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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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dass Yayah noch immer bewusstlos war – und sie hoffte inständig, er würde es während des Nähens auch bleiben. Behutsam reinigte sie die Wunde mit einem Tuch, bat Maria um heißes Wasser, wusch sich die Hände und nickte Khadidscha zu.
    »Drück die Wundränder jetzt fest zusammen«, raunte sie. Sie schluckte noch einmal und stach in den Wundrand an der Schulter. Das Durchstechen ging leichter, als sie es sich vorgestellt hatte. Behutsam zog sie den Faden nach, stach auf der anderen Seite wieder durch, schnitt den Faden ab und verknotete seine Enden. Als sie das nächste Mal einstach, zuckte Yayah zusammen, und als sie die Nadel auf der anderen Seite wieder ausführte, maunzte er so jämmerlich wie kleines Kätzchen.
    »Scht, Yayah, ich weiß, dass es weh tut, aber es geht nicht anders!«
    Als Zahra das nächste Mal einstach, riss Yayah so abrupt den Arm hoch, dass er Khadidscha aus den Händen glitt.
    »Zum Donner, so pass doch auf!«, fuhr Zahra sie an.
    Beim nächsten Zustechen kam Yayah endgültig zu Bewusstsein. Er schrie auf und schlug um sich, so dass Khadidscha erneut die Kontrolle über ihn verlor. Sie brauchten geraume Zeit, bis sie den jetzt jämmerlich weinenden Kerl wieder gebändigt hatten und Zahra zumindest den schon angefangenen Stich beenden konnte. Grummelnd wischte sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »So wird das nichts!«
    Mit einem Mal stand Abdarrahman neben ihnen. »Bitte, Mutter, kann … kann ich Euch helfen?«
    »Aber nein, Abdu, du siehst doch, welche Mühe Khadidscha hat, Yayah zu bändigen, wie willst du das dann schaffen. Du könntest einen Diener holen.«
    In Abdarrahmans Augen schimmerten Tränen. »Das … das sagt Ihr nur, weil ich vorhin nicht richtig auf ihn aufgepasst habe, nicht?«
    Zahra sah erstaunt zu ihm auf. »Aber nein, Abdu, wir hätten besser auf Yayah aufpassen müssen, wir Erwachsenen, nicht du! Du hast ihn mit unter den Wagen genommen, und mehr hat niemand von dir verlangt!«
    »Aber wenn, wenn ich …« Seine Worte ertranken in einem Schluchzer.
    »Abdu …«
    »Aber ich würde es so gern wiedergutmachen!«
    Zahra zögerte einen Moment. »Gut, dann halte ihn mit Khadidscha zusammen fest.« Sie gab der Dienerin ein Zeichen, Abdarrahman neben sich Platz zu machen. »Und du, Yayah, musst jetzt tapfer sein!«
    Khadidscha packte Yayah fest an dem gesunden Oberarm und unterhalb des Ellbogens des verletzten Arms; Abdarrahman legte Yayah beide Hände auf die Brust, damit er sich nicht aufbäumen konnte, und blickte ihm fest in die Augen. »Ich bin bei dir und werde es von jetzt an immer sein! Es tut mir so leid, hörst du, Yayah, es tut mir so unendlich leid!«
    Als Zahra mit der Nadel einstach, wimmerte Yayah zwar erneut, versuchte aber nicht mehr, sich aus der Umklammerung zu befreien, sondern bohrte seinen Blick ebenso tief in den Abdarrahmans wie umgekehrt. Bis Zahra mit dem Nähen fertig war, hatte Abdarrahman Yayahs Tunika ganz nassgeweint, während dieser keine Träne mehr vergossen hatte.
     
    Schon längst hatte sich die Nacht über das Lager gesenkt. Zahra hatte sich in eine Decke gehüllt und wachte über Yayah und Tamu, während sich Zainab, Khadidscha und eine von Deborahs Dienerinnen um die anderen Verletzten kümmerten. Deborah versuchte, ihre Kinder zu beruhigen, die durch den Überfall so verstört waren, dass sie mehrmals weinend aus dem Schlaf schreckten. Zahras Blick ging immer wieder voller Unruhe zum Wald, und je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde ihre Angst. Als Jaime und Raschid endlich heranritten und Zahra sah, dass sie ohne Chalida zurückkamen, presste sie sich die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Jaime drückte einem Diener die Zügel in die Hand und eilte zu ihr. »Wir haben ihre Spur verloren; aber morgen, bei Tag, werden wir sie wiederfinden – und damit auch Chalida!«
    »Und wenn sie ihr in der Zwischenzeit …« Zahra brachte die Worte nicht über die Lippen, doch Jaime verstand sie auch so. Er ging vor ihr in die Hocke und raunte mit belegter Stimme: »Sie werden ihr nichts antun, Zahra, ganz gewiss nicht. Ich habe keine Ahnung, warum sie ausgerechnet Chalida wollten, aber sie wollten sie lebend, und nur daran darfst du jetzt denken, Zahra, nur daran!«
    Er sah sie eindringlich an und erkundigte sich dann nach Yayah, Tamu und den anderen Verletzten. Erst nach mehrfachem Schlucken konnte Zahra antworten. »Alle Verletzten sind versorgt, und Tamu und Yayah …« Zahra biss sich auf die

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