Das Geheimnis der Mangrovenbucht
zufrieden, nur über die Geschäfte zu sprechen, und endete
mit den Worten: »Ich sah eine Anzeige über das Haus nebenan.«
Verity blickte überrascht auf.
»Das Haus der Taylors? Soll das heißen, daß sie es jetzt doch verkaufen?«
»Das hatten sie vor. Der Makler
sagte, sie hätten ihn vor ein paar Tagen dazu beauftragt, aber jetzt haben sie
den Auftrag wieder rückgängig gemacht. Merkwürdig, nicht wahr? Er ist Lehrer,
stimmt das? Was ist er für ein Mensch, Verity?« Wenn sie nur dieses Mädchen zum
Sprechen bringen könnte, dachte sie, als sie den Kessel aufsetzte.
»Ein ganz normaler Mann.
Meistens sehe ich ihn nur vom Fenster aus, wenn er im Garten arbeitet und aus
und ein geht. Groß, grauhaarig und gutaussehend, wie ein typischer Lehrer.«
»Genau«, sagte Anthony.
»Befehlshaberisches Auftreten. Adlerauge. Gebieterisch. Regiert über seine
kleine Welt und kommandiert seine Frau.«
»Letzteres nicht unbedingt«,
sagte Verity und lächelte ein wenig. »Sie scheinen sich sehr zu mögen; ich bin
davon überzeugt, daß er sie nie herumkommandiert.«
»Und wie ist sie?« fragte
Pauline, als sie gerade den Tee aufgoß , obwohl sie
das Ganze gar nicht interessierte. »Der hübsche, charmante Typ? Damit kann man
die meisten Männer einwickeln.«
»Ja, ziemlich. Viel jünger als
er und sehr hübsch, mit diesem herrlichen, englischen Teint und typisch
englischer Stimme. Ich glaube nicht, daß sie schon sehr lange hier sind. Er
erzählte jemandem, daß dies seine erste Erfahrung mit einer neuseeländischen
Schule sei.«
»Und zweifellos nicht mit einer
besonders hervorragenden. Übrigens, hier ist die Hose, wegen der Pauline so ein
Theater veranstaltet hat. Sie ist entsetzlich wählerisch. Ich, für meine
Person, hätte alles genommen, aber sie wollte unbedingt, daß ich schön und
elegant aussehe.«
Diesmal ließ sich Pauline nicht
hochnehmen. Als sie den Tee getrunken hatten, sagte sie: »Laß uns einen
Spaziergang machen, Verity, bevor es zu spät wird. Vielleicht können wir dann
besser schlafen.«
»Aber ohne mich«, antwortete
Anthony prompt, »ich bin völlig erschöpft nach diesem Einkaufsbummel mit
Pauline.«
Die beiden Mädchen gingen über
die Weiden hinunter zur Totenbucht. Der Wintertag ging zu Ende, und die letzten
Sonnenstrahlen bestrahlten die grünen Weiden und die dunkelgrünen, für diese
Landschaft so charakteristischen Bäume. Pauline meinte: »Wie schön, daß sie die
nicht fällen. Sind das Mrs. Mortons Pferde da drüben?
Wie glatt und zufrieden sie doch aussehen.«
»Sie verwöhnt sie auch
ungemein. Ich glaube, sie verwöhnt jeden, mit dem sie etwas zu tun hat. Die
Leute lieben sie — außer Gary, natürlich.«
Ihr Ton war sehr sachlich. So
konnte man doch niemals von einem Mann reden, dachte Pauline, den man wirklich
geliebt hat, noch dazu, wenn dieser eines grausamen Todes gestorben war. Sie
zuckte zusammen und blickte die Bucht entlang. In der Ferne konnte sie Davids
Hütte entdecken, doch das Bootshaus war durch einige Bäume auf ihrer Seite der
Bucht versteckt. Ob die Leiche noch dort war? Sie schauderte bei dem Gedanken
daran, und doch kehrten diese immer wieder zum Schauplatz zurück. Ob sie die
Leiche dort lassen würden, bis der Detektiv aus der Stadt mit seinem Fotografen
und den ganzen Geräten erschien, um den Mord zu klären?
Während sie ihren Gedanken
nachhing, hörte sie plötzlich Stimmen und sah eine kleine Gruppe von Männern
über die Weide auf sie zukommen. Sie waren zu fünft, angeführt von Sergeant
Rutherford, der sehr ernst zu einem großen, dunkelhaarigen Mann mit einem
wachen Blick hinredete. Etwas hinter ihm, auf der anderen Seite, folgte ein
Mann, den Verity — mit einem Unterton in der Stimme — als den Landarzt
bezeichnete. Hinter ihnen trottete der rothaarige Polizist und noch ein
Fremder; beide waren mit einer Kamera und einem anderen Instrument bewaffnet.
Der auserwählte Detektiv aus der Stadt, über den David sich lustig gemacht
hatte, hatte sich offensichtlich ziemlich beeilt.
Als sie an die beiden Mädchen
herankamen, grüßte der Arzt Verity und sprach ihr sein Beileid aus; anschließend
stellte er ihr den Detektiv, Inspektor Wright, vor. »Und das ist Sergeant
Collins, der den Inspektor hergefahren hat«, und — so dachte Pauline — dessen
Aufgabe es ist, die Leiche des armen Mannes zu fotografieren, Fingerabdrücke zu
nehmen und die gesamten knechtlichen Arbeiten zu
verrichten, während der große Detektiv nach Anhaltspunkten
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