Das Geheimnis der Saurierinsel
aufgehört hatte.
»Mary«, murmelte er. Es kam ihm vor, als würde ihm ihr schillernder Blick mehr sagen, als ihre Worte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Donner nicht mehr grollte. Das Unwetter verzog sich so schnell wie es gekommen war. Ein warmer Regen begann zufallen. Max starrte das Mädchen an, bis ihre grünen Augen einen fragenden Ausdruck annahmen.
»Ich bin Max«, sagte er etwas heiser und räusperte sich verlegen.
»Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen«, sagte Mary und kicherte.
Täuschte er sich oder machte sie wirklich einen Knicks?
»Und mich erst!« Max grinste. »Ich meine, wirklich krass, dass ich dich hier treffe!«
»Krass?« Sie sah ihn ungläubig an.
Max nickte und blickte zu dem Apfelbaum. Die Blätter sahen schwarz und verkohlt aus. Ein paar Zweige brannten. Aus dem Stumpf des Baumes qualmte es. Und an einem Ast hing ein brauner Bratapfel, der einen süßlichen Weihnachtsduft verströmte.
»Es … es hätte
sonst was
passieren können«, stammelte er. »Geht es dir wirklich gut?«
Mary lachte. »Mir geht es gut, Bursche. Und dir?«
Bursche? Machte sie sich über ihn lustig? Warum redete sie so komisch?
»Ich … ich habe mein Boot verloren und bin hiergestrandet und weiß nicht, wie ich zurückkommen soll. Aber sonst geht’s mir prima.«
Mary nickte, dann sah sie ihn besorgt an. »Du bist verletzt«, stellte sie fest. »Deine Stirn blutet.«
Unwillkürlich griff sich Max an den Kopf. Tatsächlich. Seine Finger hatten sich rot gefärbt.
»Ein Splitter des Baumes hat dich getroffen«, erklärte das Mädchen.
»Aber du warst doch viel dichter dran!«, rief Max erstaunt aus. »Du hättest sogar tot sein können!«
»Die Blitze fügten mir noch nie etwas Böses zu. Sie sind häufig in meiner Nähe, aber sie tun mir nichts.«
Max musterte sie skeptisch. So etwas Verrücktes hatte er noch nie gehört.
»Na, wenn du meinst«, murmelte er. Falls sie doch unter Schock stand, wollte er lieber behutsam mit ihr umgehen.
Mary blickte sich suchend um, dann hockte sie sich ins Gras und pflückte ein paar Blätter von einem Busch. »Das ist ein Heilkraut, das den Blutfluss stillt.«
Ehe Max noch etwas dazu sagen konnte, drücktesie ihm auch schon das Grünzeug auf die Stirn. Er stöhnte leise und biss die Zähne zusammen. Hoffentlich wusste sie, was sie tat.
»Was bringt dich auf diese Insel?«, fragte Mary.
»Na, was schon. Ein Boot«, presste Max hervor, der sich darauf konzentrierte, keinen Schmerzenslaut auszustoßen.
»Für gewöhnlich benutzt man ein Boot, um auf eine Insel zu gelangen«, sagte Mary spöttisch. »Ich meinte, warum bist du hier, Maximilian?«
»Max genügt.«
»Maximilian klingt schöner«, meinte das Mädchen.
»Finde ich nicht«, sagte Max ein bisschen beleidigt.
Sein Blick fiel auf die Kette, die Mary um den Hals trug. Ein großer wunderschöner Bernstein hing an ihr und verströmte ein unglaublich goldenes Leuchten. Irgendwie erinnerte es ihn an die Farbe des Blitzes.
Max starrte direkt in das Schmuckstück hinein und dann fiel ihm wieder das Licht am Ufer ein, das er gesehen hatte. Hatte ihn etwa dieses Leuchtendurch den Nebel zu der Insel geführt? Und noch etwas nahm er wahr: Im Innern des Bernsteins befand sich etwas … Was war das bloß? Es sah aus wie ein Stückchen geschuppte Haut. Von einem Reptil?
»Echt geil dein Bernstein«, entfuhr es Max.
»Echt geil?«, fragte Mary prompt und zog verwundert die Augenbrauen hoch.
Max spürte, dass er rot anlief.
»Ähm, ich meinte: total schick «. Er kam sich etwas dämlich vor.
Mary sagte nichts dazu. Sie zupfte die Blätter von seiner Stirn und warf sie in den Busch.
»Siehst du? Kein Blut mehr.«
Max tastete nach der Wunde. Sie war trocken.
»Danke.«
»Die Kette habe ich von meinem Vater bekommen, als ich noch ein Baby war. Ich trug sie, als ein Blitz mich traf, und sie schützte mich.«
Max fand seltsam, was sie sagte, und wusste nicht so recht, ob er das glauben sollte. Allerdings fand er beinahe alles an ihr seltsam. Sie wirkte ganz anders als die Mädchen, die er sonst so kannte. Na, wenigstens war sie keine Nixe mit einem Fischschwanz.Das hätte ihre Begegnung nun doch noch etwas komplizierter gemacht.
Max beugte sich zu dem kleinen Hund und strich ihm behutsam durch das nasse Fell. Das Tier schaute ihn fragend an, als wüsste es noch nicht so recht, was es von dem fremden Jungen halten sollte.
»Wie heißt du denn, mein Kleiner?«
»Tray«, sagte Mary. »Sein Name
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