Das Geheimnis der Diva
München.«
»München!«, sagte Bob. »Munch! Das hieß nicht Munch, sondern Munich ! Da hätte ich auch gleich draufkommen können! Aber wo liegt Altanssee?«
»Das habe ich auch noch nie gehört«, sagte Cotta. »Aber das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Wie kommen wir in diese Höhle?«
»Wir zeigen sie Ihnen.« Justus zögerte. »Da ist noch etwas. Sie haben doch sicher mitbekommen, dass Helena Darraz in Rocky Beach angekommen ist.«
»Ob ich es mitbekommen habe? Machst du Witze? Die halbe Stadt steht deswegen Kopf! Was ist mit ihr?«
»Wir haben – hm – berechtigten Grund zu der Annahme, dass die Frau, die im Marriott Beach Hotel wohnt, nicht Helena Darraz ist, sondern eine Doppelgängerin.«
»Wie bitte?«, fragte Cotta entgeistert.
»Griscom hat es selbst gesagt. Er ist ihr Neffe. Und ich glaube, auch Morton hatte diesen Verdacht. Er hat sie sich genauer angesehen und sich ein Autogramm geben lassen. Dabei fällt mir ein, dass ich ihn ja zurückrufen wollte. Darf ich das Telefon benutzen?«
»Wenn du ihn wirklich mitten in der Nacht anrufen willst, ja.«
In solchen Beziehungen kannte Justus keine Skrupel. Fünf Minuten später hatte Morton ihm bestätigt, was er sich schon gedacht hatte: Er hatte zu Hause die beiden Autogramme verglichen, und die Handschriften stimmten nicht überein. In Verbindung mit dem unprofessionellen Auftreten der Diva im Theater gab es für Morton keinen Zweifel, dass diese Frau nicht Helena Darraz war. »Obwohl sie sich recht gut vorbereitet hatte«, sagte Morton. »Helena Darraz hat tatsächlich vor fünf Jahren am London Theater die Lady Elinor aus King John gespielt. Ich glaube, die Dame hat gemerkt, dass ich ihr eine Falle stellen wollte. Ich werde morgen früh zur Polizei gehen.«
»Nicht nötig, Morton«, sagte Justus. »Inspektor Cotta steht hier neben mir. Gute Nacht, und entschuldigen Sie die Störung!« Er legte auf und wandte sich an den Inspektor. »Es könnte nötig sein, die Dame im Marriott Hotel einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.«
»Allerdings«, sagte Cotta grimmig. »Ich hätte es mir ja denken können, dass du mir in der einen Nacht, in der ich endlich mal mehr als vier Stunden Schlaf bekommen wollte, nicht nur einen Fall von Beutekunstdiebstahl vorsetzt und die Schuldigen verjagst, sondern nebenher auch noch einen der größten Stars des internationalen Theaters entführen lässt. Begleitet meine Leute zum Theater und zeigt ihnen, wo diese Höhle ist. Ich fahre zum Hotel.«
»Sollen wir nicht auch mit ins Hotel kommen?«
»Bob, wenn ihr den Beamten die Höhle gezeigt habt, bringen sie euch nach Hause, und ihr geht duschen und legt euch ins Bett! Habt ihr euch mal angesehen?«
Das hatten sie nicht. Sie schauten an sich herunter. Ihre T-Shirts und Jeans starrten vor Dreck. Wo sie im Moder des Heizkessels gehockt hatten, hatte schwarzer Schlamm die Schuhe und Hosenbeine verklebt.. Selbst in ihren Gesichtern klebte Dreck. »Uh-oh«, sagte Peter, und Cotta nickte. »Genau. Nicht, dass ich euch nicht dankbar wäre. Aber jetzt – raus!«
Als Bob aufwachte, geschah das nicht von allein. Hätte man ihn in Frieden gelassen, hätte er wahrscheinlich bis zum Abend durchgeschlafen. Aber seine Mutter stand neben seinem Bett, klopfte ihm auf die Schulter und hielt ihm das Telefon hin. »Für dich«, sagte sie überflüssigerweise. »Es ist Justus.«
Bob stöhnte und hielt sich das Telefon ans Ohr. »Hmmmm?«
»Bist du wach?«, fragte Justus’ Stimme, die geradezu unverschämt munter klang. »Zieh dich an und komm rüber, wir fahren ins Theater.«
Bob stöhnte erneut. »Ich will nie wieder das Wort Theater hören.«
»Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen«, sagte Justus. »Die Frau, die sich Helena Darraz nannte, ist gestern Abend abgereist. Beweg dich!«
»Aber wenn sie abgereist ist, was sollen wir denn dann –« Bob hielt inne. Justus hatte aufgelegt.
Vor dem Theater standen drei Autos, als Peter den MG in der Auffahrt parkte. Die Tür stand offen, und jemand hatte die Scherben zur Seite gefegt. Die linke Seite der Eingangshalle war mit einem Absperrband der Polizei verhängt. Auf der rechten Seite standen die Schauspieler und debattierten mit Mr Pritchard, während Steven und George Brent sich schweigend im Hintergrund hielten. Ebenfalls im Hintergrund, neben der großen Treppe, stützte sich die Putzfrau auf ihren Besen und hörte der erhitzten Diskussion zu.
»– eine Katastrophe!«, rief Miss Caroline. »Sie ist einfach
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