Das Geheimnis der Magischen Ohren (German Edition)
in Form eines Drachenkopfs betätige. «Is this our client’s house? It’s spooky.»
Ich fasse mir an die Brust. «Now my heart is really beating like a jungle drum.»
Die Tür wird geöffnet, und eine Frau, die so um die sechzig Jahre alt sein dürfte, schaut uns mit freundlichem Interesse an. Sie hat lange, weiße Haare und trägt einen roten Batik-Kaftan. Darunter lugen rot lackierte Fußnägel hervor. «What can I do for you?»
«I’m Mica, and this is my assistant Marty.» Ich deute auf Marty, der auf meiner Schulter aufgeregt von einer Hinterpfote auf die andere trippelt. «We’re the …» Ich zögere, weil ich mir total bescheuert vorkomme. «The Mystery Detectives.»
Mrs. Key wirkt überrascht, aber nicht auf unangenehme Weise. «Come in, this way please.»
Ich folge ihr in ein überladenes Wohnzimmer. Noch nie habe ich eine solche Anhäufung von Dekorationsgegenständen gesehen. An den Wänden ist zwischen Fotos, Gemälden, Wandbehängen, Masken, Speeren und Was-nicht-noch-allem kaum etwas von der Tapete zu sehen. Die Möbel stellen einen Stilmix dar, der alle Epochen und Völker der Welt vereint. Von den vielen Teppichschichten will ich gar nicht erst reden.
«Our client likes to travel», meint Marty. Das Wort «Client» hat es ihm gewaltig angetan.
«Marty says you like to travel.»
Mrs. Key neigt den Kopf und betrachtet Marty eingehend. «He’s talking to you?» Bevor ich antworten kann, ergänzt sie: «And he’s right, you know. Take a seat.» Sie macht eine Handbewegung, die den ganzen Raum umfasst. Ich entscheide mich für einen Schaukelstuhl, weil schaukelnde Bewegungen beruhigen.
Mrs. Key bietet mir an, sie Eve zu nennen, und schenkt aus einer reichverzierten Karaffe Wasser in Becher, die aussehen, als hätte schon ein chinesischer Monarch vor ewigen Zeiten daraus getrunken. Sie reicht mir einen Becher und erkundigt sich, ob Marty ein eigenes Trinkgefäß braucht. Da taucht das freche Kerlchen schon kopfüber in meinen Becher und schlürft daraus.
Eve lacht und setzt sich uns gegenüber auf einen Diwan. «You’re a great team, that’s for sure. How many cases have you solved already?»
«We’ve only just started our business. It was Marty’s idea.» Ich befreie den strampelnden Kerl aus dem Becher und setze ihn auf meinen Oberschenkel. «I know you must be thinking that I’m a girl who plays detective games and pretends her rat can talk.»
Eve schüttelt den Kopf. Lange Perlenohrhänger tauchen aus ihren Haaren auf und schwingen um ihren Hals. «Not at all. I’ve seen stranger things than talking rats.»
Marty meldet sich zu Wort. «Ask her if she’s seen snakes on her trips and if she’s scared of them.»
Ich wiederhole seine Frage.
«Sure I’ve seen snakes. I’m not scared of them, but I have a healthy respect of them. Why is he asking?»
Ich erzähle ihr, wie ich Marty aus einem Schlangenterrarium befreit habe.
Eve staunt und fragt, ob sie Marty auch mal halten darf. Marty springt auf den Boden und klettert auf Eves Diwan, wo er sich zutraulich in ihre Armbeuge kuschelt. Sie streichelt ihn lächelnd. «Yes, I believe you that you can talk to him and that he understands what I say. He’s got something special in his eyes.»
Marty blinzelt Eve hingerissen an.
Nach dieser kurzen Flirteinlage kommen wir endlich zum eigentlichen Grund unseres Hierseins. Und der beginnt vielversprechend, denn Eve sagt: «My problem is about something that happened in another world.»
[zur Inhaltsübersicht]
5
The Chinese Curtain
A ls Eve uns erzählt, wie sie ein Tor zu einer anderen Welt entdeckte, ist selbst der zappelige Marty mucksmäuschenstill. Andächtig lauschend hockt er in Eves Armbeuge.
Vor acht Jahren fand Eve auf einer Chinareise in einem unscheinbaren Antiquitätenladen einen seidenweichen, glänzenden Stoff. Als sie ihn auffaltete, entpuppte er sich als handbemalter Seidenvorhang. Der Verkäufer sagte, es handle sich um ein wertvolles, zweihundert Jahre altes Einzelstück. Eve konnte nicht widerstehen und kaufte den teuren Vorhang.
Nach ihrer Heimkehr hängte sie im Schlafzimmer die Tür aus, die ins Ankleidezimmer führte, und brachte dafür den chinesischen Seidenvorhang an.
Etwa einen Monat später wachte sie mitten in der Nacht auf, weil es donnerte und ein furchtbares Gewitter losging. Ihr fiel ein, dass die Gartenstuhlbezüge noch auf der Terrasse waren. Im Dunkeln wollte sie ihren Regenmantel aus dem Ankleidezimmer holen, vergaß dabei aber, den
Weitere Kostenlose Bücher