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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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der Polizei offen zu
reden.«
    Taylor ignorierte seinen
Sarkasmus und wollte sich gerade würdig verabschieden, als er zögerte und noch
einmal von der Türe zu ihm zurückkam: »Inspektor«, begann er, »was Sie
herausgefunden haben...«, dann stockte er, zutiefst gedemütigt, beschämt, um
Diskretion bitten zu müssen.
    Wright entgegnete ihm sofort:
»Was ich herausgefunden habe, Mr. Taylor, ist Ihre Privatsache. Ich untersuche
einen Mordfall und bin kein Hüter der Moral. Ihre persönliche Geschichte ruht
bei mir in Sicherheit.«
    »Vielen Dank, Inspektor. Ich
weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann«, sagte Taylor und verließ schnell
den Raum.
    »Armer Teufel«, dachte Wright,
als sich die Tür geschlossen hatte. »Nicht schön, sehen zu müssen, wie ein Mann
jegliche Stärke verliert. Aber er hat natürlich gelogen. Holder zwang ihn zum
Verkauf.«
    Von dem Toten waren zweifellos
Schwierigkeiten zu erwarten, entschied Wright lächelnd. Schließlich war er ja
kein sehr einnehmender Mensch gewesen, wie sich der junge Irving ausgedrückt
hatte. In diesem Augenblick klopfte Anthony an die Tür. Ob der Inspektor zum
Mittagessen kommen möchte?
    Wright entschuldigte sich. Wäre
es vielleicht möglich, daß Mrs. Holder ihm eine Tasse
Tee und ein Sandwich machte, damit er in seiner Arbeit fortfahren könnte? Aber
natürlich nur, wenn das nicht zu viel Mühe bereiten würde.
    »Überhaupt keine Mühe«,
versicherte ihm Anthony. »Stets zu Diensten. Der Anlaß wäre natürlich ein etwas
freudigerer, wenn...«, dann ließ er seinen Satz unbeendet, was etwas merkwürdig
wirkte.
    Doch Wright lächelte freundlich.
»Ich begreife, was Sie meinen, und gebe Ihnen völlig recht. Nichts ist
verwirrender, als mit einem Polizisten zusammenzusitzen, der sich fragt, wer
von den Anwesenden der Mörder war«, sagte er gewandt, worauf Anthony sich wegen
des Fehlschlages seiner zynischen Äußerung etwas enttäuscht zurückzog.
    Wright fuhr in seiner Arbeit
fort, fand aber nichts Interessantes — nur weitere Beweise des Reichtums dieses
Mannes und der schamlosen Ausnutzung seiner Macht, aber nichts, was auf einen
Mord hindeutete. Als Anthony gerade mit einem Tablett erschien, auf dem er Tee
und Sandwiches brachte, sagte Wright plötzlich: »Der alte Mann, der gerade den
Weg heraufkommt. Ist das Dibble? Ich glaube ja. Ich gehe schnell hinaus und
spreche mit ihm.«
    »Bevor jemand von uns ihn
warnen kann?« sagte Anthony boshaft. Wright überhörte seine Stichelei. Er
wollte auf jeden Fall nicht das Risiko eingehen, daß Verity Dibble ersuchte,
nichts von dem Gespräch zwischen Holder und Taylor zu erzählen; denn Wright war
überzeugt, daß, falls bei diesem Streit das Thema auf Holders Beziehung zu
dieser Frau, die er seine Gattin nannte, gekommen war, Verity alles tun würde,
um dieses unglückliche Paar zu schützen. Das war eben die Art der Frauen.
    Dibble mochte die Polizei
nicht. Das sah man schon an seinem ersten Blick, den er auf den Inspektor warf.
Er wollte nicht verhört werden. Das ließ er sofort durchblicken. Er ging sogar
zum Angriff über.
    »Was ist jetzt wieder los?
Wollen mich wohl ausfragen, so wie es die Polizei mit unschuldigen Leuten immer
tut? Was ich gesehen habe? Wo ich war? Aber — die Antwort ist —, daß ich nichts
gesehen habe, daß ich nichts getan habe, daß ich nirgendwo gewesen bin.«
    Nach dieser glänzenden
Darbietung über den Nutzen der allgemeinen Schulpflicht verfiel Dibble in brütendes
Schweigen. Wright blickte ihn streng an und sagte: »Mein Lieber, es besteht
keinerlei Grund, diesen Ton anzuschlagen. So reden nur Leute, die etwas zu
verbergen haben. Das bringt mich übrigens auf einige Gedanken. Wann haben Sie
Holder zum letzten Mal gesehen?«
    Dibble spuckte kräftig aus,
womit er nicht nur seine Meinung über den Verstorbenen, sondern auch die über
die Polizei kundtun wollte.
    »Hab’ ihn schon ungefähr einen
Monat nicht mehr gesehen. Könnt’ ihn nicht riechen. Weiß nix von ihm, außer,
daß seine Leiche irgendwo beim Wasser gefunden worden ist — so, wie es dieser
alte Teufel vorhergesagt hat«, endete er triumphierend.
    Wright blickte ihn interessiert
an. Dibble schien darüber erfreut zu sein, daß man die Leiche in Davids
Bootshaus gefunden hatte. Er sagte ruhig: »Dann mögen Sie also Mr. Marshall
auch nicht so besonders? Was haben Sie gegen ihn einzuwenden?«
    Doch jetzt war Dibble auf der
Hut. Er hätte zweifellos David des Verbrechens beschuldigt, wenn er damit

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