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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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runden Gefäß zum Eingang ging. Es führte die Flasche mit beiden Händen zum Mund, da kam die Frau noch einmal zurück.

    »Hier«, sagte sie, »ich habe etwas für dich.«
    Und sie drückte ihm den weichen Balg einer Stoffpuppe in den Arm. Zuerst erschrak das Kind. Es machte sich ganz steif. Nachdem die Frau den Eingang hinter sich geschlossen hatte, lag es eine Weile ganz reglos. Es wagte nicht einmal, aus der Flasche zu trinken. Die Stoffpuppe hielt es fest an sich gedrückt. Es war ein sonderbar fremdes Gefühl.
    Dann bemerkte das Kind den Geruch, der dem ausgestopften Balg anhaftete. Es war der Geruch des anderen Raumes, der Geruch des warmen Bettes, der Geruch des weichen Frauenkörpers. Immer wieder brachte das Kind sein Gesicht ganz nahe an den Stoff heran, sog diesen Duft ein und fühlte sich dabei wie in der stillen Zeit zuvor, als die Frau selbst bei ihm war. Laura war so nervös, daß sie ein falsches Geburtsdatum angab.
    »Oktober«, sagte sie, und der Standesbeamte warf einen verunsicherten Blick in ihren Personalausweis.
    »Hier steht. November.«
    Laura errötete, entschuldigte sich. Abends erzählte sie mir, das sei ihr schon häufiger passiert.
    »Meine Mutter verwechselt die Daten immer. Als Kind wußte ich nie genau, wann ich nun wirklich geboren bin.«
    Sie wollte unbedingt eine kleine Hochzeit, nur wir beide. Das war unmöglich. Meine Eltern hätten mir nie verziehen, wenn ich sie von diesem Ereignis ausgeschlossen hätte. Und wenn wir meine Eltern einluden, konnten wir ihre Eltern nicht übergehen. Ich brauchte einige Tage, um Laura zu überzeugen, mich selbst wohl auch. Denn irgendwie hatte Laura mich in den Glauben versetzt, daß ihre Mutter den Kaffee mit der Gabel umrührte. Was meine Eltern betraf, war Laura sofort zu allem bereit. Auch bei ihrem Vater machte sie Zugeständnisse. Marianne jedoch wollte sie nicht sehen, suchte nach allen nur denkbaren Ausflüchten, um ein Zusammentreffen mit ihrer Mutter zu verhindern.
    »Es wird sie zu sehr aufregen, Tom.«
    Dann kam ein:»Vati wird damit nicht einverstanden sein. Bedenk doch, Tom, ich habe sie seit mehr als drei Jahren nicht gesehen, und sie hat mich nicht gesehen. Sie ist psychisch nicht so stabil, wie du dir das vielleicht denkst. Kannst du dir vorstellen, wie es sie aufwühlen wird.«
    Ich gab mein Bestes.
    »Laura, man kann sie schonend auf ein Wiedersehen vorbereiten. Sie muß uns nicht unbedingt zum Standesamt begleiten. Aber eine kleine, gemütliche Feier wird sie wohl verkraften. Daran ist nichts Aufregendes.«

    »Und wie werden deine Eltern reagieren.«
    Mit meinen Eltern verstand Laura sich ausgezeichnet. Sie war mit offenen Armen empfangen worden. Ein Mensch so recht nach dem Geschmack meines Vaters, tüchtig und gescheit, mit beiden Beinen auf der Erde und darüber hinaus bildhübsch. Jedesmal wurde sie aufs neue mit freudestrahlendem Lächeln begrüßt. Auf dieses gute Verhältnis legte sie auch einen sehr großen Wert. Aber trotzdem …
    »Du tust ja gerade so«, sagte ich, »als stehe ihr der nackte Wahnsinn auf der Stirn geschrieben.«
    Laura stieß einen langen Seufzer aus, senkte den Kopf und murmelte bedrückt: »Ach, Tom, du kennst sie nicht.«
    Und endlich rückte sie mit dem wahren Grund für ihre beharrliche Weigerung heraus.
    »Sie hat mich zwanzig Jahre lang an ihr Bein gebunden. Jetzt habe ich sie mir drei Jahre lang vom Hals halten können. Ich liebe sie, Tom, wirklich, das mußt du mir glauben. Aber ich ertrage sie nicht in meiner Nähe. Ich habe einfach Angst, Tom. Auch wenn du das vielleicht nicht verstehst.«
    Was wußte ich denn von diesen zwanzig Jahren? Laura sprach nur sehr ungern darüber. Hin und wieder ein flüchtiger Satz. Mit ein wenig Phantasie ließ sich daraus eine Art Übermutter ableiten. Überängstlich, über alle Maßen besorgt, überpräsent.
    »Sie kann dich nicht wieder an ihr Bein binden«, sagte ich. Und Laura, meine tüchtige, energische, meine jedes Hindernis mißachtende Laura, schaute mich aus flehenden Kinderaugen an.
    »Versprichst du mir das, Tom.«
    Sie hatte tatsächlich Angst, riesengroße, erbärmliche Angst. Ganz klein war sie. Ich sehe sie immer noch so vor mir stehen. Das Flackern in den Augen, die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen, ein schutzbedürftiges Kind. Ich nickte ruhig und bestimmt, erklärte gleichzeitig in feierlichem Ton:»Ich verspreche es dir.«

    »Vielleicht solltest du trotzdem zuerst mit Vati reden«, sagte Laura.
    »Wenn er einverstanden ist

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