Das Geheimnis der Mangrovenbucht
nicht
Verity hineingezogen hätte. Er sagte unhöflich: »Hab’ nix gegen ihn. Legen Sie
mir nicht solche Worte in den Mund. Nur weil so ein Kerl den ganzen Tag wartend
am Strand herumlungert; aber ich sag’ nix, das sag’ ich Ihnen.«
»Sie sind auch nicht besser,
wenn Sie Marshall auf Schritt und Tritt beschnüffeln und beobachten. Aber
vielleicht interessiert es Sie, daß er zu uns ganz offen geredet hat und daß
wir wissen, daß er letztes Wochenende hier war. Ich möchte, daß Sie mir die
Frage beantworten, was Sie bei dem Streit zwischen Holder und dem Mann von
nebenan gehört haben. Denn gehört haben Sie alles. Sie hatten ja anschließend
mit Holder Krach, weil er Ihnen sagte, Sie hätten geschnüffelt.«
Einen Augenblick lang war
Dibble sprachlos, sein Mund ging ständig auf und zu, wie der eines Fisches, der
seiner Beute nachjagt. Dann entschloß er sich, zu reden und ein für allemal die Wahrheit zu sagen.
»Ja, es stimmt, ich hab’ sie
gehört. Weil sie sich so angebrüllt haben. Holder sagte, entweder verkauft
Taylor ihm das Haus zu dem verlangten Preis oder er schreibt einen Brief an den
Schuldirektor. Darauf schimpfte Taylor ihn einen Erpresser, der seine Frau mißhandele und jeden hasse, und daß er es ihm eines Tages
schon heimzahlen würde.« Der alte Mann strahlte Wright mit bösartigem Vergnügen
an.
10. Kapitel
Nachdem sich Wright noch einige
Zeit in Holders Stadtbüro aufgehalten hatte, kehrte er um fünf Uhr ins Willesden Hotel zurück, wo bereits Jim Middleton auf ihn
wartete. Lloyd hatte sich sofort bereit erklärt, der Polizei sein eigenes
Privatbüro zur Verfügung zu stellen. »Ganz selbstverständlich, Sir, bei einem
solchen Anlaß. Ich bin glücklich, Ihnen einen Gefallen erweisen zu können. Willesden ist plötzlich bekanntgeworden. Heute waren den
ganzen Nachmittag irgendwelche Zeitungsmenschen da. Sie kommen am Abend wieder,
um von Ihnen irgendwelche Neuigkeiten zu erfahren.«
Der Wirt genoß offensichtlich
seine Wichtigkeit, die er durch diesen Mord erlangt hatte, und so ging es
vermutlich auch den anderen Bürgern von Willesden ,
dachte Wright grimmig. Doch je mehr er über Holder erfuhr, desto mehr mußte er
ihre Meinung teilen.
Jim war freundlich wie immer,
aber er wunderte sich, warum man ihn in seinem uralten Auto von so weit
hergeholt hatte, nur um seine Meinung über Hufspuren zu erfahren.
»Mach dich bitte auf eine
Enttäuschung gefaßt. Die Chancen stehen zwanzig zu eins. Aber wo ich nun einmal
hier bin, kannst du mir ja die ganze Geschichte erzählen. Besonders erfreut
wirkst du gerade nicht.«
»Der Haken liegt an diesem
verdammten Bootshaus«, sagte Wright. »Ich kann jede Menge Mörder finden, aber
keiner würde die Mühe auf sich nehmen, eine Leiche quer durch eine Sumpfebene
zu schleppen, um sie dort liegenzulassen. Ich habe jedoch einen winzigen
Anhaltspunkt, obwohl er nicht einmal mit dem Bootsschuppen in Zusammenhang
steht. Wenn ich recht habe, dann kannst du mir sagen, daß ich dich umsonst
herkommen ließ. Ich habe heute etwas in Erfahrung gebracht — wenn das stimmt —
was gut möglich sein könnte...«
»Arbeitest du nicht mit dem
hiesigen Polizisten zusammen?«
»Er wurde heute woandershin
gerufen, worüber ich nicht sehr traurig war. Er ist ein guter und anständiger
Kerl, der aber leider überall Sünde wittert und alles ablehnt.«
»Wie jeder gute Polizist.
Übrigens weiß ich überhaupt nichts über die ganze Sache, außer dem, was in den
Zeitungen steht. Sie fressen den >Mangroven-Mord< geradezu. Holder
scheint ein erfolgreicher Bursche gewesen zu sein, ein bekannter Mann hier,
aber nicht sehr beliebt.«
»Eine scheußliche Arbeit auf
jeden Fall. Seit seinem Tod ist die ganze Stadt in Ferienstimmung, weil ihn
niemand ausstehen konnte. Das Begräbnis findet übrigens in Auckland statt.
Verbrennung. Ganz privat. Holders Anwalt und sein Arzt werden die Familie
vertreten.«
»Und die gerichtliche
Untersuchung?«
»Für ein paar Tage vertagt, bis
wir etwas Greifbares haben. Ich glaube, wir sollten jetzt hinüberlaufen, Jim,
dann kannst du dir ein besseres Bild machen.«
»Jawohl, ich warte voller
Spannung darauf.«
Wright erzählte ihm die
Tatsachen, die Jim bereits teilweise kannte: wie man die Leiche gefunden hatte,
Paulines und Anthonys Rolle in der ganzen Angelegenheit, die Voraussage des
Hexendoktors, und so weiter.
»Und nun zu den Personen.
Zunächst das Opfer selbst. Ein typischer Kleinstadt-Tyrann, der seine
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