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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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    »Ich will erst hören, was geschehen ist.« Jonatan nahm Sonja Cederroth bei der Hand und setzte sich auf den Rand der Pritsche. Die Müdigkeit drückte im Kopf. Das Neonlicht schnitt ihm in die Augen. Wenn dieser Patient nicht gekommen wäre, wäre er jetzt auf dem Weg nach Hause, um wieder einmal die Situation in Ordnung zu bringen. Wo war denn Morgan, verdammt noch mal? Die Frau redete ununterbrochen, und Jonatan bekam fast Angst um sich selbst, als er merkte, dass er gar nicht zuhörte.
    »Entschuldigen Sie. Können Sie noch einmal von vorn beginnen?«
    »Wird er es schaffen? Was sollen wir bloß machen? Petter konnte heute kaum etwas essen. Er hat nicht einmal meine Kartoffelklöße probiert, obwohl ich ausgelassene Butter und grüne Erbsen dazu gemacht hatte.«
    Jonatan merkte, wie die Wut angekrochen kam. Es war unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, während diese Frau pausenlos unpassende Sachen von sich gab.
    »Erst möchte ich, dass Sie mir erzählen, was passiert ist«, sagte er, zu dem Patienten gewandt. »Wie lange haben Sie schon Fieber?«
    Sonja Cederroth antwortete für ihren Mann. »Er wollte nicht Fieber messen, obwohl ich es ihm gesagt habe. Aber das will er nie. Er sagt immer, man merkt doch selbst, ob man Fieber hat. Ich glaube, es ist ihm einfach peinlich, sich das Thermometer in den Hintern stecken zu müssen, verstehen Sie, Herr Doktor? In der Hinsicht ist er wirklich zimperlich. Berit Hoas soll tot sein, ich habe es von ihrer Schwester gehört. Sie hat angerufen, als wir auf dem Weg ins Krankenhaus waren, die Arme. Ist das wahr? Ist sie tot? Berit wohnt gleich neben uns und Ruben auch, Ruben Nilsson. Sie haben ihn in ein schwarzes Futteral mit Reißverschluss gelegt, hat Petter gesagt. Und die ganzen Tauben, können Sie sich das vorstellen, Doktor? Er hatte über sechzig Tauben. Was sollen wir nur tun?«
    »Jetzt mal langsam, damit ich auch mitkomme.« Jonatan legte seine Hand auf den Arm der Frau, um sie etwas zu beruhigen.
    »Rubens Tauben sind tot, und Ruben und Berit sind auch tot. Es ist wie die Pest. Verstehen Sie, was ich sage, Herr Doktor? Wie die Pest! Petter wird sterben. Er kriegt ja kaum mehr Luft, und das Herz schlägt ihm in der Brust, dass man Angst bekommen kann.«
    »Sind Sie in Kontakt mit den Tauben gewesen?«, fragte Jonatan in einem erneuten Versuch, mit dem Patienten zu kommunizieren.
    Jetzt sah Petter Cederroth auf. Er strengte sich an, um die Worte herauszubekommen. »Ich ging die Treppe zum Taubenschlag hoch und sah, dass sie tot waren. Alle miteinander. Und dann Ruben. Er lag mausetot in seinem Bett.« Petter schniefte. »Unsere Tauben sind gesund.«
    Der Gedanke, der Jonatan Eriksson durch den Kopf ging, war der reinste Albtraum. Ein paar Minuten lang hörte er nicht, was die Menschen um ihn herum redeten. Die Laute kamen und gingen in Wellen. Sonjas fragendes Gesicht. Die Hand der Krankenschwester auf seiner Schulter. Sie erreichten ihn nicht. »Ich arbeite als Köchin in einem Fußballcamp«, echote die Stimme von Berit Hoas. »Ich muss schnell gesund werden, damit ich nach dem Wochenende wieder hinkann. Dort warten fünfzig Kinder auf mich. Fünfzig Kinder!«
    Jonatan ging rückwärts aus dem Zimmer. Entschuldigte sich. Zog die Krankenschwester mit sich. Raus! Weg! Er hielt die Hand vor den Mund und versuchte, nicht zu atmen, bis sie ein gutes Stück den Flur entlanggegangen waren. Da hielt er inne und rang nach Luft.
    »Was ist denn, Herr Dr. Eriksson? Sie sehen so seltsam aus. Sagen Sie schon, was ist los? Geht es Ihnen nicht gut?«, rief Schwester Agneta.
    »Ich hoffe, dass ich mich täusche, aber ich wage nicht, mich darauf zu verlassen. Vielleicht werde ich jetzt total verrückt, aber im Moment möchte ich, dass wir alle Atemschutzmasken auspacken, die wir haben. Am liebsten P3-Masken, die 3M mit Rohrfilter halten acht Stunden, ansonsten Entenschnäbel. Alle Kollegen, die in den Behandlungsraum gehen, müssen Schutzkleidung tragen, Handschuhe und den bestmöglichen Atemschutz. Der Patient und seine Frau ebenso, und das, bis wir wissen, was es ist. Holen Sie die Seuchenschutzärztin. Sofort!«
    »Was glauben Sie, was es ist, Herr Dr. Eriksson?«
    »Es könnte die Vogelgrippe sein. Ich brauche eine Liste aller Personen, mit denen Petter Cederroth in den letzten fünf Tagen Kontakt hatte. Mein Gott! Er hat im Wartezimmer der Notaufnahme gesessen. Wie lange kann er da gewesen sein? Ich habe gesehen, wie er dem kleinen Jungen mit dem Traktor

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