Das Geheimnis der Diva
fast gleichzeitig aus dem Auto, und der Beifahrer rief laut: »Stopp! Sofort aufhören! Nicht abladen!«
Justus, Peter und Bob setzten vorsichtig die Kulisse ab und wandten sich den beiden Männern zu. Der blonde Fahrer war nur ein paar Jahre älter als sie selbst und trug einen grauen Arbeitsanzug mit der Aufschrift ›Stadttheater Rocky Beach‹. Der Beifahrer war Mitte vierzig und sah mit weißem Hemd, Krawatte und grauer Tuchhose so aus, als hätte man ihn gerade aus einer Managerkonferenz geholt. Beide Männer waren typische Kalifornier: braun gebrannt, kräftig und sportlich, und beide sahen wütend aus.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Justus höflich.
»Ich will den Besitzer sprechen!«, schnaubte der Büromensch. »Und zwar dalli!«
»Mein Onkel ist leider im Moment beschäftigt«, sagte Justus. »Vielleicht können Sie mir sagen, um was es –«
»Um was es geht?« Der Mann holte weit aus, und eine Sekunde lang glaubten die drei ???, er wolle Justus eine Ohrfeige verpassen. Aber er schwenkte den Arm zu einer weiten Geste über den Lastwagen, die Kulissen und den Berg von Gegenständen, die sie gerade erst abgeladen hatten. »Um das hier geht es! Das ganze Zeug hier, das gehört uns! Und ihr packt das jetzt auf der Stelle wieder auf den Wagen und bringt es sofort zurück ins Theater!«
»Wie bitte?«, fragte Justus verblüfft. »Das muss ein Irrtum sein. Mein Onkel hat die Sachen ordnungsgemäß gekauft!«
»Nichts hat er!«, schnauzte der Mann ihn an. »Ihr packt das Zeug augenblicklich wieder auf den Wagen, oder ich ziehe andere Saiten auf und komme mit der Polizei zurück!«
»Solche Drohungen können Sie sich sparen«, gab Justus scharf zurück. »Diese Sachen standen sehr wohl zum Verkauf. Mein Onkel hat mit einem Mr Pritchard telefoniert, der ihm genau gesagt hat, welcher Raum geleert werden sollte. Und die dreihundert Dollar hat er vor drei Tagen auf das Theaterkonto überwiesen, wie es mit Mr Pritchard abgesprochen –«
» Ich bin Pritchard!«, bellte der Mann. »Und zu keinem Zeitpunkt habe ich mit deinem Onkel telefoniert, wer immer das auch ist! Sehe ich vielleicht so dämlich aus, dass ich eine Woche vor Probenbeginn unsere Kulissen und Requisiten verhökere? Steven! Auf der Stelle rufst du die Polizei an!«
»Jetzt warten Sie doch mal, Mr Pritchard«, sagte der jüngere Mann stirnrunzelnd. »Ich glaube, der Junge sagt die Wahrheit – soweit er sie kennt.«
Mr Pritchard lief rot an. Bevor er wieder losbrüllen konnte, sagte Justus: »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor, Mr Pritchard. Ich hole meinen Onkel. Warten Sie bitte hier.«
»Darauf kannst du dich verlassen!«, schnaubte Mr Pritchard. »Ich rühre mich nicht von der Stelle, bis ich unser Eigentum wiederhabe! Ihr da! Gafft nicht so blöd! Packt das Zeug auf den Wagen, los!«
»Meinen Sie uns?«, fragte Bob, der den Mann schon gründlichst verabscheute. »Wir möchten lieber erst hören, was Mr Jonas dazu sagt. Komm, Peter.«
Sie hockten sich auf die Motorhaube eines alten Chevrolets und warteten ab, was nun passierte. Mr Pritchard stand zähneknirschend und wutschnaubend da, während der junge Mann namens Steven, dessen Ärger verflogen zu sein schien, sich interessiert im Hof des Gebrauchtwarencenters umschaute.
Justus und Onkel Titus kamen aus dem Büroschuppen. »Was ist denn hier los?«, fragte Onkel Titus irritiert. »Was ist mit dem Verkauf nicht in Ordnung?«
»Gar nichts ist in Ordnung!«, schnaubte Mr Pritchard. »Sie sind der Besitzer? Wer hat Ihnen das Zeug verkauft?«
Erstaunt blickte Onkel Titus ihn an. »Wenn Sie Mr Pritchard sind, dann haben Sie es mir verkauft. Vor drei Tagen. Erinnern Sie sich nicht? Sie haben mich angerufen und mir einen ganzen Berg Requisiten und ein paar Kulissen zu einem Spottpreis angeboten. Das waren Ihre eigenen Worte.«
»Das ist eine Lüge!«, brüllte Mr Pritchard los. »In meinem ganzen Leben habe ich noch keine solche Frechheit erlebt! Wie können Sie behaupten, Sie hätten mit mir gesprochen?«
Onkel Titus war kein großer Mann, aber jetzt wuchs er vor Empörung um ein paar Zentimeter, und sein schwarzer Schnurrbart sträubte sich. »Wie bitte? Was erlauben Sie sich? Sie unterstellen mir, dass ich lüge?«
»Onkel!«, rief Justus beschwörend. »Das ist doch bestimmt ein Missverständnis. Bist du ganz sicher, dass der Mann, der dich angerufen hat, Mr Pritchard war? Erkennst du seine Stimme wieder?«
»Nein, aber wenn mich jemand anruft und sich mit
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