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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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eher einer Schießscharte für
Bogenschützen glich. Doch erregte wohlgemerkt nicht die eigentümliche
Maueröffnung seine Aufmerksamkeit, sondern vielmehr jenes fast schon vergessene
Gestirn, das nunmehr seine freundlichen Strahlen in ihre Unterkunft sandte.
Kaum wach, begann er mit dem Schicksal zu hadern, welches ihnen, erst kürzlich
noch unter freiem Himmel reisend und schutzlos dem Wetter ausgesetzt, ganze
drei Tage Dauerregen beschert hatte.
    »Himmel, Arsch…«, Roberts
Aufschrei ließ Osman zusammenzucken, »… jetzt scheint das verdammte Rabenaas
plötzlich! Himmel, Arsch, noch mal!«
    Osman grinste bitter,
denn auch er fühlte sich übel verprellt.
    Der schwere Riegel
ihrer Pforte wurde heruntergedrückt und Mattias steckte seinen Kopf in die
Zelle.
    »Ihr seid beide wach,
gut so. Der Prior hieß mich, Euch zur Vesper zu rufen. Nach den Gebeten gibt’s
das letzte Mahl des Tages, sputet Euch also, wollt Ihr nicht mit knurrendem
Magen zur Nachtruhe gehen.« Mattias hatte zwei Mönchskutten mitgebracht. Auf
der größeren, die er Robert reichte, lag ein kleines Messer. »Eure Kleider sind
noch nicht ganz trocken, da hätte der Herrgott auch ein Wunder vollbringen
müssen, so nass, wie sie waren. Ich habe daher zwei Kutten mitgebracht, wobei
wir, was Euch anbelangt, bedauerlicherweise keinen Bruder fanden, der auch nur
eine annähernde Statur aufweist«, sagte Mattias, mit den Armen fuchtelnd an
Robert gewandt. »Diese hier stammt vom Prior. Er selbst erteilte Euch die
Erlaubnis, einige Nähte aufzutrennen, solltet Ihr denn gar nicht hineinpassen.
    Nun denn, wohlgemerkt, sputet
Euch, gleich beginnt in der Kapelle der Gottesdienst!« Und mit diesen Worten
verließ Mattias auch schon eilends wieder die Zelle.
    »Aber wo ist denn jene Kapelle?«,
rief ihm Robert hinterher.
    »Folgt nur den Brüdern, so könnt
Ihr sie nicht verfehlen. In dieser Stunde findet jeder Schritt einzig ein
Ziel.«
    »Selbstredend«, sagte Osman, bevor
er Mattias nachäffte, indem er Robert in gehetztem Ton auftrug, sich zu sputen.
    »Für jemandem, der erst kürzlich
noch als Gefangener sein Dasein fristete, stehst du im Übrigen recht gut im
Futter«, schloss er angesichts Roberts Verrenkungen bei dem Versuch, sich in
die Kutte hineinzuzwängen.

     

     

     

     

Bruder Albert
    Die Abendmesse
zur Vesper war für Robert und Osman nur schwer zu ertragen. Selbstredend
ausschließlich in Latein abgehalten, konnten sie den Psalmen, wenn auch beide
leidlich des Lateinischen kundig, nur schwer folgen. Des Weiteren knurrte ihnen
der Magen, umso größer dann auch die Freude, als schließlich der Hymnus gesungen
war und alles zum Essen strebte.
    »Was meinst du, wird es geben?« In
Erwartung der Mahlzeit schien Osman das erste Mal am heutigen Tage guter Laune.
    »Erwarte nicht zu viel. Wir sind
hier in einem Bettelorden, die Dominikaner haben ihre Lebensweise der Armut
Jesu Christi verschrieben. Schau dir diese Hungerhaken doch an, die haben schon
lange kein Fleisch mehr zwischen ihren Zähnen gehabt.«
    Robert meinte zu erkennen, dass
Osman erbleichte, zumindest änderte sich dessen Laune schlagartig.
    »Aber zum Teufel noch mal, warum
musstest du denn ausgerechnet an diese Pforte klopfen, wo die halbe
Stadt aus Kirchen und Klöstern zu bestehen scheint?« Nur mit großer Mühe
brachte es Osman fertig, seinen Ärger nicht laut hinauszuschreien, sondern
seine Frage, die eigentlich gar keine Frage, sondern vielmehr ein Vorwurf war,
leise in Roberts Ohr zu flüstern.
    »Ja stand es denn draußen
angeschlagen? Ich jedenfalls für meinen Teil habe nichts gesehen und war nur
froh, endlich wieder ein Dach über den Kopf zu bekommen. So, nun setz dich zu
Tisch und sei zufrieden, dass wir nicht noch eine Nacht im Wald verbringen
müssen.«
    Sie hatten unterdessen einen
großen, hochgestreckten Raum erreicht. Dort standen einige grob
zurechtgezimmerte Tische, links und rechts an deren Längsseiten ebenso derb
gebaute Bänke, die Wände waren weiß gekalkt und über dem einzigen Fenster hing
ein schlichtes Holzkreuz. Alles, was Osman bisher in diesem Kloster zu Gesicht
bekam, war in einfachster Art gehalten, ganz im Gegensatz zum Prunk, den er in
so manch andrem Gotteshaus auf ihrem Weg von Bremen bis hierher gesehen hatte.
Es schien geradezu auffällig schmucklos, fast so, als schäme man sich des
Geprahles und Gepränges, mit dem der Klerus sich üblicherweise zu umgeben
pflegte. Zumindest muss man nicht auf dem Boden hocken, dachte sich Osman –

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