Vogt einen Boten senden, der ihn hierherbefiehlt. Er soll seiner Strafe nicht entgehen.«
»Aber eines liegt immer noch im Dunkel«, bemerkte Nwuma. Er blickte grimmig in den grauen Winterhimmel. »Warum hat Mahmut das alles getan? Was hat ihn getrieben? Er hatte selbst keinen Vorteil durch seine Taten.«
»Er wird es uns sagen, verlass dich drauf«, antwortete Benedetto. »Wir Zigeuner haben da unsere Mittel, um einen Lumpen zum Reden zu bringen.«
Bella und Bruder Angelo waren in ihre Studien vertieft, als ein Diener das Gemach betrat.
»Magdalena wird zum Fürsten gebeten«, sagte er knapp und war sofort wieder verschwunden. Bella und der Mönch wechselten Blicke. Bruder Angelo lehnte sich zurück und meinte:
»Das hört sich wichtig an. Geh du zum Principe, ich werde in der Küche nach dem Rechten sehen.«
Seine Augen blitzten. Bella konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Selten war ihr ein Mensch begegnet, der so gern aß und trank. Wahrscheinlich würde er ihr sämtliche Bücher der Klosterbibliothek zum Studium vorlegen, damit er auf ewig in Ascarello bleiben könnte. Er wäre bestimmt ein hervorragender Koch geworden, überlegte sie und verneigte sich kurz. Dann machte sie sich auf den Weg in die Sala.
Seit der Geburt seines Enkels hatte di Nanini keine Zeit mehr für sie gehabt. Nun war sie gespannt darauf, welche Aufgabe er für sie hatte. Er war allein und ging vor dem Kamin auf und ab. Sein Körper strahlte Unruhe aus. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte er sich zu ihr um. Sein gesundes Auge sah sie ernst an, aber seine Züge waren weich. Zum ersten Mal fiel Bella auf, wie schön sein Mund war. Ohne sie zu begrüßen, winkte er sie nah an sich heran und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Wir bekommen Besuch«, sagte er feierlich. »Paolo di Cavalli und seine Mutter, die Contessa von Lucca, werden sich in drei Tagen hier einfinden.«
Bella sprang einen Schritt zurück.
»Ich werde ihn nicht heiraten, und wenn Ihr mich für meinen Ungehorsam davonjagt«, sagte sie aufgebracht.
Der Fürst legte wieder die Hände auf ihre Schultern und schüttelte den Kopf.
»Darum geht es nicht. Darüber sprechen wir ein anderes Mal. Ich habe dich rufen lassen, weil ich von dir das beste und köstlichste Mahl erwarte, was du jemals gekocht hast. Es wird dein letztes sein, denn in Zukunft wirst du dich mit anderen Dingen befassen.«
Als er Bellas verwundertes Gesicht sah, lachte er kurz auf.
»Der Mönch hat mir berichtet, wie viel du inzwischen gelernt hast. Du kannst dein Wissen woanders besser einsetzen als in der Küche. Und nun an die Arbeit.«
Verwirrt eilte Bella davon. Sie würde ihre Mutter wiedersehen. Und Paolo. Beim Gedanken an den jungen Conte verzog sie widerwillig den Mund. Niemals würde sie ihm ihr Herz schenken. Das gehörte für alle Zeiten Nwuma.
In der Küche sah sie, wie Bruder Angelo gemeinsam mit dem Küchenmädchen die Suppe abschmeckte. Sie seufzte. Für einen
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