Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
Lear: „Ich bin einer, den mehr Sünde schlug, als dass er sündigte.“ Ein starkes Bekenntnis, beeindruckend und ein guter Einstieg, um dann mit Heinz Erhardt zu enden: „Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt – mit Urhammel, Grossmutter, Butter und Zimt ….“
Irgendwann geht alles zu Ende, sogar der Vormittag.
Wenn es als erwiesen gelten kann, dass die menschliche Art 99 Prozent genetische Übereinstimmung mit den Bonoboaffen hat, dann wäre es doch mathematisch auch nicht ausgeschlossen, dass 99 Prozent unserer Mitmenschen Bonobos sind, und nur 1 Prozent der Leute zu 100 Prozent human. Statistisch würde das hinhauen. Zumindest käme das meiner Wahrnehmung der Realität schon relativ nah.
Flop. Ich weiß. Kein Bier vor vier. Aber wenn die Zeit ein Strahl ist, ist es immer nach vier. Allein: Sie ist es nicht. Die Zeit ist eine Schleife. Deshalb gilt: Es ist zwar nicht16:00 Uhr. Aber es sind nur noch 30 Kilowatt bis dahin. In der Stunde. Im Quadrat. Im Geist. In Berlin. In Pirmasens. Und in Shanghai. Dort gehen die Uhren allerdings linksrum. Klar. China liegt ja auf der östlichen Halbkugel …
00 00
Die meisten glauben, der perfekte Tag bestünde aus 24 Stunden. In der Realität aber sieht es anders aus. Unser Planet benötigt für eine Rotation um die eigene Achse exakt 23 Stunden, 56 Minuten und 4,10 Sekunden. Was für eine krumme Zahl! Da hat der Schöpfer offenbar nicht aufgepasst und schlampig programmiert!
Jetzt ist es zu spät, um etwas zu ändern. Wenn man auf die echte Zeit umstellen würde, hätte man bereits nach einer Woche 1651,3 Sekunden verloren. Das ist fast eine halbe Stunde. Wer kann sich das leisten in einer Ära, in der sich die Zeit immer weiter verdichtet? Padumm!
Irgendwann liegt man auf dem Sterbebett und rechnet dem Sensenmann vor, dass man eigentlich noch ein paar Wochen gut hat. Und was sagt der Kerl, der arrogant auf seinem Aufsitzrasenmäher thront? Er sagt: „Scheiß drauf! Ich bin einfach gut durchgekommen. Jetzt bin ich da. Soll ich etwa warten?“ Wie unhöflich! Aber der Beruf prägt natürlich den Charakter. Als Tod trifft man einfach zu oft auf schlecht gelaunte Menschen.
Wenn man überlebt hat, kann man entspannt zurückblicken. Jeden Tag passiert etwas Unerfreuliches, und man sollte dankbar sein, wenn man nicht betroffen war. In einem Land ist Bürgerkrieg, nebenan die Cholera, ein Wirbelsturm oder Volkstrauertag. Auf 220.000 Geburtenkommen circa 140.000 Todesfälle. Es geht rund, da draußen! Da sollte man beim Zähneputzen erleichtert sein, wenn man noch allein die Bürste halten kann.
Zufriedenheit ist kein Zustand, sondern eine Gabe. Für einen Weisen ist es ein perfekter Tag, wenn es mittags keine Leber gibt. Ich mag gerne Leber. Aber an einem perfekten Tag gibt es Kaiserschmarrn.
An einem perfekten Tag schmecken Erdbeeren nach Erdbeeren. Das ist sehr selten.
00 00
Ist alles in Ordnung, bleibt die Uhr stehen. Die Botenstoffe fließen, und die Zeit läuft vor und zurück zugleich. Das nächste Level ist erreicht. In der Welt, in die man dann gelangt, beschäftigt sich niemand mit Währungskrise, Klimawandel oder Schweißfüßen. Ein solcher Zustand inneren Gleichmuts ist natürlich für viele gar nicht auszuhalten. Sie rufen: „Eskapismus! Das ist Eskapismus! Wir müssen uns den Weltproblemen stellen!“ Das stimmt. Aber alles zu seiner Zeit. Morgen wieder. Oder gleich. In wenigen Sekunden. Dann ist es vorbei.
23 56 041
Das war’s. Selbst der schönste Tag ist irgendwann vorbei. Zumindest physikalisch.
24 00
Drei Minuten und 55,9 Sekunden später ist es dann auch formaljuristisch so weit. Es ist vollbracht.
TOILETTE
Wenn man eine Kloschüssel einmal nicht als Nutzobjekt betrachtet, sondern als ästhetisches Ereignis, wird man feststellen, dass einige Exemplare meisterhaft gestaltet sind. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sich im Sanitärbereich Funktion und Form oft kongenial ergänzen, verwendete Marcel Duchamp eine Kloschüssel, um sein künstlerisches Konzept des „Ready made“ umzusetzen. Wunderbar!
07 03
Padumm! Padumm! Padumm!
07 04
Padumm! Padumm! Padumm!
07 05
Padumm! Padumm! Padumm!
07 06
Das Leben verdichtet sich. Mein Freund an der Ramme ist die moderne Version des Hahnes. Er weckt die Anlieger, indem er seine Ramme rufen lässt: „Steht auf, ihr Leut’, und lasst euch sagen: Eure Stund’ hat nun geschlagen!“ Ich gebe auf. Beginnendes Aufstehen. Oberkörper in 45 Grad. System hochfahren.
Kurz das Smartphone
Weitere Kostenlose Bücher