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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Er hatte Überstunden gemacht und war deshalb erst spät nach Hause gekommen. Die Arbeit – Stanwyck war Technischer Zeichner – hatte ihn nicht körperlich, aber geistig geschlaucht, deshalb machte er mit dem Abendessen auch nicht viel Geschichten. Ham and eggs.
    Das füllt den Magen und schmeckt nicht schlecht.
    Vielleicht hatte sich Stanwyck diese Speise in letzter Zeit ein wenig zu oft zubereitet, deshalb empfand er das Essen als eine lästige Sättigungsprozedur, und er nahm sich vor, beim nächstenmal auf Fish and Chips an irgendeinem Kiosk auszuweichen.
    Nach dem Essen schaltete er das Fernsehgerät ein, und in diesem Moment nahm er es zum ersten Mal wahr, dieses dumpfe, tierhafte Knurren. Aber er dachte sich noch nichts dabei, denn über den Bildschirm flimmerte ein Film, und das Knurren konnte aus dem TV-Lautsprecher gekommen sein.
    Er trug das Geschirr in die Küche, verfolgte die Handlung des Streifens mit einem Auge, um sich nachher, wenn er sich vor dem Fernseher niederließ, auszukennen, und reinigte Geschirr und Besteck. Dann kehrte er in den Livingroom zurück. Der Film beinhaltete eine rührselige Herz-Schmerz-Story, die nicht auszuhalten gewesen wäre, wenn dem Regisseur nicht so ausgezeichnete Schauspieler zur Verfügung gestanden hätten.
    Selbst die Nebenrollen waren mit erstklassigen Leuten besetzt.
    Und so vermochte die seichte Geschichte Leif Stanwyck doch zu interessieren.
    Als er sich einen Drink holte, vernahm er dieses unheimliche Knurren, das eindeutig nicht zum Film paßte, zum zweiten Mal. Er stutzte kurz, kehrte dann aber wieder zu seinem Sessel zurück.
    Doch vermochte er dem Geschehen auf dem Bildschirm kaum noch zu folgen.
    Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß jemand ums Haus schlich. Erst kürzlich hatten zwei Halbwüchsige bei seinem Nachbarn einzubrechen versucht.
    Der Mann hatte sie mit einer Pistole in der Hand – die er eigentlich nicht hätte besitzen dürfen – verjagt und tags darauf sämtliche Türen und Fenster seines Hauses vergittern lassen.
    Versuchten es diese unverschämten Kerle nun bei ihm?
    Aber dieses Knurren!
    Es ließ eher auf ein Tier schließen, auf einen großen Hund…
    Was es auch immer war, Leif Stanwyck glaubte sich zu helfen zu wissen. Wozu gibt es die Polizei? fragte er sich. Die soll mal etwas für ihr Geld leisten. Sie ist schließlich nicht nur dazu da, um brave Bürger mit Strafzetteln zu peinigen.
    Dieses Tappen und Schleichen rings um sein Haus war für Stanwyck Grund genug, sich an die Polizei zu wenden. Das Telefon stand in Reichweite. Stanwyck brauchte nicht aufzustehen.
    Er leerte noch schnell sein Glas, stellte mittels Fernbedienung das TV-Gerät leise und griff dann nach dem Hörer. Überrascht stellte er fest, daß die Leitung tot war, und den Bruchteil einer Sekunde später lernte er denjenigen kennen, der dafür verantwortlich zeichnete.
    Sein Auftritt war von einem Klirren und Scheppern begleitet. Ein Splitterregen flog in den Raum, als eine Pranke die Thermoglasscheibe der Terrassentür zertrümmerte.
    Und dann sah Leif Stanwyck das Monstrum.
    Er glaubte, das Herz müsse ihm stehenbleiben und das Blut in seinen Adern gefrieren. Durch die eingeschlagene Tür sprang eine grauenerregende Gestalt.
    Ein Mensch…
    Nein, ein Tier…
    Auch nicht. Es war ein Mittelding, halb Mensch, halb Tier – halb Mann, halb Wolf! Aber war für ein Wolf! Der Teufel mußte ihn geschaffen haben. Er hatte ein dichtes, struppiges graues Fell, mordlüstern funkelnde Lichter, eine riesige Schnauze mit furchterregenden Fangzähnen. Geifer glänzte auf den hochgezogenen Lefzen, und die Pranken des Scheusals waren gewaltig und trugen mörderische Krallen.
    Stanwyck schnellte hoch. »O mein Gott!«
    In seinem Gehirn hakte etwas aus. Er dachte nicht mehr, handelte nur noch im reinen Instinkt. Wie von der Natter gebissen kreiselte er herum und stürmte davon. Aus dem Wohnzimmer, durch die Diele, aus dem Haus. Die Tür ließ er offen. Es fiel ihm nicht ein, sie hinter sich zuzuwerfen. Es gab nichts mehr, woran er dachte.
    Er lief, ohne zu wissen, wohin. Wie eine Maschine rannte er, schnell und regelmäßig. Durch Straßen und Gassen, hinein in einen finsteren Park, und hier erst kam er wieder halbwegs zu sich.
    Hier schaltete sich sein Denkapparat wieder ein. Er nahm seine Umgebung bewußt wahr und ihm war klar, daß er einen Wettlauf mit dem Tod austrug, denn wenn der Werwolf ihn einholte, war er verloren.
    Ein Werwolf! Himmel, Stanwyck hätte es

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