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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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skeptisch, aber nicht zu kritisch klingen.
    »Beruhige dich, Falco. Mein Bruder bringt sie her.«
    »Quintus?«
    »Nein, Aulus. Quintus bleibt bei Claudia und dem Kleinen.« Gaius Camillus Rufius Constantinus, unser zwei Monate alter Neffe, stand seit neuestem im Mittelpunkt. Die Welt und alle Planeten drehten sich um ihn. Das war wohl der Grund, warum Helenas anderer Bruder so erpicht darauf war, dem Heim der Familie zu entfliehen. »Aulus kommt auf dem Weg zur Universität hier vorbei. Er hat Interesse an der Jurisprudenz gezeigt. Papa hat die Gelegenheit ergriffen, und Aulus wird nach Athen geschickt.«
    »Griechenland! Und studieren? Sprechen wir von Aelianus?« Aulus Camillus Aelianus war der unverheiratete Sohn eines Senators, mit Geld in der Tasche und einer sorgenfreien Zukunftsperspektive. Ich konnte ihn mir nicht vorstellen, wie er unter einem Feigenbaum an einer antiken Universität an Juravorlesungen teilnahm. Zudem war sein Griechisch grausig. »Kann er nicht in Rom Advokat werden?« Das wäre viel nützlicher für mich. Expertenwissen, für das ich nichts bezahlen musste, war immer willkommen.
    »Athen ist der beste Ort.« Nun ja, es war traditionell der Ort, an den man lästige Römer schickte, die sich nicht recht anpassen wollten.
    Ich kicherte. »Sind wir uns sicher, dass er tatsächlich abreist? Müssen du und ich nachprüfen, ob er an Bord geht?« Mit nicht ganz dreißig Jahren bestand der bevorzugte Zeitvertreib des edlen Aulus Camillus Aelianus aus Jagen, Trinken und Leibesübungen – alle bis zum Exzess ausgeführt. Es musste auch noch andere, gleichermaßen tatkräftige und anrüchige Gewohnheiten geben, die ich lieber nicht zu entdecken versuchte. Auf diese Weise konnte ich seinen Eltern versichern, dass ich von keinen üblen Geheimnissen wusste.
    »Das ist ein schwerer Schock für meine Eltern«, wies Helena mich zurecht. »Eines ihrer Kinder kann endlich bei honorigen Festmahlen erwähnt werden.«
    Ich verkniff mir weitere Witze. Ihre Tochter hatte das elterliche Heim verlassen, um mit einem Taugenichts zusammenzuleben – mit mir. Jetzt, da Helena und ich selber Töchter hatten, verstand ich, was das bedeutete.
    Als Eltern hatten wir bessere Dinge zu tun, als über Aulus zu reden. Endlich einmal befreit von der Bedrohung kleiner Besucher im Schlafzimmer, probierten wir unsere Wohnung mit Leidenschaft aus. Ich hatte eine der identisch gestalteten Ferienwohnungen in einem kleinen, um einen Innenhof mit Brunnen gebauten Häuserblock gemietet. Zur Straße hinaus gab es Balkone, nur zur Schau; die Mieter konnten sie nicht betreten. Rund um uns herum waren andere Familien untergebracht. Wir hörten ihre Stimmen und das Scharren von Möbeln, aber da wir sie nicht kannten, musste es uns nicht kümmern, ob die Leute uns belauschten.
    Es gelang uns, nicht mit dem Bett zusammenzubrechen. Ich hasse es, im Nachteil zu sein, wenn der Vermieter Inventar und Zubehör überprüft, bevor er einen abreisen lässt.

    Nach einem kurzen, tiefen Schlaf wachte ich mit einem Ruck auf. Helena lag mit dem Gesicht nach unten träumend neben mir, eng an mich geschmiegt. Mein rechter Arm war über ihren langen nackten Rücken gestreckt, die Finger leicht gespreizt. Falls es ein Kissen gegeben hatte, war es verschwunden. Mein Kopf war nach hinten gebeugt, mein Kinn ragte nach oben. Wie immer zu Beginn einer Ermittlung war mein Hirn mit emsigen Gedanken angefüllt.
    Ich hatte den Auftrag erhalten, den abwesenden Scriptor des Tagesanzeigers zu finden. Es war dämlich gewesen, die Sache anzunehmen, doch das gilt für fast all meine Aufträge. Der einzige Vorteil bei diesem war, dass es keine Leichen gab – redete ich mir zumindest ein.
    Während ich still dalag, dachte ich daran, wie alles begonnen hatte. Die Anfrage hatte mich in Rom zuerst indirekt durch die kaiserlichen Sekretariate erreicht. Dort gab es einen hohen Palastbeamten namens Claudius Laeta, der mir manchmal Arbeit verschaffte, die aber immer schiefging. Daher war ich froh, dass Laetas Name in diesem Zusammenhang nicht fiel. Nun ja, wenigstens nicht offen. Allerdings konnte man sich bei diesem aalglatten Schweinehund nie sicher sein.
    Vor zwei Wochen hatte jemand vom Palatin den Schreiberlingen vom Tagesanzeiger meine Ermittlerfähigkeiten empfohlen. Ein verängstigter kleiner Staatssklave wurde geschickt, um bei mir auf den Busch zu klopfen. Er erzählte mir nicht viel, weil er nichts wusste. Ich war fasziniert. Wenn es ein bedeutungsvolles Problem war,

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