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Das Geheimnis des Goldmachers

Das Geheimnis des Goldmachers

Titel: Das Geheimnis des Goldmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hereld
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schlecht.«
    Und nachdem Albert seinen Becher
gefüllt hatte, nahm Robert noch einen kräftigen Schluck, dann begann er seinen
Bericht.

     

     

     

     

     

Robert der Schmale
    »Im Winter
zwischen den Jahrhunderten wurde ich geboren, auf welchen Tag genau kann ich
nicht sagen, aber wer vermag das schon. Am sechsten Januar, dem Tag zu Ehren
der Heiligen Drei Könige jedenfalls war’s, da mich Bruder Jonas vor der Pforte
des Klosters Knechtsteden vorfand, halb erfroren, wenngleich dick eingewickelt
in Leinen, laut jammernd im Verlangen nach meiner Mutter Wärme und ihrer vollen
Brust.
    Mein plötzliches Erscheinen
bereitete den armen Brüdern große Probleme. Das Kloster wurde vom Orden der
Prämonstratenser geführt, einer Gemeinschaft, die ebenso wie Ihr werten
Dominikaner ein Armutsgelübde abgelegt hat. Mich den Diensten einer Hebamme zu
überantworten ließ sich daher freilich nicht bewerkstelligen, Ihr wisst ja,
dass sich jene Damen ihr Handwerk vergolden lassen. So wollte sich also Bruder
Jonas, ein seelenguter Mensch, der mich vom ersten Moment an in sein großes
Herz geschlossen hatte, um mein Wohlergehen kümmern.
    Auch ein studierter Medicus war
unter den Priestern, Bruder Eberhard wurde er gerufen. Ihm ebenso wie Bruder
Jonas habe ich mein Leben zu verdanken, denn zum einen wusste er mich von den
Folgen meiner Unterkühlung zu kurieren und außerdem bereitete er aus
Ziegenmilch und allerlei anderen Zutaten eine Mixtur, die mir, gerade erst
wenige Wochen alt, die Muttermilch ersetzen konnte.
    So reifte ich denn zum Knaben
heran. Eine glückliche Zeit. Es fehlte weder an Liebe und Geborgenheit, denn
fürsorglicher und geduldiger als Bruder Jonas konnte keine Mutter und kein
Vater zum eigen Fleisch und Blut sein, noch mangelte es mir an geistiger und
körperlicher Erbauung. In den frühen Morgenstunden, kurz nach der Prim,
arbeiteten wir auf den Feldern und bewirtschafteten die Äcker, auch halfen wir
häufig den Bauern mit Rat und Tat. Wie Ihr freilich wisst, lieber Albert,
verfügen die Norbertiner, wie die Prämonstratenser nach dem heiligen Norbert
von Xanten auch gerufen werden, über segensreiche Kenntnisse auf dem Gebiete
der Landwirtschaft. Die Feldarbeit jedenfalls beanspruchte mich bis in die
Mittagszeit, wobei ich als Knabe auf dem Acker keine Schwerstarbeit zu
verrichten hatte, sondern nur jenes Werk, das meiner damals schwächlichen
Statur zumutbar war.
    Nach dem Mahl und dem Gesange zur
Non folgte nach der körperlichen die geistige Ausbildung. Verschiedene Brüder
lehrten mich die lateinische und ein wenig die griechische Sprache, unterwiesen
mich in Arithmetik und vermittelten mir theoretische Kenntnisse in den Belangen
des Ackerbaus, nicht zu vergessen wurde ich natürlich zuvorderst kundig gemacht
mit der Kunst des Lesens und Schreibens. Allgegenwärtig selbstredend auch die
Lehren der Bibel und deren Studium, oft verflochten mit den Kenntnissen, die
mir in den anderen Lehrfächern vermittelt wurden. So ging es nun tagein,
tagaus, von früh morgens bis mittags auf dem Felde und von nachmittags bis hin
zur Dämmerung im Studierzimmer. Jedem anderen als einem Mönch fällt es schwer
das zu glauben, doch ich war glücklich und zufrieden.
    Zumindest, bis der erste Flaum in
meinem Gesicht zu sprießen begann, meine Stimme wie toll Kapriolen schlug und
Gefühle vollkommen fremder Art mich verwirrten und mir Nacht für Nacht den
Schlaf raubten – inzwischen zwölf Jahre alt, befand ich mich nun an der
Schwelle zur Mannwerdung. Freilich, im Kloster kamen einem keine Weibsbilder
unter, doch wenn ich anderenorts welche zu Gesicht bekam, sei es nun die Magd
auf dem Felde oder eine Bauersfrau, so verfolgte mich deren Anblick umso
heftiger bis in die Nachtstunden hinein. Ein gut gefüllter Rock übte plötzlich
mehr Faszination auf mich aus als die Bücher Mose und eine lax geknüpfte Bluse
ließ mich sämtliche Evangelien vergessen. Ich wurde fahrig und unkonzentriert,
meine Leistungen auf dem Felde und in der Schule fielen rapide ab.
    Zuerst zeigten meine Lehrmeister
Verständnis, sie wussten, welch schwere Zeit ich durchmachte, so hatten einst
auch sie selbst diese Krise bewältigen müssen, doch ihre Geduld war begrenzt
und bald hießen sie mich, eine Entscheidung zu fällen.
    Eine Entscheidung fällen, freilich
nichts leichter als das.
    Als wenn dies so einfach wäre.
Schließlich bin ich in einer Abtei aufgewachsen, das Leben außerhalb der
Klostermauern war mir völlig fremd. Ich liebte

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