Das Geheimnis der Mangrovenbucht
jagt.
Wright unterhielt sich mit
Verity auf sehr taktvolle und mitfühlende Art, dann wandte er sich Pauline zu.
»Die junge Dame, von der ich Ihnen bereits erzählte, Sir«, sagte Rutherford
geheimnisvoll, wobei sich Pauline gut vorstellen konnte, was er von ihr gesagt
hatte. Wahrscheinlich: »Das ist die, die die Leiche gefunden hat, und was sie
mit dem jungen Irving sonst noch in der Hütte getrieben hat, ist nicht meine
Aufgabe, festzustellen.« Doch Wright schien nicht der Mann zu sein, der sich
für derartigen Tratsch besonders interessierte.
Wright blickte Pauline
freundlich und mitfühlend an, dann sagte er: »Der Sergeant glaubt, daß er uns
jetzt hinüberbringen kann, vermutlich mit Hilfe eines Bootes, das sie
herüberschicken; aber ich glaube, wir sollten besser zu Fuß weitergehen«,
worauf die fünf Männer in die Dämmerung hinein davonschritten. Pauline
schauderte. Was für eine entsetzliche Aufgabe, und dabei hatte Wright ganz
normal und freundlich ausgesehen.
»Sie werden enttäuscht von ihm
sein«, erzählte sie Anthony nach ihrer Rückkehr, bei der sie den jungen Mann in
ein Buch vertieft vorfanden. »Er ist genauso wie jeder normale Mensch. Kein
theatralisches Gehabe, und so weiter.«
»Das ist aber wirklich zu
schade. Aber es muß schließlich auch solche Detektive, abgesehen von dieser
>Wer-war-es-Kategorie<, geben«, antwortete er gelangweilt und wandte sich
wieder seiner Lektüre zu.
Seine Lässigkeit ärgerte Pauline.
Ihrer Meinung nach sollte er wirklich etwas mehr unter dieser angespannten und
tragischen Situation leiden.
»Jeder würde glauben, daß Sie
hier eine herrliche Urlaubswoche auf dem Lande verbringen«, beklagte sie sich,
als die beiden einen Augenblick lang allein waren, »und sich nicht im Hause
eines Ermordeten befänden.« '
»Mein liebes Mädchen, müssen
Sie denn so dramatisch sein? Was soll ich denn tun? Um Verity herumschwänzeln
und ihr somit das Ganze noch mehr vor Augen halten? Was meinen Aufenthalt hier
anbetrifft, so ist der alte Gary schließlich für immer aus dem Haus — wenn dies
nicht der Fall wäre, hätte er uns vermutlich nicht sehr willkommen geheißen. Er
scheint ja nicht gerade ein sehr menschenfreundlicher Typ gewesen zu sein.«
Sie zuckte die Achseln und
mußte ihm recht geben. Er mochte zwar ermüdend und gefühllos sein, aber sein
Benehmen verminderte zweifellos die allgemeine Spannung. Die Tragödie schien
ihn keineswegs erschreckt zu haben; er senkte weder seine Stimme noch
veränderte er sein Benehmen, wenn er mit Verity sprach. Er benahm sich einfach,
als ob überhaupt nichts Ungewöhnliches oder Schreckliches geschehen wäre.
Und genau dieses Benehmen
brauchte Verity anscheinend. Als die Mädchen das Abendessen bereiteten, sagte
Verity plötzlich: »Anthony ist eine solche Hilfe. Er ist so anspruchslos und
hilfsbereit. Er denkt immer an kleine Dinge, die vielleicht nützlich sind, und
erledigt alles ohne großes Gerede.«
»Wirklich? Das habe ich noch
gar nicht bemerkt«, antwortete Pauline mürrisch, doch dann schämte sie sich
etwas. Solange Anthony sich um Verity kümmerte, war es völlig gleichgültig, wie
sehr er ihr auf die Nerven ging. Schließlich hatte sie nichts anderes als einen
Schock erlitten, und ihre übertriebene Angst um David kam daher, weil sie immer
noch unter diesem Schock litt. Jegliche Gefahr bestand nur in ihrer Einbildung
und Phantasie. Wenn sie nur schlafen könnte und vergessen...
Anthony hatte ihren
Nervenzustand anscheinend erkannt, denn als die drei etwas später schwerfällig
überlegten, ob sie jetzt zu Bett gehen sollten, ging er plötzlich hinaus, um
mit einer kleinen Flasche wiederzukehren. »Ich habe geschnüffelt«, sagte er
heiter, »habe Ihren Medikamentenschrank durchstöbert, Verity, und diese
Schlaftabletten gefunden. Die harmlosen, und ich glaube, daß ihr beide die heute nacht brauchen könnt. Und früh zu Bett. Jetzt bitte
kein Protestieren, keine losen Bemerkungen darüber, daß man dieses Zeug nicht
nimmt, Pauline. Onkel Anthony übernimmt jetzt das Regiment.«
»Ein sehr gebieterischer
Onkel«, brummelte sie, doch irgendwie fühlte sie sich ruhiger. Schließlich nahm
sie die Tabletten, und ihr Kopf hatte noch kaum das Kissen berührt, als sie
bereits in einen tiefen Schlaf des Vergessens gesunken war.
7. Kapitel
Es wurde schon spät, und die
Dunkelheit war bereits hereingefallen, als die Polizisten immer noch auf dem
Weg zu Davids Hütte waren. Das Wasser war gerade
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