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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Bildschirm da. Er klickte zurück und las seine Aufzeichnungen, in der Hoffnung, dass sie ihm dabei helfen würden, den Bericht zu vervollständigen.
    »Bisher gesunde 71-jährige Frau, stirbt um 6.35 Uhr an Lungen-, Herz- und Nierenversagen, wahrscheinlich in Folge einer Influenza vom Typ A.« Pause. Das Krankheitsbild hatte sich dargestellt wie bei einer ernsthaften Sepsis mit sehr akutem Verlauf. Auf dem Röntgenbild weiße, mit Flüssigkeit gefüllte Lungen. Periphere Schwellungen, das ganze Kapillarsystem war Amok gelaufen und hatte sich geöffnet, während der Blutdruck sank. Man hatte weitere Flüssigkeit über den Tropf geben müssen, und die Schwellungen waren noch stärker geworden. Ehe die Bewusstlosigkeit und dann der Tod eingetreten waren, war die Frau völlig desorientiert und verängstigt gewesen. Man hatte sie nicht einmal mehr intubieren können. Keine nahen Angehörigen, die eintreffen konnten, Gott sei Dank. Eine Schwester, aber der ging es offenbar zu schlecht, als dass sie ins Krankenhaus kommen konnte. Er schämte sich ein wenig für seine Gedanken. Aber aufgewühlten, vielleicht vorwurfsvollen Angehörigen zu begegnen und ihnen nach einer vierundzwanzigstündigen Schicht eine engagierte und mitfühlende Betreuung zu geben erschien ihm im Moment unmöglich.
    Die Verstorbene hieß Berit Hoas. Ihr angsterfüllter Blick würde ihn lange verfolgen. Das wusste er. Vielleicht hätte er niemals Arzt werden sollen, es war die Qual einfach nicht wert, die er durchlitt, wenn eine Behandlung nicht anschlug und jemand starb. Hätte man etwas anders machen müssen? Schneller handeln? Die letzten sieben Stunden hatte er sein Möglichstes getan, um ihr Leben zu retten.
    Die Influenza hatte einen ungewöhnlich gewaltsamen Verlauf gezeigt. Zu Beginn hatte man nur festgestellt, dass der CRP-Wert über 100 lag. Wenig Leukozyten, aber nicht lebensbedrohlich. Grippesymptome. Atembeschwerden. Kopfschmerzen. Dann ein schnell sinkender Sauerstoffwert, keine Urinproduktion. Anzeichen von Herzversagen. Als man eine Pilzvergiftung ausgeschlossen hatte, waren die Überlegungen erst einmal zu einer Infektion mit Legionellenbakterien gegangen und dann, nachdem die Frau gesagt hatte, dass sie Tauben gefüttert habe, zur Papageienkrankheit. Sie war durchgecheckt und auf Tetrazyklin gesetzt worden, jedoch ohne Wirkung. Wenn es einem nicht gelungen ist, jemanden am Leben zu halten, gibt es immer viele Was-wäre-Wenns. Was wäre gewesen, wenn man die Diagnose früher gehabt hätte? Wenn sie früher auf die Intensiv gelegt worden wäre? Jetzt war sie im Fahrstuhl nach oben gestorben. Was wäre, wenn … Jonatan stöhnte laut auf, als der Pieper ging. Er wählte die Nummer der Zentrale und wartete.
    »Herr Dr. Eriksson, können Sie bitte in die Notaufnahme kommen?«
    »Gibt es keinen anderen Arzt? Ist Morgan Persson noch nicht gekommen?«
    »Noch nicht. Er hat angerufen. Wieder irgendetwas mit dem Auto. Sie … wir haben hier einen Mann mit Grippesymptomen. Es geht ihm verdammt schlecht. Kaum bei Bewusstsein. Seine Frau ist völlig aufgelöst, redet von einem Nachbarn, der gerade gestorben ist. Können Sie sich beeilen? Es sieht nicht gut aus.«
    Jonatan fluchte laut vor sich hin. Morgan hatte wahrscheinlich vergessen zu tanken. Wenn ihn etwas auf die Palme bringen konnte, dann waren es Leute, die unpünktlich waren und sich nicht an Vereinbarungen hielten. Die Zusammenarbeit mit Morgan Persson wäre ein Wunder an Reibungslosigkeit gewesen, wäre da nicht seine mangelnde Einsicht, welche Gesetze die Wirklichkeit regeln, in der andere Menschen leben. Brauchen Autos Benzin? Wird das Telefon abgeschaltet, wenn man die Rechnung nicht bezahlt? Schimmeln Lebensmittel?
     
    Der Behandlungsraum war von der Leuchtstoffröhre an der Decke in weißes Licht gebadet. Auf der Pritsche mitten im Raum lag ein kräftiger Mann. Seine Frau erhob sich sofort, als Jonatan Eriksson eintrat.
    »Er stirbt! So tun Sie doch etwas!« Das Gesicht der Frau war verweint, und ihre rot geränderten Augen blickten wild. »Tun Sie doch etwas, Herr Doktor. Das geht nicht gut aus. Er wird mir wegsterben! Sehen Sie selbst. Petter, hörst du mich? Antworte! Da sehen Sie es, Herr Doktor. Er stirbt!«
    »EKG ohne pathologischen Befund. Eine Trichykardie vielleicht. Puls 100, Blutdruck 90 zu 60. Temperatur 39,4. Sauerstoffversorgung 87 Prozent«, rapportierte die Krankenschwester, die am Kopfende stand. »Proben bei der Einlieferung entnommen. Brauchen Sie noch

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