Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Flugkörpers gestatten eine antriebslose Landung wie bei den großen Frachtseglern. Er wird direkt neben den Kristalltürmen der Ergophagen aufsetzen. Das Gebiet wurde bereits geräumt und abgesperrt. Man weiß nicht, wie die Ergophagen auf die Sonnensteine reagieren werden. Es ist ein Blindversuch. Aber irgend etwas geschieht, darüber sind sich alle einig.
Als Reganta ihnen klarmachte, welche Bedeutung die Sonnensteine voraussichtlich für die Lösung des Problems haben, verlor Quattro fast den Verstand. Auf einmal wurde es ihm schlagartig klar: Sie faseln von Schuld und Verantwortung – dabei gibt es nur einen einzigen Schuldigen. Er heißt Kosmander Mariel Elldes. Dieser Mann hat aus eigennützigen Motiven verheimlicht, daß sein Sonnenstein, das Abschiedsgeschenk des Vaters, des verruchten Mörders Großadmiral Markus Elldes – die Anwesenheit von Ergophagen anzeigt! Wohl hat er geahnt, daß es da Zusammenhänge geben muß, aber er hat geschwiegen. Dieser Mann muß bestraft werden!
Quattro lächelt grimmig bei diesem Gedanken.
Eigentlich ist Kosmander Mariel Elldes doch schon tot – er starb, als er erfuhr, daß seine Familienangehörigen verunglückt waren. Aber sein Körper widersetzte sich diesem Tod. Da gibt es etwas nachzuholen.
Da unten stehen sie! Unzählige blauglitzernde Gittertürme sind aus dem geschmolzenen Boden des Servenatals gewachsen. Merkwürdigerweise haben die Ergophagen nach Errichtung dieser fremdartigen Bauwerke alle Aktivitäten eingestellt, als wüßten sie nicht mehr weiter. So, als ob sie ein Programm, ein fehlerhaftes anscheinend, abgearbeitet hätten und nun auf neue Befehle warteten. Vielleicht war die Idee, die Ergophagen mit Kernenergie zu ködern, tatsächlich die einzig richtige. Wenn Reganta recht hat, dann warten sie auf die Sonnensteine, deren künstliche Herstellung ihnen nicht gelungen ist. Oder sind die eisblau glänzenden Gebilde so etwas wie ein Larvenstadium, einfach eine andere Existenzform der Ergophagen? Womöglich kann man diesen Zustand mit der Anabiose vergleichen?
Das alles wird Kosmander Mariel Elldes nicht mehr erfahren, sagt Quattro und lacht heiser auf.
„Alpha. Reganta für Kosmander Elldes. Quattro, was machst du? Du kannst das Servenatal nicht direkt anfliegen, du hast keinen Thyon an Bord! Außerdem kommst du ohne Ballon nicht wieder weg! Omega!“ hört er die beunruhigte Stimme des Admiranders.
Quattro langt zur Armaturentafel und schaltet den Empfänger ab. Kosmander Elldes benötigt keinen Thyon mehr, denkt er seltsam erheitert, was soll er mit dem Strahlenschutzpanzer anfangen?
Mitten zwischen den Kristallgewächsen entdeckt er eine freie Fläche, wie geschaffen als Landeplatz. Weich setzt das Fluggerät auf. Nur das Knirschen der Kufen und das Knistern des aus den Düsen sprühenden Gleitschaums sind zu hören. Quattro schiebt den Skaphanderhelm achtlos zur Seite. Dann klettert er in den Laderaum. Als er die große Luke zurückschiebt, bläst ihm ein heißer Wind ins Gesicht. Langsam senkt sich die Rampe aus dem Flugkörper und setzt auf der harten Schlacke auf, die von Ruß und Asche bedeckt ist.
Quattro schiebt den Schlitten, auf dem der chromblitzende Container steht, auf die Rampe und beobachtet gedankenverloren, wie die Truhe sachte nach unten gleitet. Dann springt er aus der Luke und tritt an das mannshohe Behältnis.
Er wirft noch einen letzten Blick auf die verästelten, netzartigen Strukturen der Türme, die um ihn herum in die Wolken wachsen. Alles ist ruhig, nur der Wind pfeift eine eintönige Melodie, brennt heiß auf der Haut. Quattro glaubt zu spüren, wie die Quanten der harten Strahlung seinen Körper durchbohren, und es bereitet ihm tiefste Genugtuung. In wenigen Minuten wird alles vorbei sein. Die alles zerstörenden Neutronen werden vollenden, was er so halbherzig angefangen hat. Und wenn man dann den kleinen Heliolith auf seiner Brust entdeckt, wird man verstehen, daß es keinen anderen Weg für Kosmander Elldes, genannt Quattro, gab.
Seine Finger tasten nach dem Zahlenschloß.
Siebenundneunzig-zweiundvierzig. Als die letzte Zahl einrastet, lösen sich die Sperren mit einem kaum hörbaren Klicken. Bedächtig klappt er den Deckel zurück. Das Strahlen und Leuchten ist so intensiv, daß er unwillkürlich zurückzuckt. Als habe man ein Stückchen Sonne in der Truhe eingesperrt, so taucht der hellrote Schein, der aus dem Behälter hervorbricht, die Umgebung in ein unnatürliches, in den Augen schmerzendes
Weitere Kostenlose Bücher