Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
Vom Netzwerk:
sagte er, als eine Gestalt im Garten erschienen war, die ihnen sehr
eindrucksvoll entgegenschritt. Der Mann selbst war zwar keineswegs besonders
auffallend, sondern eher unbedeutend, nicht groß, aber er hatte eine
wunderschöne weiße Haarmähne, die ihn aussehen ließ wie ein Löwe. Er war
zweifellos von seiner eigenen Wichtigkeit sehr überzeugt und stolzierte
wohlgefällig auf sie zu, gefolgt von einem ältlichen Spaniel, dessen
grenzenlose Bewunderung für seinen Herrn dessen majestätische Erscheinung noch
unterstrich. Das war zumindest Paulines Meinung.
    »Du liebe Güte, was für ein
aufgeblasener Gockel!« murmelte sie, »aber dieses prachtvolle Haar. Die meisten
Frauen würden dafür ihr Augenlicht opfern.«
    »Sind Sie ruhig«, murmelte
Anthony. »Lachen Sie nicht. David sagt, daß dieser Bursche sich sehr wichtig
nimmt.«
    »Den Eindruck macht er auch«,
kommentierte Pauline und wurde von Anthonys bösem Blick etwas eingeschüchtert.
    »Guten Morgen, guten Morgen,
ihr Fremden. Wie schön doch heute die Sonne scheint, nicht wahr?«
    Seine Stimme klang sehr geziert
und stand in merkwürdigem Widerspruch zu seiner sonstigen imposanten
Erscheinung. Pauline hatte den Eindruck, daß das Wetter sein ganz persönlicher
Stolz war, als ob er der Sonne zu scheinen befohlen hatte. Doch Anthony
erwiderte seine Bemerkungen mit gebührender Achtung. Er erkundigte sich, ob er
sich mit Mr. Milward unterhielt. Dann nannte er
seinen eigenen Namen.
    Und meinen nicht, bemerkte
Pauline. Glaubt dieser arme Irre denn, meine Anonymität wahren zu können? Mit
einem Mord, der uns anhaftet. Und schon ist es aus mit meinem guten Ruf — aber
was soll’s?
    Sie stellte fest, daß Anthony
keinerlei Bemerkung über sein Knie machte, sondern einfach sagte: »Ich suche
ein Telefon und dachte, vielleicht könnten Sie mir helfen.«
    Der Heiler warf einen strengen
Blick von einem zum anderen und schien eine Frage auf den Lippen zu haben, doch
dann erinnerte er sich seiner Würde und sagte nur: »Hier ist mein Haus; aber
ich habe noch nie ein Telefon gebraucht.«
    Aus dieser Bemerkung ging klar
hervor, daß derartige, moderne Verständigungsmittel unter seiner Würde lagen. Milward fuhr fort: » Mrs. Morton
wohnt hier in der Nähe, sie besitzt einen Apparat und ist immer bereit, einer
verzweifelten Seele zu helfen. Hoffentlich kein Unfall?«
    Er hatte offensichtlich
zwischen seiner Allwissenheit und seiner Neugier einen kurzen Kampf
auszufechten gehabt, den die Neugier gewonnen hatte. Anthony zögerte einen
Augenblick, doch dann entschloß er sich zu der Meinung, daß es keinerlei Sinn
hätte, ein Geheimnis aus der Sache zu machen. Dieser Mann würde bestimmt mit
ihnen kommen und zweifellos alles mithören, was er am Telefon zur Polizei
sagte. Daraufhin antwortete er kurz: »Hat nichts mit uns zu tun, aber es war
ein Unfall. Ein tödlicher. Ich weiß nicht, wer der Kerl ist, aber auf jeden Fall
liegt in dem alten Bootshaus eine Leiche.«
    Milward wirkte keineswegs erschrocken.
Seine Augen blickten triumphierend. »Im Bootsschuppen? Was habe ich gesagt! —
>In der Nähe des Wassers.< Ich irre mich nie. Die Geister sprechen, und
ich lausche. Die Leute hier wissen, daß ich unfehlbar bin. Sie haben gestern
lange Zeit gesucht; und jetzt hat man Gary Holder gefunden.«
    Gary Holder. Das muß der Name
des vermißten Mannes sein. Pauline war verärgert,
beinahe wütend. Dieser gefühllose, alte Mann kümmerte sich überhaupt nicht
darum, daß der Mensch tot war. Alles, was ihn beschäftigte, war, daß er und
seine verdammten Geister recht behalten hatten. Auch Anthony zeigte keinerlei
Gefühlsregung und sagte ruhig: »Ja, wenn Sie sagten, daß er in der Nähe des
Wassers sei, so hatten Sie zweifellos recht. Hochinteressant. Ihre Fähigkeiten
beeindrucken mich ungemein.«
    Das fand Pauline nun wirklich
übertrieben. Sie ärgerte sich über Anthonys Unaufrichtigkeit und über den strahlenden
Triumph auf dem Gesicht des anderen. Dieser Mann war verrückt, zumindest
besessen. Doch Anthony sagte nur: »Wir müssen die Polizei rufen.«
    Von seinem gewöhnlichen
Zynismus entdeckte man keine Spur, und sämtliche Versuche, seinen Blick zu
erhaschen, schlugen fehl. Sein Selbstbewußtsein überraschte sie und amüsierte sie gleichzeitig, obwohl sie sich sagte, daß dies
nicht der Augenblick für frivoles Denken war. In diesem Augenblick erreichten
sie das Gartentor des benachbarten Häuschens. Pauline erschrak, als sie auf
jedem Zaunpfosten eine wie zu einer

Weitere Kostenlose Bücher