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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Christians Schuld. Und Randolf hat heute einmal mehr seine Treue zum Haus Wettin erwiesen«, widersprach Otto.
    »So? Hat er das?« Hedwig zog eine Augenbraue hoch. »Wie ich gehört habe, war die Gefahr für Konrad schon gebannt, alser sein Messer warf. Könnte es nicht eher sein, dass er Oda tötete, damit sie nichts ausplaudern kann, was ihn in Bedrängnis bringt? War nicht er es, der sie dir vorgestellt hatte?«
    Doch Ottos Reue ging vorerst nicht so weit, dass er bereit war, das zu diskutieren. »Randolf ist über jeden Zweifel erhaben. Seine Familie zählt zu den ältesten und treuesten Gefolgsleuten unseres Hauses.«
    Dietrich warf Hedwig einen Blick zu. Wie es aussah, konnten sie heute Abend nichts für Christian tun. Er musste vor dem Landding öffentlich sein Recht einfordern. Vor so vielen Zuhörern konnte Otto das ihm zugefügte Unrecht nicht übergehen.
    »Mir scheint nur, Bruder«, warf Dietrich resignierend ein, »dass du über deinen alten Getreuen deine neuen Getreuen vergisst.«
     
    Bald würde es auch noch anfangen zu regnen.
    Ermüdet und zunehmend schlecht gelaunt von den vielen Streitigkeiten unter seinen Gefolgsleuten ließ Markgraf Otto seinen Blick über die große Runde der Burggrafen, Edelfreien und Ministerialen schweifen, deren Angelegenheiten er nun schon seit dem Morgen beim Landding verhandelte. Mussten sie denn immerzu streiten? Er war darauf angewiesen, dass seine Leute miteinander statt gegeneinander kämpften. Außerdem hatte er derzeit im eigenen Haus genug Probleme.
    Mit halb geschlossenen Augen suchte er hinter den Wolken nach der Sonne. Die Mitte des Tages musste längst überschritten sein. Höchste Zeit, der leidigen Sache ein Ende zu bereiten.
    »Hat noch jemand etwas vorzubringen?«, fragte er in einem Tonfall, der deutlich zum Ausdruck brachte, dass er die Zusammenkunft als beendet betrachtete.
    »Ich, mein Herr!«, ertönte eine Stimme aus der hintersten Reihe. Marthe blickte bang zu Lukas hinüber, der sich gemeinsam mit ihr unauffällig unter Raimunds Gefolge gemischt hatte. Die nächsten Augenblicke würden über Christians und ihr Schicksal entscheiden und über das ihres Dorfes.
    Verwundert sahen die Anwesenden auf den Mann in voller Rüstung, der sich den Weg durch die Reihen bahnte. Der Helm mit Nasenschutz, die tief ins Gesicht gezogene Kettenhaube, der Bart und ein paar Verletzungen jüngeren Datums ließen von seinen Zügen so gut wie nichts erkennen.
    Unter dem Gemurmel der Versammelten kniete der Unbekannte vor dem Markgrafen nieder und legte ihm sein Schwert zu Füßen.
    »Mein Herr und Gebieter, hört mich an! Ich habe Beweise, dass Ihr bestohlen wurdet und in Eurem Namen falsche Befehle ausgegeben wurden, die den Eurigen widersprechen. Beweise, dass den Menschen meines Dorfes schweres Unrecht widerfahren ist und ich unter falscher Anklage verleumdet wurde. Ich bitte Euch um Gerechtigkeit und um Strafe für die Schuldigen.«
    Unwirsch beugte sich Otto vor. »Du forderst Gerechtigkeit, ohne dein Antlitz zu zeigen? Enthülle dein Gesicht! Dann führe mir deine Beweise vor.«
    Christian nahm den Helm ab und schob die Kettenkapuze zurück.
    Überraschte Rufe erschollen von allen Seiten.
    »Christian! Ich denke, er ist tot?«
    Jemand rief laut: »Tötet den Dieb!«
    Marthes Herz krampfte sich zusammen, als sie ein paar Wachen auf ihren Mann zugehen sah. Doch Markgraf Otto gebot ihnen mit einer Handbewegung zu warten.
    »Ich bin es«, sagte der Ritter weithin hörbar. »Dass ich hier lebend vor Euch knie, ist einer der Beweise. Ich bin nicht alsEingeständnis meiner Schuld geflohen, wie Euch fälschlich berichtet wurde. Ich wurde auf Randolfs Burg gefangen gehalten. Erlaubt mir, ihn zum Zweikampf zu fordern, und nehmt den Ausgang als Gottesurteil!«
    Randolf war wutentbrannt aufgesprungen. »Ich bin ein Mann von edlem Geblüt und kämpfe nicht gegen einen einfachen Ministerialen – und schon gar nicht gegen einen Dieb, der Euch betrogen hat, mein Herr!« Ehrerbietig verneigte er sich in Ottos Richtung.
    »Wieso steht dieser Mann dann lebendig vor mir, wo Ihr mir selbst doch seinen Tod vermeldet habt, Randolf?«, wollte Otto wissen.
    Der weißblonde Hüne wirkte nur für einen kurzen Augenblick verunsichert.
    »Anscheinend bin ich falsch informiert worden, was seinen Tod betrifft. Aber mein Verwalter hat eindeutige Beweise gefunden, dass Christian Euch um größere Mengen Silber betrogen hat«, sagte er, während seine Stimme wieder an Festigkeit gewann.
    »Ein

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