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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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nach dem neuen System einkaufte: Man scannte selbst den Preis der Ware ein, legte sie direkt in seine Tasche und überreichte dann an der Kasse den Beleg. Schnell und effektiv, wenn man wusste, was man wollte. Vielleicht Lachsfilets? Maria sah die lange Schlange am Fischtresen, wo es die frischen Lachsfilets zum Sonderpreis gab, und schnappte sich stattdessen ein Paket aus der Kühltruhe. Nicht ohne schlechtes Gewissen. Vielleicht gewann sie keine Zeit, wenn sie den Fisch erst noch auftauen musste, aber der Gedanke, in der Schlange stehen zu müssen, war einfach abschreckend.
     
    In der Schlange am Fischtresen bemerkte Maria eine schlanke Frau mit dunklem Kurzhaarschnitt, die, während sie wartete, mit ihrem Scanner spielte. Ihr war wohl langweilig. Sie scannte Waren ein, machte den Kauf wieder rückgängig, klickte noch einmal. Anscheinend war sie gerade in das Quick-Shop-System eingeführt worden. Wenn man der Werbung glaubte, konnte so bei allen Waren, in die ein kleiner Chip eingesetzt war, die Transportstrecke vom Hersteller zum Kunden verfolgt werden. Keine unnötige Lagerhaltung, die am Ende vom Kunden bezahlt werden musste. Die Frau spielte weiter mit ihrem Scanner, zog ihn über ihren Oberarm und klickte. Als sie Marias belustigten Blick bemerkte, hörte sie sofort damit auf. Plötzlich schien es, als habe sie etwas Wichtiges vergessen, sie verließ ihren Platz in der Schlange und eilte zum Ausgang. Der Korb mit dem Einkauf und dem Geldbeutel blieb zurück. Vielleicht war ihre Parkuhr abgelaufen, oder ihr war etwas anderes Wichtiges eingefallen. Eine Verabredung vielleicht?
     
    »Hallo, Sie haben Ihr Geld vergessen! Warten Sie!« Maria sah, wie die Frau auf ein Fahrrad stieg und um die nächste Ecke verschwand. Ehe sie den Geldbeutel der Kassiererin übergab, öffnete Maria ihn. Auf dem Führerschein stand, dass die Frau Sandra Hägg hieß.
     
    Als Maria im Auto nach Klinte saß, waren ihre Gedanken schon wieder bei dem ermordeten Mann im Zelt. Es war furchtbar. Der Tatort war nur wenige hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem Maria mit ihren Kindern in dem ruhigen und idyllischen Klintehamn lebte.
     
     
    7
     
    Der 7. Juli kam mit grauem Wetter und Regenschauern. Unten im Hafen von Klinte blies ein heftiger Wind. Grau glänzende Wellen, wie von geschmolzenem Blei, spiegelten den dunklen Ton des Himmels wider, und weiß schäumende Wassermassen wälzten sich gegen den Kai, an dem mehrere Segelboote vertäut lagen. Maria Wern musste bedauernd feststellen, dass die Überfahrt zur Stora Karlsön eingestellt worden war. Aber wenn man eine Neigung zu Seekrankheit hatte, dann war das vielleicht besser so. Der Sommer war noch lang. Es würden noch mehr Schiffe gehen, und die Momente, an die man sich hinterher erinnerte und nach denen man sich zurücksehnte, waren ohnehin nicht die Tage der großen Aktivitäten, sondern die Augenblicke der Ruhe. Zu Beginn der Woche war Maria zum Steinbruch Kettlevik bei Hoburgen gefahren, und dort hatte sie sich auf eine Bank gesetzt und den Blick einfach auf dem Meer ruhen lassen. Den Rücken gegen eine sonnenwarme Bretterwand gelehnt, hatte sie dem Geräusch eines Einzylinders gelauscht, der wie ein pochendes Herz geklungen hatte, während Linda ganz konzentriert Felszeichnungen in den Kalkstein geritzt hatte. Meditativ und Ruhe spendend.
     
    Als Maria etwas später am Sonntagvormittag ihrem Sohn eine Taschenlampe ins Fußballcamp von Klinte bringen sollte, hörte sie, dass die Köchin am Morgen nicht in die Schule gekommen war, wo das Camp stattfand, und dass sie sich auch nicht abgemeldet hatte. Berit Hoas war die Zuverlässigkeit selbst. Die Trainerin Jenny Eklund fand das sehr seltsam. Den ganzen Morgen hatte sie versucht, die Frau anzurufen, aber es war niemand ans Telefon gegangen, deshalb fragte sie jetzt Maria, ob sie an Berits Haus am Södra Kustvägen vorbeifahren und nach ihr sehen könne. Vielleicht hatte die Köchin ja nur etwas missverstanden und war gerade beim Erdbeerenpflücken. Maria hatte dagegen nichts einzuwenden. Sie hatte, abgesehen von der Fahrt zur Stora Karlsön, keine weiteren Pläne für den Tag gehabt. Die Wettervorhersage versprach für die nächste Zeit keine Besserung, deshalb blieb ihnen wohl nichts anderes übrig, als zu Hause zu bleiben.
     
    Es war Marias zweiter Sommer auf Gotland, und diesmal war sie gekommen, um vielleicht zu bleiben. Das Haus in Kronviken war im vergangenen Winter vermietet worden. Es war eine Erleichterung

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