Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der toten Vögel

Das Geheimnis der toten Vögel

Titel: Das Geheimnis der toten Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
ausgezogen ist, dann wird die Miete für diese Wohnung schon einiges betragen haben.« Hartman schwieg eine Weile und überlegte, was eine Wohnung mit Meeresblick in Visby wohl so im Monat an Miete kostete. »Ich frage mich, ob sie nur in ihrer Freizeit als Masseurin gearbeitet hat oder ob es ihr eigentlicher Beruf war.«
     
    Sie gingen ins Haus, um die Kamera zurückzubringen, als sie von einer Nachbarin aufgehalten wurden, die dem Messingschild an der Tür zufolge Ingrid Svensson hieß. »Bitte keine Werbung«, stand auf einem ordentlich geschriebenen Zettel direkt darunter. Maria konnte den Blick nicht von ihrem gefärbten Haar lassen.
     
    »Ich muss mit Ihnen reden, Herr Polizist, denn Sie sind ja wohl Polizist, oder? Ist es wahr, dass sie tot da drinnen liegt, das arme Mädchen? Stellen Sie sich vor, ich habe mich, als ich auf der Toilette war, schon gefragt, was das denn für ein unglaublicher Lärm ist. Das klang, als würde jemand das ganze Mobiliar kurz und klein schlagen. Es ist doch zu schlimm. Was ist denn passiert? Ja, also, was ich sagen wollte, ist … Wir sollten vielleicht zu mir reingehen, dann kann ich Sie zu einem Kaffee einladen, an solch einem Tag kann man das wirklich gebrauchen. Ich habe nicht viel anzubieten, aber Zimt-Schnecken gibt es schon, wenn das in Ordnung ist. Gotländische Zimtschnecken.«
     
    »Ich glaube, das schaffen wir jetzt nicht. Wenn Sie vergessen haben, dem Polizisten, mit dem Sie heute Morgen gesprochen haben, etwas zu sagen, dann können Sie gern loswerden, was Sie auf dem Herzen haben, aber für einen Kaffee haben wir keine Zeit.«
     
    »Ach doch, das schaffen Sie schon. Für eine Tasse Kaffee muss man sich die Zeit nehmen, damit man danach weiterarbeiten kann.« Ohne dass Maria richtig sagen konnte, wie es geschah, saßen sie plötzlich wie zwei Schulkinder brav nebeneinander auf Tante Ingrids Küchensofa. »Ja, also was ich erzählen wollte, war, dass Sandra Hägg sich gegen Alkoholmissbrauch engagiert hat. Ich weiß das, weil ich Mitglied der Abstinenzlerbewegung bin und wir mehrmals darüber geredet haben. Ich kenne ihre Mutter, die war nämlich auch bei den Abstinenzlern aktiv. Wohin ist unsere Gesellschaft unterwegs, wenn die Sozialdemokraten die Alkoholsteuer senken wollen? Wer wird die Rechnung bezahlen? Wenn wir alle Menschen mit Alkoholschäden behandeln wollen, dann wird man die Steuern erhöhen müssen, damit man Leute mit anderen Leiden überhaupt noch versorgen kann. Das Geld muss ja irgendwoher kommen. Sandra Hägg war Krankenschwester und hat in der Nikotinentwöhnung gearbeitet. Massage und Nikotinentwöhnung in Kombination. Sie hat in diesem neu eröffneten Gesundheitszentrum gearbeitet. Den Namen kann man kaum aussprechen: Vigoris Health Center. Das ist eine Art Krankenhaus, aber privat. Für Leute mit Geld.«
     
    »Wissen Sie, wo wir Lennie Hellström erreichen können? Wenn wir richtig informiert sind, wohnt er nicht mehr hier.« Maria lehnte eine zweite Tasse Kaffee ab. Es schmerzte ihr in den Eingeweiden. Wahrscheinlich wieder ihre Gastritis. Lindas Theater am Morgen saß ihr immer noch in den Gliedern – versprich, dass du nicht stirbst, Mama – und dann ständig die Gedanken an Emil. Sie wäre am liebsten bei ihm gewesen. Jetzt.
     
    »Lennie Hellström, ja, das ist wirklich schade. Ich weiß ja nicht, was sie dazu gebracht hat, die Verlobung aufzulösen. Sie waren doch so verliebt, und er ist so ein feiner junger Mann. So rücksichtsvoll und freundlich. Wenn er gesehen hat, dass ich schwere Tüten vom Laden hertrug, dann hat er sie mir immer die Treppe hochgetragen, und wenn er in die Stadt gefahren ist, hat er mir immer angeboten, mich mitzunehmen, damit ich nicht laufen musste. Ja, aber sie war auch so nett, das war sie. Ich fand, die beiden passten richtig gut zusammen, und dann trennen sie sich. Ich kann Ihnen sagen, wie das war. Als sie Schluss gemacht hat, da saß er da auf dem Sofa, genau, wo Sie jetzt sitzen. Er war ganz blass, der arme Junge. Er konnte nicht begreifen, was er falsch gemacht hatte. Sie hatten es doch so gut, eine schöne Wohnung, beide hatten Arbeit, ein Auto und alles. Es war, als wäre sie nicht mehr richtig sie selbst gewesen. Er sagte, er würde sie nicht wiedererkennen.«
     
    »In welcher Hinsicht war sie denn anders?«, wollte Hartman wissen.
     
    »Ja, in welcher Hinsicht? Nein, darüber hat er nichts gesagt. Das heißt, Sie haben ihn noch nicht angetroffen? Ja, aber dann weiß er ja noch gar nichts … Das

Weitere Kostenlose Bücher