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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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war ich doch für ein Glückspilz.
    »Dieser miese Schuppen hat seine Nützlichkeit längst überlebt«, grummelte ich. »Er ist zu klein, er ist dunkel, er ist vollgestopft und außerdem angefüllt mit schlechten Erinnerungen all der Gauner, die durchs Tor hereingezerrt und nie wieder gesehen wurden. Die Latrine stinkt. Es gibt kein Kochhaus. Ausrüstungen liegen über den gesamten Exerzierhof verstreut, weil jede Einheit denkt, dass sie, wenn sie nur vier Monate hier ist, alles zum Verrotten rumliegen lassen kann, damit die nächste Gruppe es aufräumt.«
    »Ja, und die große Zisterne hat Schimmel angesetzt«, stimmte Petronius hämisch zu.
    »Oh, vielen Dank. Erzähl bloß meiner Mutter nicht, dass du mich über einer Senkgrube untergebracht hast.«
    »Mach ich nicht«, versicherte er mir, »wenn du mir versprichst, es deiner Frau nicht zu erzählen.« Er hatte Angst vor Helena Justina. Zu Recht. Meine hochwohlgeborene Liebste hatte viel strengere Moralvorstellungen als die meisten Senatorentöchter, und sie wusste ihre Ansichten darzulegen. Petronius gab sich zerknirscht. »Tja, der Raum ist ungemütlich, und es tut mir leid, Marcus. Aber du bleibst ja nicht lange, oder?«
    »Natürlich nicht, Lucius, alter Kumpel.«
    Das war gelogen. Lucius Petronius hatte mich willkommen geheißen, als hätte ich ihn nur besucht, um mich nach seinem Wohlergehen zu erkundigen. Ich verschwieg ihm meinen eigenen Auftrag in Ostia. Letztes Jahr, als mich Kaiser Vespasian wegen irgendwelcher undurchsichtiger Palastangelegenheiten nach Britannien geschickt hatte, war Petro mir dorthin gefolgt. Nur durch Zufall hatte ich erfahren, dass er die Hauptfigur bei einer ernsthaften Jagd nach einem Großgangster war. Mich wurmte immer noch, dass er mir das verschwiegen hatte. Jetzt zahlte ich es ihm heim.
    Er trank von seinem Wein. Dann zuckte er zusammen. Ich nickte. Ein abscheulicher Jahrgang.
    Ohne ein Wort erhob sich Petronius. Ich blieb sitzen. Langsam ging er auf den Jungen zu, der immer noch reglos vor dem Tor stand. Sie waren etwa fünf Schritte von mir entfernt.
    »Hallo, Kleiner.« Petro klang ganz freundlich. »Was willst du denn hier?«
    Der Junge hatte einen dünnen Körper unter einer abgetragenen Tunika. Sie war recht sauber, von schlammiger Farbe, eine Nummer zu groß für ihn, und aus einem Ärmel schaute eine weiße Untertunika hervor. Er sah nicht wie ein gebürtiger Ostianer aus. Seine Nationalität ließ sich nicht bestimmen, aber die Kleiderschichten deuteten auf einen Anwohner des Mare Internum hin; nur Verrückte aus dem Norden entkleiden sich in der Hitze. Er trug keinen Gürtel, jedoch ausgetretene braune Sandalen, deren Riemen sich vor Alter wellten. Sein Haar war zu lang, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Aber er war gut genährt und körperlich in guter Verfassung. Er wirkte wie ein Junge aus der Handwerkerschicht, musste vielleicht im Familienbetrieb hart arbeiten und durfte in den langen Sommernächten viel zu lange aufbleiben.
    Er blickte zu Petronius Longus auf. Was der Junge da sah, war ein großer Mann, der mit freundlichem Gesichtsausdruck ruhig auf eine Antwort wartete, jemand, der sich mit den örtlichen Kindern auf der Straße Bohnensäckchen zuwarf. Der Junge schien ganz pfiffig zu sein, aber eindeutig keine Ahnung zu haben, dass er hier einen Offizier vor sich hatte, dessen brutale Verhörmethoden legendär waren. Alle Vigiles sind hart, doch Petronius konnte unverbesserliche Kriminelle dazu bringen, vernichtendes Belastungsmaterial gegen ihre Lieblingsbrüder hinauszuplärren. Dazu brachte er sie sogar, wenn die Brüder unschuldig waren, obwohl er im Allgemeinen Geständnisse echter Schuld bevorzugte.
    »Wie heißt du?«, hörte ich ihn fragen.
    »Zeno.« Das Schlimmste, was Zeno argwöhnen würde, war der Annäherungsversuch eines Perversen. Er sah so aus, als wisse er, wie man laut schreit und wegrennt.
    »Ich heiße Petronius. Also, was ist los, Zeno?«
    Zeno sagte etwas, sehr leise. Dann hielt Petro ihm die Hand hin, und der Junge griff danach. Sie kamen zu mir herüber. Ich ließ bereits Münzen auf den Tisch fallen, um für unseren Wein zu zahlen. Ich hatte die Antwort des Jungen gehört und wusste, was mein Freund tun würde.
    »Falco, Zeno sagt, seine Mama will nicht aufwachen.« Petro verbarg seine Vorahnung. »Sollen wir mal hingehen und schauen, was mit ihr passiert ist?«
    Aus langer Erfahrung konnten wir uns beide ausrechnen, dass wir es bereits wussten.

II
    D er Junge führte

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