Das Geheimnis der Mangrovenbucht
alles in Ordnung sei, weil er seinem Freund die Hütte
geliehen hatte. Auf jeden Fall war er aber da.«
»Wäre es möglich, daß er Holder
irgendwo in der Nähe des Bootshauses gesehen hätte, daß er mit ihm gestritten
und dabei die Kontrolle über sich verloren hätte? Aber es wäre auf jeden Fall
Wahnsinn gewesen, die Leiche dortzulassen — es sei
denn, er wäre gestört worden.«
»Und selbst wenn dies
eingetreten wäre, so hätte er immer noch zwei Tage gehabt, um den Toten
loszuwerden. Holder verschwand und wurde vermutlich am Samstagvormittag umgebracht.
Die Leiche wurde aber erst am Montagabend gefunden. Marshall hätte also
genügend Zeit gehabt, um sie ins Wasser zu werfen oder um sie hinter seiner
Hütte in der Erde zu vergraben. Dort hätte sie einige Zeit bleiben können.«
»Ja. Das stimmt. Aber trotzdem
sieht die Angelegenheit für den jungen Mann nicht sehr gut aus.«
»Sie wird noch schlechter
aussehen, wenn du zufälligerweise entdecken solltest, daß diese Hufspuren zu
seinem Pferd gehören, auf dem er drüben immer reitet.«
»Verlange bitte keine Wunder
von mir. Es besteht nur eine sehr geringe Chance, daß ich sagen kann, welches
Pferd diese Spuren hinterließ. Der nächste Verdächtige, bitte.«
»Als nächstes kommen die
Nachbarn. Da gibt es einen komischen alten Vogel, der Menschen und Tiere durch
eine Art Autosuggestion heilt, gemischt mit Farbtherapie und Geistern, die zu
ihm sprechen. Er mochte Holder nicht, weil der Verstorbene es gewagt hatte,
sich über seine okkultistischen Fähigkeiten lustig zu machen. Das könnte
bereits ein Motiv sein.«
»Wenn das stimmt, dann kann man
ihn wohl bereits ausschalten. Sagtest du nicht, er hätte vorausgesagt, daß man
die Leiche in der Nähe des Wassers finden würde? Wenn er der Mörder gewesen
wäre, hätte er dies doch bestimmt nicht gesagt.«
»Das ist richtig. Trotzdem hatte
er einen Grund — und außerdem kann er mit Pferden und anderen Tieren
offensichtlich machen, was er will. Er hätte die Leiche fortschleppen können.
Er ist zwar nicht groß, aber sehr stark. Seine Prophezeiung hätte genausogut reiner Bluff sein können. Er könnte annehmen,
daß man ihn nie verdächtigen würde, weil er diese Angabe gemacht hatte.«
»Sehr fein ausgeklügelt, das
Ganze. Aber schwierige Mordfälle machen mir Spaß. Und was gibt es sonst noch
für Nachbarn?«
»Neben ihm wohnt eine Witwe,
eine gewisse Mrs. Morton. Eine liebe, sehr sensible
Frau, abgesehen von der Tatsache, daß sie von Katzen besessen ist. Sie mag
Verity Holder sehr gern. Sie wäre stark genug — und ich glaube auch,
entschlossen genug —, einen Mann umzubringen, und sie besitzt zwei Pferde, mit
denen sie die Leiche fortschleppen könnte. Aber wäre eine Frau je in der Lage,
diese auf den Rücken eines Pferdes zu heben? Und warum sollte sie den Toten bis
zum Schuppen tragen, anstatt ihn einfach hier im Fluß zu versenken?«
»Wie kam sie dir vor? Irgendwie
verrückt? Meiner Meinung nach hätte kein vernünftiger Mensch die Leiche dorthin
gebracht, es sei denn, er wollte David Marshall in Verdacht bringen.«
»Das würde sie sicher nicht
tun. Nicht der Typ für eine derartige Handlung; außerdem würde sie niemals
einem Freund von Mrs. Holder schaden wollen, und
obwohl sie wie ein Grab darüber schweigt, so weiß sie sicherlich über diese
Beziehung Bescheid. Ich glaube, für den Augenblick können wir Mrs. Morton vergessen.«
»Und wer käme sonst noch in
Frage? Sicherlich gibt es auch andere Nachbarn? Aber warum sollte man sich nur
auf Nachbarn beschränken?«
»Wegen des Ortes, an dem die
Leiche gefunden wurde. Wenn irgendeiner seiner >wohlgesinnten Freunde<
aus der Stadt Holder umgebracht haben sollte, so hätte er sicherlich die Leiche
ins Meer geworfen, das dort sehr tief und ein wesentlich besseres Versteck als
dieser verdammte Schuppen ist. Ja, es gibt noch zwei weitere Nachbarn... der
Farmer oben an der Straße. Dem fiel es schon schwer, höflich zu sein. Er war mehr
besorgt um seinen Flugzeug-Landeplatz als um den Mord. Mir kam er von allen am
meisten verdächtig vor, ein sehr grober und starker Bursche. Er sieht aus, als
ob er jeden um einen Pfifferling ermorden würde.«
»Wie ihr Stadtmenschen doch
sofort auf einen armen Farmer losgeht! Wahrscheinlich nur, weil er ein
einfaches Kind der Scholle ist und ein graues Hemd und eine grobe Hose trägt,
glaubt ihr bereits, er könnte ein Mörder sein.«
»Und was für einen Vogel ihr
einfachen Kinder der Scholle
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