Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
to clean.» Sie führte uns die modernsten Herde vor. Mum: «I hate cooking.» Sie lobte die pflegeleichten Oberflächen. Mum: «But it all looks like a kitchen ! I’ve always wanted an open fire. It’s so romantic.»
Der einzig Glückliche bei der ganzen Sache war mein Vater. Er kaufte die billigste Küche und mauerte zudem einen riesigen Gartengrill, damit Mum ihre Freiluftromantik ausleben konnte. Barbecues sind in Neuseeland sowieso die beliebteste Art, Essen zuzubereiten.
Ich mache das Fahrradschloss am Radständer vor der Ladentür fest und betrete das Möbelhaus. Alle Tische und Schränke glänzen so frisch poliert, dass es mich blendet. An der Information frage ich: «Where can I find Mrs. Borrington, please?»
«Second floor, kitchen department.»
Ich fahre mit dem Aufzug hoch. Und wem sehe ich mich gegenüber? Genau der Verkäuferin, die Mum damals genervt hat. Als ich ihr Namensschild lese, mache ich beinahe kehrt. Es ist Mrs. Borrington. Na ja, bestimmt erinnert sie sich nicht mehr an mich, schließlich bedient sie jeden Tag Dutzende von Kunden.
«How can I help you?», beginnt sie, dann runzelt sie die Stirn. «Aren’t you the daughter of the lady who hates kitchens?»
Ich schwöre mir, nie wieder mit Mum einkaufen zu gehen, und komme schnell zum Thema. «Mr. Charles told me about Marty, the talking rat.»
Mrs. Borrington sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. «Talking rat? That nasty grey thing? What a nonsense. I took it to the pet shop.»
Du meine Güte! Sie erbt eine sprechende Ratte, geradezu eine wissenschaftliche Sensation, und dann gibt sie sie einfach an die Zoohandlung ab! Aber gut, sie kann ja nichts dafür, dass sie keine Magischen Ohren hat. «Which pet shop?»
«Animal Attraction.»
Ich bedanke mich eilig und rausche davon.
[zur Inhaltsübersicht]
3
Marty’s Crazy Idea
I ch ziehe an der Ladentür von Animal Attraction , weil «Pull» draufsteht. Die Tür scheint verklemmt zu sein. Dann erst merke ich, dass es von innen dransteht, spiegelverkehrt natürlich. Ich muss also drücken, nicht ziehen. Anscheinend bin ich noch aufgeregter, als es mir vorkommt.
Im dämmrigen Ladeninnern der Tierhandlung riecht es nach Sägespänen und Tierfutter. Ich entdecke die Ratten gleich hinter den Wasserschildkröten und schaue in jeden Käfig. Da ist eine Rattenmama mit ihren Jungen, die wild durcheinanderwuseln. Dann zwei halbwüchsige weiße Ratten und schließlich ein leerer Käfig. Und wo ist Marty? Hoffentlich wurde er noch nicht verkauft.
Auf der Suche nach jemandem, den ich fragen kann, komme ich an einem Terrarium mit einer dicken, dunkelgrünen Schlange vorbei. Ich halte inne. Kauert da nicht etwas Graues in der Ecke? Ich beuge mich hinunter. Tatsächlich, eine graue Ratte drückt sich von innen gegen die Glasplatte. Die Schlange lässt lauernd ihre gespaltene Zunge sehen.
Ich starre der Ratte in die angstgeweiteten, schwarzen Knopfaugen, und da geschieht es wieder: Mein Atem wird weit, und ich weiß, dass ich mit der Ratte sprechen kann.
«Hello, are you Marty McRat?»
«Yes, although I feel more like Marty McRattle», kommt die gedämpfte Antwort durch die dicke Glasplatte. «Please take me out of here.»
Irre! Dieser kleine Kerl macht in seiner Todesangst sogar noch Wortspiele. «Rattle» heißt «klappern», und dass ihm im Moment die Zähne klappern, kann ich mir gut vorstellen.
Ich zupfe ein Papiertaschentuch aus meiner Jeans und wickle es um die rechte Hand. Die Schlange stößt mit dem Kopf hin und her. Vorsichtig hebe ich den Deckel des Terrariums, lasse meine Hand langsam hineingleiten und greife nach Marty. Der Schlangenkopf schnellt vor, ich reiße vor Schreck ruckartig die Hand zurück, der Deckel knallt zu.
Als ich die Hand öffne, sehe ich erleichtert, dass ich Marty erwischt habe. Sein Fell glänzt dunkelgrau, seine rosa Öhrchen stehen in die Höhe. Um sein Schnäuzchen wächst ein Ring rabenschwarzer Schnurrhaare. Er hat die Augen zusammengekniffen und öffnet sie langsam, dann stellt er sich auf die Hinterpfoten und fasst sich theatralisch an die Brust. «You saved my life. Who are you?»
«I’m Mica. Mr. Charles told me that Mr. McKovack gave you to Mrs. Borrington.»
Er legt die Öhrchen an und betrachtet mich aus seinen großen Knopfaugen. «Why can you understand me?»
«I don’t know. But now I’ll pay for you so I can take you home with me.»
Ich gehe zur Kasse, wo ich Marty aufs Laufband setze.
Der Verkäufer, ein
Weitere Kostenlose Bücher