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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verdankte.
    Wo mochte er jetzt stecken? Ob er Ottos Gefolge gefundenhatte? Und ob Raimund die Erlaubnis bekam, mit Gero und Richard nach Hause zu reiten?
    Inbrünstig betete sie um Christians Leben und darum, dass bei seiner Befreiung niemand von seinen Freunden verletzt wurde.
    In der Nacht hatte sie erneut ein verstörender Albtraum geweckt, in dem sie den Ritter qualvoll zusammengekrümmt in einer Kerkerzelle liegen sah. In ihrer rechten Schläfe pochte seitdem unablässig wieder der dumpfe Schmerz.
     
    Der Markgraf war wie Christian der geborene Reiter. Er zeigte keine Spur von Müdigkeit, in seinen Augen blitzte Abenteuerlust. Aber dahinter erkannte Marthe den dringenden Wunsch, eine üble Intrige zu enthüllen. Wenn Markgraf Dietrich so auf die ritterlichen Tugenden hielt, wie es hieß, musste ihm Randolfs Verhalten zutiefst zuwider sein. Und um die Familienehre zu wahren, brauchte er Beweise für Odas Verbindungen nach Braunschweig, damit er seinen Bruder dem Einfluss des Löwen entziehen konnte.
    Sie erreichten Raimunds Gehöft kurz nach Einbruch der Dämmerung. Erstaunt und froh zugleich, begrüßte die hochschwangere Elisabeth die unerwarteten Gäste. Sie ließ einen Willkommenstrunk bringen, den sie persönlich an Dietrich reichte, wies die Stallburschen an, sich um die Pferde der Gäste zu kümmern, und die Küchenmägde, so schnell wie möglich ein Mahl zuzubereiten.
    »Mein Gemahl ist leider noch nicht zurück. Aber ich rechne spätestens morgen mit ihm, wenn ihn Euer Bruder für ein paar Tage beurlaubt«, erklärte sie dem Markgrafen.
    Der gab den Willkommenspokal an seine Begleiter weiter, nachdem er einen kräftigen Schluck getrunken hatte.
    »Danke für den warmen Empfang, schöne Dame«, erwiderteer. »Wenn Ihr erlaubt, werden wir hier auf Euren Ritter und seine Freunde warten. Wir wollen ihm bei seinem nächsten Vorhaben ein bisschen Unterstützung gewähren«, erklärte er, während er mit Elisabeth ins Haus trat.
    Die schaute überrascht auf, bemerkte das schelmische Aufblitzen in den Augen des hohen Gastes und wartete, ob er zu weiteren Erklärungen bereit war.
    Doch Dietrich machte es sich am Tisch bequem und streckte seine langen Beine aus, während Elisabeth einer Magd befahl, den Gästen umgehend vom besten Wein einzuschenken.
    Unter dem Vorwand, der Köchin einige Anweisungen erteilen zu müssen, eilte sie hinaus zu Marthe.
    »Deine Ratschläge haben geholfen«, meinte die junge Frau freudestrahlend und legte die Hände auf ihren geschwollenen Leib. »Doch erzähle – was ist passiert? Weshalb kommt Markgraf Dietrich hierher?«
    Marthe berichtete in aller Kürze. Aber dabei plagte sie ein schlimmer Gedanke: Was war, wenn Raimund bei der geplanten Befreiungsaktion zu Schaden kam? Sie erinnerte sich noch genau an seinen Wunsch, lieber zu sterben, denn als Krüppel seiner Frau zur Last zu fallen. Würde Elisabeth als Witwe mit dem Ungeborenen zurückbleiben?
    Sie zwang sich, diese Vorstellung beiseite zu schieben. Raimund war ein erfahrener Kämpfer und hatte als Ritter in Ottos Diensten schon viele Male sein Leben aufs Spiel gesetzt.
    Um innerlich zur Ruhe zu kommen und ihren von dem langen Ritt verkrampften Beinen etwas Bewegung zu gönnen, schlenderte sie über das Gehöft.
    Raimund schien im Vergleich zu Christian wohlhabend. Sein Haus war groß und aus Stein und von vielen Nebengebäudenumgeben. Schnell erkannte sie die Quelle seines Reichtums: Das Gelände hinter dem Herrensitz war bedeckt mit Ställen und Koppeln, auf denen gut gebaute Pferde und etliche Fohlen grasten.
    »Du da!« Eine helle Jungenstimme riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie drehte sich um und sah einen etwa Zehnjährigen mit einem Gesicht voller Sommersprossen, der ihr zurief: »Ja, du. Du sollst zu den Herrschaften kommen. Beeil dich!«
    Sie strich das waidblaue Kleid glatt, das ihr Hedwig hatte bringen lassen – das zweite nun schon –, und steckte eine lose Haarsträhne unter das Tuch. Dann lief sie zum Herrenhaus und verharrte im Eingang des Raumes, in dem es sich die Gäste um einen großen Tisch bequem gemacht hatten.
    »Ihr habt mich rufen lassen?«
    »Setz dich zu uns. Du musst hungrig und durstig sein – und vielleicht kannst du uns noch etwas verraten, das uns helfen kann«, lud Markgraf Dietrich sie ein.
    Beklommen trat Marthe näher. Es verstieß gegen alle Sitten, dass jemand wie sie an einem Tisch mit einer Dame, einem Fürsten und seinen Rittern Platz nahm.
    Der Markgraf wies ihr einen Platz genau ihm

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