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Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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und drehte herum.
     
    »Hallo!« Keine Antwort. »Hallo!« Er wollte sie schließlich nicht erschrecken. Wenn sie in ihrem Bett lag, konnte er vielleicht dazukriechen und sie einen Augenblick umarmen. »Bist du da?« Alle Frauen sind in ihrem tiefsten Innern Huren, dachte er, obwohl sie sich als Engel verkleiden. Betrügerische, verschlagene Intrigantinnen sind sie, und in ihren wurmzerfressenen Gehirnen planen sie, wie sie einen Mann fangen und zerstören können. Was Sandra Hägg ihm in dieser Nacht angetan hatte, war unverzeihlich und der größte Angriff gegen seine Freiheit, die er am höchsten im Leben schätzte. Sie tat es nicht bewusst, und vielleicht war das noch schlimmer, dass sie niemals ihren Fehler würde einsehen und ihn um Entschuldigung würde bitten können.
     
     
    Als Hans Moberg später vor dem gesprungenen Spiegel in seinem Wohnwagen stand, fühlte sich das, was geschehen war, nicht mehr wirklich an. Ihre blutunterlaufenen Augen und die blauen Lippen hätten genauso gut die Szene aus einem Film sein können, den er vor langer Zeit gesehen hatte, dessen Handlung verblasst war, während die stärksten Sinneseindrücke noch bestehen blieben. Genau wie in irgendeinem B-Thriller hatte er mit einem Stück Haushaltspapier – die Rolle hatte er in der Küche gefunden – seine Fingerabdrücke von Türrahmen und Briefkasten abgewischt.
     
    Es schien so, als hätte sie auf ihn gewartet. Der Tisch war für zwei gedeckt gewesen, mit Servietten, Blumen und Kristallgläsern, und es roch gut nach einer Art Auflauf. In eine Karaffe hatte sie den Rotwein zum Lüften gefüllt. Ja, sie hatte auf ihn gewartet. Hatte ihr Treffen ersehnt und vorbereitet. Er hatte den Wein mit ins Schlafzimmer genommen. Ihr kurz geschnittenes dunkles Haar hatte einen so deutlichen Kontrast zu dem weißen Laken gebildet. Die Haut so durchsichtig und weiß, die schmalen Hände mit den langen roten Nägeln. Der Körper in dem weißen dünnen Kleid war wirklich schön gewesen, wie bei einer Braut. Noch warm, als er ihre Brust berührte. In dem Augenblick hatte ihr Handy geklingelt. Er hatte erst überlegt ranzugehen, sich dann aber umentschieden. Das war ganz klar eine Falle. Niemand durfte wissen, dass er bei ihr gewesen war. Er hatte Angst, und die Panik kam angekrochen. Seine Hände, die das Kissen umarmt hatten, das neben ihr auf dem Fußboden lag, hatten vielleicht Spuren hinterlassen. Den Kissenbezug hatte er mitgenommen und zusammen mit den Schuhen in die Latrinentonne auf einem Rastplatz geworfen. Es würde noch eine Weile dauern, bis jemand auf die Idee käme, dort zu graben. Dann würde es keine Spuren mehr geben.
     
    Er hatte eine vage Erinnerung, dass er in ihrem Zimmer auf der Bettkante gesessen und den Wein ausgetrunken hatte, ehe der rote Wahnsinn zuschlug. Der Zorn, der durch seine Adern rauschte und dem Hirn alle Vernunft entzog. Er hatte ihren Fernseher mit einem Stuhl kaputt geschlagen. Eine vage Erinnerung aus dieser Nacht. Es gab ein paar erschreckende Lücken. Zwei Kindergesichter hatten ihn unten von der Treppe her angeschaut. Vielleicht war es Wirklichkeit, vielleicht aber auch etwas, das später an jenem Abend im Fernsehen gekommen war. Sollte er sich noch einmal hinwagen, um zu sehen, wie schlimm es war? Bei Tageslicht und in einigermaßen nüchternem Zustand betrachtet, war das eine Wahnsinnstat.
     
    Nein, es könnte ihn ja jemand bemerken, wenn er noch einmal hinging. Da genügte schon der Mann in Golfhosen, der ihn so feindselig und hochnäsig angestarrt hatte, oder die Alte mit den gefärbten Haaren und den blinzelnden Augen. Würden die sich an ihn erinnern und jemanden benachrichtigen? Vielleicht waren auch sie Teil eines bösen Traumes. Wenn man mehr trank, als man vertrug, wurde der Schlaf unruhig und die Träume seltsam wirklich und erschreckend. Da Sandra nicht mit ihm hatte trinken können, hatte er die Weinkaraffe allein geleert. Ihr Computer war eingeschaltet gewesen. Er konnte sich an das bläuliche Licht vom Bildschirm erinnern.
     
    Die Träume waren verwickelt wie weibliche Wesen, die kein vernünftiger Mann begreift. Jetzt war es höchste Zeit, weiterzuziehen und die Identität zu wechseln. Aber erst musste er seine E-Mails anschauen. Es würde ein Tag ohne Alkohol werden, ein Tag nur mit Leichtbier und Cola. Wenn er zuviel trank, dann vermischten sich die Welten, und das Böse konnte ihn von der anderen Seite her erreichen. Er durfte nicht so viel trinken, aber wie sollte er sonst

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