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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Miss Darraz war nicht Miss Darraz. Sie musste aber in der Nähe sein. Da blieben nur Sie übrig. Das war einfach und logisch. Aber am meisten hat es mich gewundert, dass Sie den Teppichboden im Zuschauerraum mit dem Besen fegen.«
    »Es gibt hier leider keinen vernünftigen Staubsauger.« Helena Darraz lächelte. Ungeschminkt, in Schürze und Kittel, sah sie ihren Hochglanzfotos vergangener Jahre nicht im geringsten ähnlich. Aber sie war es trotzdem.
    »Aber was – aber warum –«, stotterte Sid Webber. »Was sollte das alles?«
    »Ich werde es Ihnen erklären«, sagte die Schauspielerin. »Aber zuerst muss ich Sie um Verzeihung bitten – Sie alle. Ich habe Ihnen geschadet, um jemanden zu schützen, der meinen Schutz nicht mehr braucht.«
    »Ihren Vater, oder?«, fragte Peter.
    Miss Darraz nickte. »Es ist eine sehr alte Geschichte. Mein Vater war während des Krieges in Deutschland stationiert. Nach dem Krieg wurde er eingesetzt, um die von den Nationalsozialisten zusammengestohlenen und in einem Ort namens Altaussee gelagerten Kunstschätze nach München zu bringen.«
    »Altaussee?«, fragte Bob. »Nicht Altanssee?«
    »Nein, der Ort heißt Altaussee. Auf dem Weg verlor mein Vater leider die Beherrschung und schaffte einige Kisten voller Kunstschätze beiseite. Sein Freund Frank Dellcourt, ein Pilot der US Air Force, half ihm dabei. Sie beluden ein Transportflugzeug, und Dellcourt und zwei Mechaniker starteten bei Nacht und Nebel zum Flug über den Atlantik. Sie schafften es tatsächlich bis nach Amerika. In New York luden sie die Fracht in ein anderes Flugzeug, und Dellcourt machte sich auf den Weg nach Kalifornien. Dort lagerte er die Schätze, bis mein Vater wegen einer Verletzung aus dem Militärdienst entlassen wurde und nach Hause kam. Sie beschlossen, die Höhle unter dem neu gebauten Stadttheater als Lagerstätte zu benutzen, und mein Vater nahm den Job als Hausmeister an. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten übernahm Dellcourt immer wieder die Rolle eines Vermittlers und verkaufte einzelne Teile an Kunstsammler. Dann jedoch wurde er krank und starb. Er muss seinem Sohn einen Hinweis hinterlassen haben, denn John Dellcourt kam zu meinem Vater und forderte ›seinen Anteil‹. Mein Vater weigerte sich, und es kam zum Streit. Dellcourt schickte ihm böse Briefe, rief ihn nachts an und terrorisierte ihn, bis mein Vater endlich nachgab und ihm sagte, dass die Schätze im Theater gelagert waren. Er muss meinem Neffen etwas Ähnliches gesagt haben, denn auch der trieb sich plötzlich in seiner Nähe herum, und bald verschwanden einzelne Schätze aus der Höhle. Mein Vater begriff, dass die beiden die Teile verkauften, und er konnte sie nicht daran hindern. Als er krank wurde, schrieb er mir einen Brief, in dem er mir alles erzählte. Er schrieb auch, dass ihn dieser Diebstahl sein Leben lang schwer belastet habe und er nichts lieber täte, als ihn wiedergutzumachen. Dann starb er, und ich beschloss, herzukommen und die Sachen zu bergen – möglichst, ohne zu verraten, dass mein Vater in das Verbrechen verwickelt gewesen war.«
    »Aber Sie konnten nicht herkommen, ohne Staub aufzuwirbeln«, sagte Justus. »Dafür sind Sie einfach zu berühmt.«
    »Das stimmt. Deshalb entschloss ich mich zur Flucht nach vorn und ging direkt an die Presse. Ich erzählte ihnen, dass ich junge Theatergruppen unterstützen wollte, und wählte dafür ›zufällig‹ die Masken im alten Stadttheater von Rocky Beach. Auf diese Weise hatte ich einen präsentierbaren Grund, hierher zurückzukehren.«
    »Stimmt es, dass Sie dafür die Lotterie manipuliert haben?«, fragte Bob. Schockiert starrten die Schauspieler erst ihn, dann Miss Darraz an.
    »Wer sagt das?«, fragte die Diva zurück.
    »Niemand, aber Justus hielt es für möglich.«
    Sie seufzte. »Justus, du bist zu schlau für diese Welt. Ja, ich habe sie manipuliert. Ich schäme mich auch deswegen. Aber da ich ja so öffentlich wie möglich handeln wollte, blieb mir nichts anderes übrig. Ich zog also die ›Masken‹ aus meiner Lostrommel, tat sehr überrascht, traf mich mit ihnen und versprach ihnen eine großartige Karriere.« Sie seufzte erneut, als sie die entsetzten Gesichter sah. »Ich kann nur noch einmal sagen, dass es mir sehr leidtut. Ich hoffe, ich kann es wiedergutmachen … irgendwie.«
    »Dafür gibt es doch eine einfache Lösung«, sagte Orpheus ruhig. »Wiederholen Sie die Lotterie ohne Mogelei, und unterstützen Sie die Truppe, die dann völlig fair gewinnt.

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