Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
Religionsgründer qualifiziert. Leider ist es für Hindus schwer, ins Leben zurückzukehren, da sie noch am Tag ihres Hinscheidens verbrannt werden. Wäre Jesus Hindu gewesen, wäre Ostern zwei Tage zu spät für ihn gekommen.
Wer will schon den Rest seines Lebens in einem Aschenbecher oder einer Urne vor sich hin vegetieren, selbst wenn der Geist noch rege ist?
Wenn man älter wird, stellt sich im Bekanntenkreis immer häufiger die Frage: Begraben oder Brandbestattung? Ich fände es stilvoll, Nichtraucher zu begraben, Raucher aber zu verbrennen. Sie haben im Leben genug Restriktionen über sich ergehen lassen müssen, haben vor Türen in der Kälte gefroren und auf Langstreckenflügen dem Entzug standgehalten. Ihr letzter Weg soll dem Objekt ihrer Sucht entsprechen, Sie sollen verglühen wie die Sternschnuppen.
Raucher sind in diesen Tagen bedauernswerte Gestalten. Sie werden gezwungen, zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse speziell für sie aufgestellte Terrarien aufzusuchen. Dort versammeln sich die Süchtigen. Sie sind Schemen im Nebel und paffen den giftigen Qualm genusslos in sich hinein, um ihren Käfig möglichst schnell wieder verlassen zu können. Der Rauch setzt sich in ihre Kleidung und teilt für den Rest des Tages allen Menschen mit: „Ich bin abhängig! Ich brauche es! Ich bin willenlos!“ Kinder kleben an den Scheiben dieser Räucherkäfige und fragen ihre Mütter: „Was sind das für Menschen?“ Und die Mütter antworten: „Das sind keine Menschen! Das sind Raucher!“
Ich rauche nicht, aber ich habe mir ganz fest vorgenommen: Wenn das Rauchen auch noch auf der Straße verboten wird, fange ich damit an! Dann rauche ich auf dem Fahrrad. Ohne Helm! Mit 40 Kilometern in der Stunde. In der Kinderspielstraße. Hupend! Ja, ich werde mir für mein Fahrrad eine amtliche Hupe anschaffen! Die kann ich auch als Fußgänger brauchen. Ich werde mich rauchend in eine Parklücke setzen, und wenn erboste Autofahrer gestikulierend auf ihr Parkrecht pochen, werde ich laut hupen, damit ich das Schimpfen nicht mehr hören muss! Das ist kein Eingriff in den Straßenverkehr, sondern eine Kunstaktion, eine Performance im Sinne einer kreativen künstlerischen Umgestaltung des öffentlichen Raumes.
Ob das allerdings vor Gericht genauso gesehen wird, wage ich zu bezweifeln. Wer sich heute künstlerisch durchs Leben bewegt, sollte auf die Unterstützung eines Rechtsanwaltes bauen. Das gilt auch für den privaten Wohnraum! Gestalten Sie Ihre Butze nicht nur im Einklang mit den ästhetischen Grundsätzen der Zeit (Bauhaus, Feng-Shui, Ikea), sondern vor allem nach gründlicher Rechtsberatung! Auch in den eigenen vier Wänden kann man nicht einfach tun, was man will! Treppen beispielsweise sind nicht nur einfach willkürlich gestaltete Verbindungsadern zwischen den Geschossen, nein! Sie unterliegen in Form und Beschaffenheit der Landesbauordnung (in meinem Fall der BauO NRW). Deren Bestimmungen sind exakt zu erfüllen. Treppen sind deshalb vorschriftsgemäß in der Feuerwiderstandsklasse F 90 aus nichtbrennbaren Baustoffen herzustellen! Im Einzelnen gilt: „Treppengeländer müssen mindestens 0,90 m, bei Treppen mit mehr als 12 m Absturzhöhe mindestens 1,10 m hoch sein.“
DESIGN
Design heißt im Grunde nicht viel mehr als „Gestaltung“. Wird ein Gegenstand mit dem Begriff „Design“ geadelt, soll das vermitteln, dass sich jemand darüber Gedanken gemacht hat, wie Form und Farbe aussehen könnten. Wenn diese Gedanken ausbleiben, sind die Gegenstände oft hässlich und abstoßend. Man kennt dies von Windows-Computern oder Outdoor-Jacken mit Pfotenabdruck.
Trifft Farbgefühl auf ein Gespür für Proportion und handwerkliche Fähigkeiten, entstehen manchmal Gegenstände, die das Wohlbefinden fördern, indem sie einem das Gefühl verleihen, in einer Welt zu leben, in der ewige Schönheit möglich ist. Natürlich ist dies eine Illusion. Stellen Sie Ihren Design-Flachbildfernseher einfach einmal für sechs Monate in den Garten. Dann werden Sie erkennen, dass selbst Gegenstände, die sich scheinbar der Natur entzogen haben, ganz schnell wieder von organischen Kräften zurückerobert werden. Ein Flatscreen sieht immer noch gut aus, wenn er, vom Moos überzogen und vom Regen verwittert, im Gebüsch zu neuem Leben findet. Die Funktion aber leidet auf Dauer.
Ich stelle mir den Juristen vor, der diesen Passus formuliert hat. Er ist 1,40 Meter groß, hat Haare auf den Füßen und verfügt über keinerlei Geschlechtsteil.
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