Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
um ihn herausfordern zu können. Doch der andere setzte härtere Waffen ein. Die Brachialgewalt des Kampfhammers, der ungebremst auf Geros Schild niedersauste, beraubte ihn unverzüglich aller Heldenträume. Seine Arme waren stark, trotzdem vibrierten ihm während des Aufpralls die Knochen wie die gezupfte Saite einer Laute. Und obwohl Roland in seiner Unterweisung alles andere als zimperlich mit ihm umgegangen war, dämmerte Gero unvermittelt, dass es einen Unterschied machte, ob man eine Übung absolvierte oder dem Ernstfall ausgesetzt war.
Seinen Zelter dirigierte Gero nur noch mit den Schenkeln, während er weiterhin versuchte, unter Einsatz von Schwert und Schild, sein Gegenüber aus dem Takt zu bringen. Hastig riss er seinem Hengst den Kopf herum und duckte sich unter seinem Schild, um dem Eisenhammer auszuweichen, der ihm schon wieder entgegensauste. Dabei geriet sein Ross ins Straucheln und stolperte den Abhang hinunter. Auf den Blättern rutschte es unter Geros Gewicht samt Rüstung vornüber in die Knie und überschlug sich. Gero konnte seinem Schutzengel danken, dass er nicht unter dem schweren Tier begraben wurde, sondern noch im Fallen aus dem Sattel stürzte. Dabei schlug er mit dem Kopf hart gegen einen Buchenstamm.
Für einen Moment sah er Sterne und lag benommen am Boden. Erstaunlicherweise hielt er immer noch sein Schwert umklammert. Fünfzig Fuß über ihm tobte der Kampf in jener gnadenlosen Härte, von der die Soldaten immer behaupteten, sie verdränge jegliche Angst und ließe einen nur noch handeln. Pferde wieherten, die Erde bebte, und die Männer brüllten wie Vieh.
Wie ein Dämon, der aus der Unterwelt hervorschießt, tauchte sein Kontrahent vor ihm auf. Der Kerl hatte sich augenscheinlich seines Rosses entledigt. Mit erhobenem Schwert und siegessicherer Miene bahnte sich der Rußgeschwärzte einen Weg zwischen Wurzeln und Gestrüpp und stampfte geradewegs in Geros Richtung, dem es irgendwie gelang, wieder auf die Füße zu kommen.
„Mach dein Testament!“, raunte der Angreifer, wobei ihm im Halbschatten des nächststehenden Baumes offensichtlich entgangen war, dass Gero seine Waffe nicht verloren hatte, sondern sie nur hinter dem Rücken hielt. Und so machte er einen überraschten Schritt zurück, als Gero ihn mit einer geschickten Drehung seines Schwertes mit der ausgestreckten Klinge am rechten Oberarm erwischte. Ein flüchtiger Seitenblick ließ den Getroffenen erkennen, dass einige Ringe seines Kettenhemdes zersprungen waren und eine offene Fleischwunde das schmutzige Unterwams mit frischem Blut färbte. Keuchend und ohne Helm, den er wie Gero verloren hatte, ging der junge Räuber in zorniger Entschlossenheit erneut auf ihn los. Schweißnass klebte das blassblonde Haar des Gegners an dessen schwarz gefärbter Stirn, und die Lust zu töten funkelte in seinen hellgrünen Augen. Unerwartet schnell holte er zu einem mächtigen Streich aus und schlug zu.
Obwohl Gero zurücksprang, spürte er den dumpfen Schlag über seinem rechten Rippenbogen, gefolgt von einem scharfen, durchdringenden Schmerz, der aber sogleich wieder verging. Etwas Warmes sickerte über seinen Bauch und durchnässte das Wams und die Bruche. Instinktiv wusste er, dass er nicht dorthin schauen durfte, auch wenn er noch so gerne gewusst hätte, wie schlimm die Verletzung war. Nur ein einziger Augenblick der Unachtsamkeit konnte ihn das Leben kosten. Tapfer schritt er voran, dabei schwang er sein Schwert wie einen Dreschflegel und achtete kaum noch darauf, wohin er schlug. Helle Kreise tanzten vor seinen Augen, und die Gewissheit stellte sich ein, dass ihn der sichere Tod ereilen würde, wenn er das Bewusstsein verlor. Verzweifelt spürte er, wie ihn die Kräfte verließen, und er betete zum heiligen Christophorus, dass er Gnade walten ließ und ihm einen rechtzeitigen Vorteil verschaffte. Der heilige Mann schien ein Einsehen zu haben, denn der junge Räuber mit dem zerschlissenen, schwarzroten Überwurf geriet beim nächsten Ausweichmanöver ins Stolpern und kippte hinterrücks in die Böschung. Dabei verlor er seine Waffe. Unbewaffnet lag er auf dem Rücken und hatte offenbar Mühe, sich zu orientieren. Gero erkannte seinen Vorteil und sprang mit gezogenem Schwert auf ihn zu. Er wollte ihn stellen, aber nicht töten.
„Auf den Bauch!“, befahl er ihm harsch und hielt dem jungen Mann die Klinge an den Hals, um seiner Aufforderung mehr Nachdruck zu verleihen. Die Augen des Gefangenen sprühten regelrecht Funken vor
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