Das Geheimnis der Einhörner - Sternenschweif ; 15
Dankbar streichelte sie Sternenschweif. „Zeit, nach Hause zu fliegen“, flüsterte sie.
„Ich bin so froh, dass das mit dem Schlitten und den Misteln geklappt hat“, sagte Laura auf dem Heimweg. „Und dass ich jetzt weiß, was Michael bedrückt hat. Als er anfing, sich so seltsam zu benehmen, hätte ich gleich nachhaken sollen.“
„Und warum hast du es nicht gemacht?“
„Ich habe versucht, einen Rat von Mrs Fontana zu befolgen“, antwortete Laura. „‘Hab Geduld und sei für ihn da, wenn er darüber reden will.’“ Sie seufzte. „Aber das war dieses Mal wohl die falsche Strategie. Wenn ich ihn eher darauf angesprochen hätte, hätte er sich nicht so lange Sorgen machen müssen. Von jetzt an werde ich tun, was Sidra gesagt hat, und meinem Herzen folgen. Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal genauso wie Mrs Fontana handle. Aber nur, wenn ich ein gutes Gefühl dabei habe.“
„Es ist nicht leicht, eine Hüterin zu sein“, bemerkte Sternenschweif mitfühlend.
„Ja, ist es nicht“, gab Laura zu. Sie dachte daran, wie sie Michael und Rosie geholfen hatte. „Aber ich kann das. Ich weiß, dass ich es kann – wenn du mir dabei hilfst!“
Sternenschweif wieherte laut. „Ich werde dir immer helfen, Laura.“
„Ich weiß. So wie wir immer füreinander da sein werden!“
Gerade als sie gelandet waren, tanzte eine Schneeflocke um sie herum, dann noch eine und noch eine. „Es schneit wieder!“, rief Laura strahlend.
Sternenschweif stampfte fröhlich mit dem Huf auf. Violette Funken sprühten daraus hervor. Sie hüllten Laura und ihn in einen schimmernden Bogen aus Licht. Laura fühlte sich unbeschwert und glücklich. Das kam von der Magie, die sie umgab, aber auch von dem Wissen, dass Sternenschweif und sie gemeinsam jedes Problem meistern konnten.
„Komm, lass uns noch eine Runde fliegen! Der Schnee ist zu schön!“
Sie saß auf, und Sternenschweif galoppierte in Richtung der Sterne. Immer dichter fiel der Schnee, während Sternenschweif schneller und schneller wurde. Der Wind fegte durch Lauras Haare, ihre Haut prickelte und glühte. Sie jubelte laut auf. Bald war Weihnachten. Sie hatte eine neue Freundin mit einem Einhorn gefunden und zum ersten Mal das Gefühl, dass sie tatsächlich lernen könnte, eine Hüterin zu sein.
Das neue Jahr stand vor der Tür. Wer konnte wissen, welch aufregende Abenteuer es für sie bereithielt?
Sie vergrub ihre Hände tiefer in Sternenschweifs Mähne, während sie umgeben von glitzernden Funken, die ihr Licht weit hinaus ins Dunkel sandten, durch die Nacht flogen.
Linda Chapman
Sternenschweif
Geheimnisvolle
Verwandlung
KOSMOS
Einleitung
Tief in den Bergen war ein steinerner Tisch in dichten Nebel getaucht. Ein Einhorn stand daneben. Schnaubend senkte es seinen edlen Kopf und berührte den Tisch mit seinem schimmernden Horn.
Der Tisch schien für einen kurzen Moment zu beben. Dann begann seine Oberfläche wie ein Spiegel zu glänzen.
Das Einhorn flüsterte einen Namen.
Plötzlich flammte ein violetter Blitz am Nachthimmel auf, und der Nebel begann sich zu lichten. Im Spiegel erschien das Bild eines kleinen, grauen Ponys.
Ein zweites Einhorn trat an den Tisch und betrachtete nachdenklich das kleine, graue Pony: „Er sucht also immer noch nach seinem richtigen Besitzer, jemandem, der seine magischen Kräfte zum Leben erwecken kann?“
Das Einhorn mit dem schimmernden Horn nickte zustimmend: „Sein letzter Besitzer hat ihn schlecht behandelt.“
Das andere Einhorn schüttelte traurig den Kopf. Sein silbernes Horn erstrahlte im Licht des Spiegels. „Aber irgendwo muss es doch einen Menschen geben, der ein gutes Herz hat und an den Zauber glaubt?“
„Ich glaube, da gibt es jemanden“, antwortete das erste Einhorn sanft. „Sieh nur. Hier kommt sie.“
1
„Wohin soll ich das stellen?“, fragte Laura ihre Mutter, während sie mit einem großen Karton in den Armen in die Küche stolperte.
Ihre Mutter kniete inmitten von Umzugskisten auf dem Boden. „Stell ihn einfach irgendwohin, wo Platz ist“, antwortete sie.
Laura ging zum Küchentisch hinüber und stellte den Karton darauf ab. Genau in diesem Moment kam Max, ihr jüngerer Bruder, hereingestürmt. Buddy, sein zehn Wochen alter Berner Sennenhund, folgte ihm dicht auf den Fersen.
Der Welpe schlitterte über den Küchenboden, um Mrs Foster zu begrüßen – und landete mitten in einem hohen Stapel Geschirr auf dem Boden, den sie gerade erst ausgepackt
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