Das Geheimnis der Mangrovenbucht
hilflos zu Anthony,
der ein Grinsen unterdrücken mußte und mit der Erzählung fortfuhr, »Ich ging
hinunter und habe die Leiche ebenfalls gesehen. Miss Marshall hatte einen
ziemlichen Schock erlitten, aber man konnte im Augenblick nichts tun.«
»Nichts tun?«
»Verstehen Sie, das Kanu lag
trocken am Ufer, dort wo ich es verlassen hatte. Und das Boot — na ja — es war
besetzt. Den Weg durch die Bucht kannten wir nicht. Daher blieb uns nichts
anderes übrig, als die Nacht dort zu verbringen, wo wir waren.«
Der Sergeant kämpfte mit dem
Wunsch, diesen beiden jungen Leuten einen Vortrag über richtiges Benehmen zu
halten, doch dann sagte er nur: »Und Sie haben nichts angerührt?«
»Nichts. Heute früh entdeckte
ich eine Kette und ein Schloß und sperrte den Schuppen ab. Ich fand auch
Pferdehufspuren, die offensichtlich von der Bucht zum Bootshaus und wieder
zurück führten.«
»Tatsächlich, Sir? Und sahen
diese Spuren ziemlich frisch aus?«
»Ziemlich. Nicht älter als ein
oder zwei Tage, denn ich glaube, daß es hier am Samstagvormittag regnete,
wodurch sie weggewaschen worden wären. Ich legte Säcke darüber, für den Fall,
daß ein plötzlicher Guß kommen sollte.«
Der Sergeant entspannte sich
ein wenig. Ein vernünftiger junger Mann. »Das war genau das Richtige. Ich
möchte gerne, daß Sie jetzt mit uns hinübergehen und uns zeigen, wie die Dinge lagen.
Sie auch, Mr. Marshall. Ich kannte Sie zwar noch nicht, hörte aber, daß Sie vor
einiger Zeit dieses Haus gekauft haben. Sie sind gestern
abend nicht mit Ihrer Schwester hergekommen?«
»Nein. Ich wußte gar nicht, daß
sie kommen wollte. Sie hat sich sehr eilig dazu entschlossen — vermutlich
wollte sie sich von der Stadt erholen, und schließlich wußte sie ja, daß sie
jederzeit herkommen könnte. Ein unglücklicher Zufall, daß ich das Haus schon
verliehen hatte.«
»Äußerst unglücklich«, stimmte
Rutherford nachdrücklich zu, wobei Pauline dachte: >Er ist ein widerlicher
Pedant und stellt sich vermutlich alle möglichen nächtlichen Spiele vor. Wenn
er nur die Wirklichkeit gesehen hätte.<
»Und was hat Sie
hierhergeführt, Mr. Marshall? Sind Sie nur gekommen, um Ihren Freund zu
besuchen?«
Pauline hielt den Atem an, und
Anthony dachte: >Hoffentlich lügt jetzt der gute David nicht. Das zahlt sich
bei der Polizei letzten Endes nie aus.<
»Ich kam her, weil ich in der
Zeitung gelesen hatte, daß Holder vermißt würde.«
»Waren Sie mit ihm befreundet?«
Einen Augenblick lang zögerte
er. »Ich kannte ihn recht gut. Mrs. Holder kenne ich
seit meiner Kindheit; meine Schwester und ich spielten immer mit ihr zusammen.
Ich bin hergekommen, um zu fragen, ob ich helfen kann.«
Pauline atmete tief. Das war
die richtige Antwort, und David hatte dem Sergeanten beim Sprechen entschlossen
in die Augen gesehen. Und sie dachte: >Wie ernst und gequält sein Gesicht
doch ist. Viel älter — dabei war er einmal so fröhlich. Doch er sieht immer noch
sehr gut aus, mit seinem blonden Haar und dem offenen Ausdruck.<
Rutherford hatte sich in einem
kleinen Buch eine Notiz gemacht. Dann sagte er mit Nachdruck: »Das war eine
christliche Tat. In dieser Welt bedeutet eine hilfreiche Hand für jene, die in
Schwierigkeiten sind, sehr viel«, doch Anthony witterte hinter diesem Lob etwas
Groll. Er vermutete, daß dieser alte Bursche irgendeinen Braten roch.
»Und Mr. Milward und Mrs. Morton?« Er nahm alle ins Kreuzverhör.
Ada Morton sagte kurz: »Sie
sind so früh wie möglich herübergekommen, um zu telefonieren; und hier war die
erstbeste Gelegenheit dazu. In diesem Augenblick erfuhr ich zum ersten Mal von
Mr. Holders Tod. Wir hatten eben den Hörer wieder eingehängt, als Mrs. Holder erschien, um sich zu erkundigen, ob ich irgend etwas gehört hätte. Ich wollte eben hinübergehen, um
es ihr zu sagen.«
»Danke, Mrs. Morton.« Diesmal klang seine Stimme respektvoll. Ada Morton schien hier
ziemlich angesehen zu sein — trotz ihrer zahlreichen Tiere. Seine Stimme klang
etwas anders, als er sich an Milward wandte.
»Und Sie, Sir? Was haben Sie
eigentlich damit zu tun?«
Der Heiler benahm sich nach wie
vor hochmütig, war aber auf der Hut. »Ich traf diese Leute auf der Straße und
brachte sie hierher. Das ist alles.«
»Nicht ganz alles. Man sagt,
Sie hätten behauptet, daß Sie wüßten, wo die Leiche läge. Selbstverständlich
alles gottloser Unfug?«
Anthony beobachtete den Heiler
mit Interesse. Zeigte sein Gesicht eine Spur von Angst? Wenn
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