Behind A Mask
Gedanken
(Teil 1)
Das Eiscafé ist voll. An diesem herrlichen Sommertag scheint die gesamte Stadt vor Leben zu sprühen. Kinder laufen durch die enge Gasse und bewundern ihre mit Helium gefüllten Ballons, die sie im Laden eine Straße weiter bekommen haben. Frisch gebackene Mütter schieben ihre Babys in den Wägen vor sich her und strahlen förmlich über ihr neues Glück. Kellner gleiten geschickt und leichtfüßig zwischen den kleinen Tischen umher und versorgen die gut gelaunte Kundschaft mit Vanille-, Himbeer- und Schokoladeneis.
Den Zeichenblock vor mir aufgeschlagen, pieke ich die winzigen Stracciatella-Stückchen aus meiner schmelzenden Nascherei und lasse meinen Blick über die Menge schweifen – auf der Suche nach Inspiration.
Lachende Gesichter überall. Leute, die mit wilder Gestikulation reden und andere, die zuhören und hier und da ihre Kommentare einwerfen. Sie alle gehören zu einer Menschenmasse, die insgesamt nur ein einheitliches Surren von sich gibt.
Inmitten dieses betäubenden Gleichklanges ist es etwas Ungesagtes und Unscheinbares, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es ist ein schweigender junger Mann in Begleitung eines Gleichaltrigen. Beide sind in etwa achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre alt. Sie sitzen unweit von mir an einem der vielen kleinen Plastiktische und warten auf ihre Bestellung. Der stille von ihnen hat fast schwarzes, volles Haar, das ihm leger in sein hübsches Gesicht fällt. Er ist das Ebenbild eines dunklen Engels. Die weichen Konturen seiner Züge geben ihm eine sanfte, wache, tiefgründige Erscheinung. Seine zartrosa Lippen werden von einem Schmunzeln umspielt und große, braune Augen beobachten aufmerksam seinen Tischnachbarn – das absolute Gegenbild von ihm.
Blondes, kurz geschnittenes Haar verleiht seinem markanten Gesicht eine gewisse Härte. Durch den weißen Stoff des luftigen T-Shirts hindurch deuten sich trainierte Bauchmuskeln an und selbst die Hände sind im Vergleich zu den Pianistenfingern seines Freundes männlicher, weniger feingliedrig.
Doch ist es nicht nur das Äußere der beiden, das sie so sehr voneinander unterscheidet und damit meine Aufmerksamkeit weckt. Es ist der blonde Schöne, der, im Gegensatz zu seinem Begleiter, nur ziellos in der Gegend umher schaut. Er scheint nicht einmal darauf zu achten, wer neben ihm sitzt und ob derjenige ihm überhaupt noch Gehör schenkt. Auf diese Weise entgeht ihm aber etwas Wesentliches; die Erkenntnis über etwas so Offensichtliches …
Sieht er seinen schweigsamen Freund denn gar nicht? Spürt er seinen bewundernden Blick nicht auf sich ruhen? Hat er ihn je angesehenen und dabei auch wirklich gesehen?
Während der Blonde redet, wirken seine umherwandernden Augen regelrecht blind. Seine Arme unterstreichen das Gesagte und verfehlen dabei einige Male nur knapp das Gesicht des anderen, der nicht mal zurückzuckt oder aus seiner Starre erwacht.
Der Dunkelhaarige sieht auch nicht den Kellner an, der gerade zwei hohe Gläser, gefüllt mit kreativ verzierten Eisspezialitäten, an ihren Tisch bringt. Sein geistesabwesender und gleichzeitig so aufmerksamer Blick stimmt mich traurig …
Wie lange trägt er diese Last wohl schon mit sich? Wie groß muss seine Verzweiflung sein? Wie oft stellt er sich vor, wie es sein könnte …?
Seine Wünsche bleiben im Verborgenen. Vielleicht ein Leben lang. Für sie ist kein Platz in einer Welt wie der unseren. Nur in seinen geheimsten Fantasien darf er den Mann, den er liebt, küssen. Ihn berühren. Streicheln. Nur in seinen geheimsten Fantasien kann er sich dessen starken Armen hingeben. Den heißen Atem an seinen Lippen spüren. Das kehlige Stöhnen seines eigenen Namens aus dem Mund des Geliebten hören …
Wie oft er wohl diese Fantasien hat? Hat er sie jetzt? Sind sie der Grund für das selige Lächeln und den verträumten Blick? Oder kommen diese geheimen Fantasien nur, wenn er alleine ist? Unbeobachtet? Liegt er Abend für Abend in seinem Bett und berührt sich selbst, mit der Vorstellung sein bester Freund täte es? Sieht er ihn dann vor seinem geistigen Auge und spürt ihn neben sich – in sich, als seien sie eins?
Wie fühlt er sich wohl danach – wenn alles vorbei ist? Plagt ihn dann das schlechte Gewissen, seinen ahnungslosen Kumpel hintergangen zu haben? Plagt ihn die wiederkehrende Einsamkeit, wenn er auf einmal verlassen in der unveränderten Realität zu sich kommt?
Eine Realität, in der er Angst haben muss vor den Menschen, die dieser Art
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