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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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berichteten, waren Randolf und etliche seiner Leute gerade mit Markgraf Dietrich aufgebrochen.
    »Soll ich in die Burg gehen und mich dort umschauen?«, bot Marthe an, obwohl ihr der Gedanke Angst einflößte. »Ich könnte sagen, dass ich mich als Magd verdingen will. Vielleicht finde ich heraus, wo Christian gefangen gehalten wird.«
    »Kommt nicht infrage«, entgegnete Raimund mit aller Entschiedenheit. »Jemand könnte dich erkennen, der dich beim Hoftag gesehen hat …«
    Ihr habt keine Ahnung, wie gut die mich kennen, dachte Marthe bitter. Doch sie war bereit, es zu wagen. »Wie wollt Ihr unerkannt hineingelangen? Auf eine Frau achtet keiner.«
    Die Helden aus den alten Legenden, die sie kannte, hatten sich bei solchen Rettungsaktionen zumeist als fahrende Händler oder Mönche verkleidet, um in das Lager des Gegners zu gelangen. Doch Raimund und seine Freunde führten nichts anderes mit sich als ihre Schwerter und eine fest gewebte Stoffbahn für eine Trage.
    Raimund legte beide Hände auf ihre Schulter, drehte sie zu sich und blickte sie ernst an. »Du bleibst hier. Das ist mein letztes Wort. Es ist zu gefährlich. Besser, du sammelst jetzt deine Kräfte, wenn du deinem Herrn nachher helfen willst.«
    Marthe senkte den Kopf und trat einen winzigen Schritt zurück. Das Gefühl versagt zu haben überkam sie. Auch wenn es schwer fiel, musste sie sich eingestehen, dass Raimund Recht hatte. In ihrer derzeitigen Verfassung wäre sie wahrscheinlich wirklich nur ein Hindernis und keine Hilfe. Die Tage und Nächte seit Randolfs Blutgericht im Dorf hatten fast all ihre Kraft aufgezehrt. Deshalb war sie in Landsberg den Wachen in die Hände gelaufen. Und auch in der letzten Nacht hatte sie vor Anspannung und Sorge kaum schlafen können.
    Doch Raimund hob ihr Kinn mit einer sanften Bewegung an. »Was du an Mut bewiesen hast, hätte mancher Mann nicht gewagt.Wenn Christian überlebt, dann verdankt er das vor allem dir und Lukas.«
    Er lächelte ihr zu, doch dann wurde seine Stimme wieder hart. »Aber jetzt führen wir einen Kampf Schwert gegen Schwert. Das ist Sache der Männer.«
    »Wie wollt Ihr Euch zu viert zu den Verliesen durchkämpfen, selbst wenn die meisten Bewaffneten fort sind?«, fragte sie besorgt.
    Raimund lächelte. »Es gibt einen Geheimgang, von dem niemand etwas weiß, vielleicht nicht einmal Randolf.«
    Als er die fragenden Gesichter von Marthe und Lukas sah, entschied er, dass die beiden eine Erklärung verdient hatten. »Mein Vater hat mir vor seinem Tod davon erzählt. Er und Randolfs Vater waren gute Freunde. Doch Randolfs Vater starb so früh, dass ich nicht einmal weiß, ob er seinem Sohn überhaupt davon erzählt hat. Mit ihm starb auch die Freundschaft zwischen unseren Häusern. Randolf war schon als Kind eine hinterlistige kleine Kröte, von seiner Mutter verhätschelt und ohne das Vorbild eines Mannes von Ehre erzogen.«
    Er wies Marthe ein Versteck in den Weiden zu. »Warte hier und zeig dich erst auf unser Zeichen.«
    Dann brachen die Männer auf und ließen Marthe zurück.
     
    Das Warten war unerträglich. Zunächst hatte Marthe wieder und wieder die Vorräte an Heilkräutern, Salben und Verbänden überprüft, die sie mit Elisabeths Hilfe aus deren Vorräten und denen einer heilkundigen Frau im Dorf zusammengetragen hatte.
    Dann stand sie auf und lief ziellos ein paar Schritte hin und her.
    Sie wagte es nicht, sich zu setzen. Das Rauschen des Flusses,das Rascheln der Blätter über ihr wirkten einschläfernd auf ihren müden Körper. Sie musste wach bleiben.
    Immer wieder spähte sie in die Richtung, in die die Männer aufgebrochen waren. Doch keine Bewegung war zu entdecken. Um etwas aus der Ferne spüren zu können, war sie zu müde. Inzwischen hatte sie gelernt, dass Erschöpfung ihre Wahrnehmung einschränkte, sie dafür aber anfälliger für Traumbilder machte.
    In ihrer Unruhe begann sie sich auszumalen, was alles schief gegangen sein konnte. Vielleicht hatte Raimund den Geheimgang nicht gefunden. Vielleicht war der Gang verschüttet und nicht passierbar. Vielleicht war Christian nicht in den Verliesen, sondern an einem ganz anderen Ort oder schon tot. Vielleicht würden die Männer nie wiederkommen, weil alle bei dem Befreiungsversuch getötet worden waren …
    An diesem Punkt befahl sie sich ein energisches Halt!
    Raimund und seine Begleiter sind erfahrene Kämpfer, redete sie sich Mut zu. Sie werden es schaffen, die Wachen zu überwältigen. Wenn Randolf auf einem Jagdausflug

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