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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Bierdose im Kühlschrank schielte er auf die Uhr. Es war schon halb zwölf. Als er sich herabbeugte, um sich die Wodkaflasche zu greifen, blieb ihm vor Kopfschmerzen fast die Luft weg. Er sah sich im Spiegel an und begegnete einem Blick aus blutunterlaufenen Augen und einem zerzausten graulockigen Haarschopf, die Zunge fühlte sich wie ein Fremdkörper im Mund an, und die Übelkeit drückte im Hals.
     
    »Was machen wir denn da, Mubbe?«, fragte er sich selbst im Spiegel. Das Treffen mit der Kuschelmaus aus Skåne am Vortag hatte überhaupt nicht seinen Erwartungen entsprochen. Er hatte sich wirklich bemüht, einen netten Eindruck zu machen. Wochenlang hatte er ihr mit Gedichten, Doppeldeutigkeiten, Komplimenten und Anspielungen auf kommende Liebesspiele geschmeichelt, und sie war die ganze Zeit mitgegangen und hatte sich einfangen lassen. Er hatte ihr Foto auf dem Nachttisch stehen gehabt. Die großen Brüste und die runden Hüften konnten jedem Kerl schwache Knie machen. Den ganzen Tag lang hatte er sich gefreut und das Treffen im Detail geplant, und dann war sie nicht gekommen. Das hatte er jedenfalls zunächst gedacht – bis eine Frau, die am Kiosk herumgehangen hatte, seinen Arm ergriffen und gefragt hatte: »Bist du hier, um eine Frau aus Skåne zu treffen?« Das konnte er nicht leugnen. »Hier ist sie!« Die Frau hatte ihn mit einem strahlenden Lächeln bedacht. Das musste ein Missverständnis sein! Das war doch nicht möglich! Die Frau, die sich »Kuschelmaus aus Skåne« nannte, war kräftig gebaut und hatte durchaus einen großen Busen und kupferrote Haare, aber das Gesicht stimmte überhaupt nicht mit dem Foto überein. Was für ein verdammter Reinfall.
     
    Doch er hatte entschieden, Haltung zu bewahren. Die Rolle des sterbenden Countrysängers hatte er bis zur Perfektion eingeübt, und da konnte er sie genauso gut auch zu Ende spielen. »Du hast gesagt, dass du krank bist. Wie schlimm ist es denn um dich bestellt?«, hatte sie gefragt. Sie hatte etwas Mütterliches und Zärtliches, und als er sich von der ersten Enttäuschung erholt hatte, schien die Aussicht auf eine warme Umarmung doch besser als ein ausgekühlter Wohnwagen. »Die Krankheit? Mein Leiden? Das ist unheilbar. Die Krankheit hat sich im ganzen Körper ausgebreitet, aber meine Musik wird weiterleben.«
     
    »Was ist es denn, hast du Krebs? Solltest du dann nicht im Krankenhaus liegen, wenn es so ernst ist?« Der sorgenvolle Blick und ihr sanftes Lächeln waren Lohn genug für seine Theatervorstellung. Es fühlte sich schön an, Gegenstand ihrer Fürsorge und Beunruhigung zu sein und so selbstverständlich eine Hauptrolle zu spielen. »Nein, der Arzt hat gemeint, es habe keinen Sinn, mich einzuweisen, wenn man es doch nicht heilen kann. Ich durfte raus. Nehme jeden Tag, wie er kommt, und danke Gott für die Tage, an denen ich es schaffe, aus dem Bett aufzustehen. Gestern war ich so schwach, dass die Beine mich nicht tragen wollten. Aber heute fühle ich mich besser.« Sie hatte ihn mit einer solchen Zärtlichkeit im Blick angeschaut, dass er richtig gerührt war. Und in genau diesem Augenblick hatte er beschlossen, dass sie schön war. Ja, sogar das. »Was ist es denn für eine Krankheit? Die meisten Sachen kann man doch behandeln.« Da sprach er es aus und bemühte sich, gleichzeitig sanft und ernst auszusehen, um zu zeigen, dass er seinen Schmerz mit Gleichmut trug: »Es ist nichts Ansteckendes, meine Liebe. Ich habe Strabismus.«
     
    Die Kuschelmaus hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, ihre Schultern hatten gezuckt, und er hatte den Arm um sie gelegt. »Nimm es nicht so schwer, ich kann das Leben doch immer noch genießen.« Und da erkannte er seinen Fehler. Die Frau lachte, dass sie keine Luft mehr bekam, sie lachte so, dass die Bank, auf der sie saßen, anfing zu schaukeln. Die Tränen liefen und färbten die Wangen mit Wimperntusche. »Du leidest also an Strabismus?«, prustete sie. »Weißt du überhaupt, was das ist?« Nein, er musste zugeben, dass ihm das nicht ganz klar sei. »Strabismus bedeutet Schielen, mein Herz. Ich bin Optikerin. Tut mir leid.«
     
    Die Begegnung mit der Kuschelmaus aus Skåne war herzlich, aber kurz gewesen. Kein Mann der Welt kann einer Frau widerstehen, die laut lacht. Also hatte es Kaffee und Zimtschnecken gegeben und ein »Wir hören voneinander«. Obwohl er den Verdacht hatte, dass keiner von ihnen beiden jemals auf die Idee kommen würde, sich zu melden. Und kurz bevor er gehen wollte, stellte

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