Das Geheimnis der toten Vögel
etwas von ihr? Wie alt ist sie?«
»Laut Führerschein wird sie im August dreiunddreißig Jahre. Ich habe Mårtenssons Digitalkamera hier, sodass wir die Bilder ansehen können, die sie in der Wohnung gemacht haben. Je weniger Leute da drinnen rumtrampeln, desto besser.«
Maria holte tief Luft und zwang sich, das anzuschauen, was sie unweigerlich würde anschauen müssen. Das Gesicht der Frau war blau gefleckt, und die Zunge hing geschwollen aus dem Mund, die Augen starrten blutunterlaufen. Das nächste Bild zeigte die blauen Male am Hals. »Wie widerlich.« Sie schloss die Augen und schluckte.
»Entsetzlich. Man gewöhnt sich nie daran. Wenn man es mal täte, dann wäre es an der Zeit, seinen Abschied zu nehmen.« Hartman machte mit einer Bilderserie vom Inneren der Wohnung weiter. »Es scheint, als hätte sie Massagen gegeben. Im Wohnzimmer steht eine Massageliege aufgebaut – ansonsten ist es möbliert wie jede andere Wohnung. Das würde zumindest die Menge von Besuchern erklären.« Maria betrachtete die Bilder mit Bestürzung. Die Zerstörung war unglaublich. Kein Stuhl war noch heil. Der Fernseher war zerschlagen und die Scheiben der Vitrine zerbrochen. Eigentlich war das Wohnzimmer hell und luftig möbliert, an der einen Längsseite des Zimmers gab es einen großen Balkon mit Blick auf das Meer und das Hafengelände. An der einen Wand war die Massageliege aufgestellt. Sie war mit einem Laken bezogen, mit Kissen und Wärmflaschen ausgestattet, und am Fußende stand ein großer schmiedeeiserner Kerzenleuchter. In kleinen zierlichen Kerzenhaltern waren im ganzen Zimmer Teelichte aufgestellt. Zwei große Keramikschüsseln mit Obst schmückten den niedrigen Sofatisch, und überall standen exklusive weiße Blumen in Vasen. Weiße Lilien, weiße Rosen und andere hohe weiße Blumen, deren Namen Maria nicht kannte. Erstaunlicherweise waren diese Dinge unberührt geblieben. Die entgegengesetzte Längswand war mit Bücherregalen bedeckt. Doch nur wenige Bücher schienen aus den Regalen geworfen worden zu sein.
Maria versuchte, den Gedanken an den misshandelten Körper, an die blauen Flecke beiseitezuschieben. Eine Frau von dreiunddreißig Jahren, jünger als sie selbst.
»Auf dem Schreibtisch liegt ein Bündel Papier«, erklärte Hartmann. »Fotokopien von Zeitungsartikeln über EAN-Codes und die Chipmarkierung von Tieren. In der Wohnung gibt es allerdings keine Hinweise auf irgendwelche Haustiere. Keine Fressnäpfe, Leinen oder Kratzbäume.«
»Hast du ein Foto von ihr?«
»Ja, den Führerschein. Möchtest du ihn sehen?« Hartman holte mit Handschuhen eine Plastiktüte aus seiner Aktentasche und zeigte ihr die Fotografie durch die Folie. »Sie sah ziemlich gut aus.«
»Ja, sehr.« Maria betrachtete ein offenes freundliches Gesicht mit regelmäßigen Zügen und einem hübschen Lächeln. »Ich bin ihr schon einmal begegnet. Nur ganz kurz, aber ich erinnere mich sehr gut daran. Sie hat im Laden ihre Brieftasche vergessen. Ich habe sie damals nicht mehr erwischt, aber sie hat offenbar die Brieftasche zurückbekommen. Auf dem Foto eben konnte man sehen, dass im Schlafzimmer ein Computer stand. Der war auch eingeschaltet.«
»Ja, ich hoffe, dass er uns ein paar Informationen geben kann. Auf dem Boden im Schlafzimmer lag eine Karaffe aus Keramik. Es war Wein darin gewesen, und sie sieht aus, als hätte jemand direkt daraus getrunken. Die Techniker haben sie mitgenommen. Ich glaube, hier können wir nicht mehr viel ausrichten, oder was meinst du? Lennie Hellström kommt als Nächstes dran. Fahren wir zur Rutegatan und befragen ihren Exfreund?« Maria stimmte zu und klickte sich zum letzten Mal durch die Bilder aus dem Wohnzimmer.
»Eins gibt mir zu denken. Es sieht so aus, als könnte man die Massageliege leicht zusammenklappen und wegstellen. Aber sie ist aufgestellt. Könnte sie einen Kunden erwartet haben? Die Wohnung ist recht klein, ich würde die Liege zusammenklappen, wenn ich nicht gerade arbeiten würde. Außerdem hätte ich Bedenken, in meinen eigenen vier Wänden fremde Männer zu behandeln. Ich meine, allein zu Hause zu sein und einen Mann zu bitten, sich bis auf die Unterhose auszuziehen, und ihn dann zu massieren, das ist nicht ohne Risiko. Glaubst du, dass sie aus finanziellen Gründen gezwungen war, Kunden zu Hause zu behandeln? Ich denke einfach nur laut. Wir sollten jemanden darauf ansetzen, ihre Kunden ausfindig zu machen.«
»Wenn der Lebensgefährte
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