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Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Spiegelmachers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette Lühmann
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und enthüllte schneeweißes Haar. »Wie kommen wir in die Stadt?«, fragte er und beugte sich zu dem Hai hinüber.
    Wieder zuckte einer der Männer am Tisch zusammen und klammerte sich mit seinen dürren Händen an der Platte fest.
    »Gustav«, mahnte Sehfeld, ohne den zitternden Mann anzusehen.
    Den Hai kümmerte das seltsame Verhalten des Mannes nicht. Er hatte in seinem Leben schon die unterschiedlichsten Menschen getroffen: ängstliche, mutige, skrupellose und berechnende. Es interessierte ihn nicht, wer diese acht Gestalten waren, die ihre Köpfe unter den Kapuzen verbargen. Er lieferte Informationen und ließ sich fürstlich dafür bezahlen. Nicht mehr und nicht weniger. Hier ging es ums Geschäft und das wollte er so schnell wie möglich abschließen. Er zog eine Karte aus dem Ärmel seines Hemdes und entrollte sie auf dem Tisch, nachdem er seinen Hut beiseitegeschoben hatte. »Noch vor Sonnenuntergang erreicht der Rote Löwe Amsterdam. Er fährt unter brandenburgischer Flagge. Wenn Ihr wartet, bis das Schiff angelegt hat, und den Männern in die Stadt folgt, wird niemand erfahren, wo Ihr die letzten Jahre wirklich verbracht habt.« Der Hai beugte sich über die Karte und zeigte auf verschiedene Punkte, die mit schwarzer Tinte in die Straßen gezeichnet waren. »Diese Häuser stehen zum Verkauf und sind für Euch geeignet. Ihr solltet als Handwerker auftreten, denn die sind in Amsterdam willkommen.«
    Gustav zitterte erbärmlich. Der Hai konnte Schwächlinge nicht leiden und wandte sich von ihm ab. Die anderen hielten die Köpfe gesenkt. Im Schatten ihrer Kapuzen waren ihre Gesichter nicht zu erkennen, nur bei einem konnte der Hai einen langen rotbraunen Bart erkennen, der ihm bis auf die Brust reichte. Heinrich Sehfeld saß als Einziger aufrecht am Tisch und musterte die ausgebreitete Karte. Er war jünger, als der Hai zunächst vermutet hatte. Die Haare hingen zwar in weißen Strähnen bis zu seinem Kragen hinunter, aber seine Haut war glatt und ohne Altersflecken. Die hellblauen Augen bewegten sich hin und her, während er den Stadtplan studierte.
    Der Mann mit dem Namen Gustav schüttelte sich. Dabei rutschte seine Kapuze nach hinten. Der Hai betrachtete angewidert die blasse Hautfarbe des Alten. Feuchte graue Locken fielen ihm wirr in die Stirn und kringelten sich in seinem Nacken. Unzählige Runzeln bedeckten das Gesicht. Die Lippen waren rissig und von weißen Blasen umrandet. Wer die Dienste des Hais in Anspruch nahm, hatte immer etwas zu verbergen und fürchtete sich nicht selten davor, entdeckt zu werden. Allerdings hatte er noch nie so unbändige Angst gesehen wie bei diesem Gustav.
    »Ihr müsst Euch einer Gilde anschließen …«, sprach er weiter.
    Gustav schluchzte auf. Der Hai zuckte zusammen und rutschte auf seinem Stuhl an die vorderste Kante. Gustavs Angst war fast mit Händen zu greifen und ein ungutes Gefühl breitete sich langsam in ihm aus. Mit diesen Gestalten und ihren Machenschaften wollte er nichts zu tun haben. Er musste hier raus. So schnell wie möglich.
    »und Euch an der Nachtwache beteiligen«, fuhr er hastig fort. Entschlossen starrte er bei diesen Worten auf die Tätowierung an seinem Arm. Graue Haare kringelten sich um die schwarze Tinte, mit der ein Hai mit einem Dutzend spitzer Zähne in die Haut gestochen war.
    Dann streckte er die Hand aus und rollte die Karte wieder ein. Sehfelds Hand legte sich auf seinen Arm. Sie war eiskalt und lag schwer wie eine Eisenschelle auf dem Stoff seines Hemdes. Der Hai wagte nicht, sich zu bewegen, um die Karte zu verstauen. Er nahm all seinen Mut zusammen und sah Heinrich Sehfeld ins Gesicht. Doch er konnte nichts darin lesen, es blieb unbewegt wie das einer Statue. Gewöhnlich nannte der Hai einen unverschämt hohen Preis für die Karte, doch als er den Mund öffnete, kam ihm kein Wort über die Lippen. Irgendetwas stimmte nicht mit diesen Männern und er wollte so schnell wie möglich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Also ließ er die Karte auf den Tisch fallen und drehte die Handfläche stumm nach oben.

    Sehfeld starrte ihn an, ohne zu blinzeln, und die Hand des Hais begann zu zittern.
    Der Mann mit dem Bart griff unter den Mantel und ließ einen Beutel in die geöffnete Hand fallen. Doch der Hai konnte den Blick nicht von Sehfeld abwenden. Dann lehnte sich der Bärtige wieder zurück und zog die Kapuze nach vorn, weil seine breite Nase für einen Augenblick zu sehen gewesen war.
    Der Hai spürte das Gewicht der Münzen

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