Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
wenn es um die Durchsetzung seiner Interessen geht. Du weißt selbst gut genug, dass er über unzählige Allianzen verfügt, mit denen er euch das Leben zur Hölle machen kann. Wenn du dich ihm entgegenstellst, wird er alles tun, um es dich bis ins Mark spüren zu lassen. Er wird keine Ruhe geben, bis er euch am Boden hat, und dann wird er dich und das Mädchen vernichten, ganz gleich, ob deine Mutter für euch um Gnade bettelt. Selbst mir wären dann die Hände gebunden.“
Gero war plötzlich zum Heulen zumute. Warum war er nur so dumm gewesen, Margaretha in seine Pläne einzuweihen? Er hätte abwarten sollen, bis sie ihm die Burg überschrieben hatte, und sobald er den Grafentitel besaß, hätte er Lissy aus diesem vermaledeiten Kloster geholt. Selbst auf die Gefahr hin, dass man sie beide exkommuniziert hätte und er gegen seinen eigenen Vater und damit gegen den Erzbischof von Trier in den Krieg hätte ziehen müssen.
„Gut“, sagte er fest. „Ihr habt mich überzeugt, Tante. Es war und ist eine dumme Idee, und ich werde sie Euch zuliebe verwerfen.“
„Nicht mir zuliebe, du Dummkopf“, gab sie erleichtert zurück. „Elisabeth zuliebe und um deiner selbst willen solltest du zur Vernunft kommen.“
„Ich werde zur Vernunft kommen und alles tun, was Ihr mir befehlt“, erwiderte Gero mit bebender Stimme. „Wenn Ihr mir das Versprechen gebt, dass ich Eure Nachfolge antreten darf, ohne jemanden heiraten zu müssen, den ich nicht will. Ich weiß schon jetzt, dass es nie eine andere für mich geben wird außer Elisabeth. Wenn ich auf sie verzichten muss, ziehe ich es vor, lieber für mich allein zu bleiben.“
„Und was ist mit einem späteren Erben?“, gab Margaretha zu bedenken.
„Macht Euch darüber keine Gedanken“, erklärte ihr Gero mit ruhiger Stimme. „Mein Bruder wird sicher irgendwann eine gute Frau ehelichen, die ihm mehrere Kinder schenkt. Dann könnte einer meiner Neffen Waldenstein beerben, wenn ich nicht mehr bin.“
„Auch wenn das alles noch ein wenig früh gedacht ist“, seufzte Margaretha und klopfte ihm auf die Schulter. „So soll es sein.“
Kapitel VI
D ie nächsten Tage brachten für Gero keine Ruhe. Die ständige Grübelei, wie es nun mit Lissy weitergehen könnte, machte ihn ganz krank.
Natürlich würde er sich nicht dem Willen seiner Tante fügen, ebenso wenig wie er bei seinem Vater nachgeben würde. Doch es war entschieden zu früh, sich noch einmal in die Karten schauen zu lassen.
Hinzu kam, dass erneut Unholde in das Herrschaftsgebiet seiner Tante eingefallen waren. Der Anführer mit dem Eberkopf und seine Bande hatten drei weitere Bauernhöfe auf dem Gebiet der Waldensteiner angezündet und ausgeraubt. Die dort lebenden Frauen hatte man vergewaltigt und einen Knecht aufgespießt.
Auf dem Burghof berieten Rolands Söldner, was zu tun war, um den Mördern und Brandschatzern das Handwerk zu legen. Eine Aufregung, die Gero von seinen schweren Gedanken ablenkte. Doch gleichzeitig brachte die Tatsache, dass Roland offenbar noch immer nicht dafür gesorgt hatte, dass Margaretha es sich anders überlegte und ihn endlich zu den Verteidigungstruppen abkommandierte, sein Blut erneut in Wallung. Er wollte dabei sein, wenn man die schwarzen Reiter stellte und sie mit Schwert und Lanze zur Verantwortung zog. Schließlich hatte er nicht umsonst über Monate an allen gängigen Waffen geübt. Und wie sollte er eines Tages als Burgherr glänzen, wenn er noch nicht einmal den Mumm hatte, einem abgehalfterten Ritter gegenüberzutreten?
„Du weißt doch, wie deine Tante dazu steht“, mahnte ihn Roland, während Gero ihm half, in der Waffenkammer Helme und Kettenhemden vom Rost zu befreien. „Sie will nicht, dass du dich mit einem solchen Gesindel abgibst. Sie hat Sorge, dich könnte noch vor deiner Schwertleite ein unehrenhafter Tod ereilen.“
„Was, zur Hölle“, ereiferte sich Gero, „ist unehrenhaft daran, wenn man das Land seiner Untertanen verteidigt?“
„Seiner Untertanen?“ Roland hob fragend eine Braue, doch Gero erwiderte nichts. Trotzdem stieß Roland einen wissenden Pfiff aus, der im Nachhinein ein wenig resigniert klang. Er hätte wohl selbst gern den Posten des Vogts gegen den eines Grafen und Burgherrn getauscht. Und obwohl für ihn nie eine wirkliche Chance auf diesen Wechsel bestanden hatte, musste ihm nun schmerzlich klar werden, dass mit Geros Ernennung zum Erben die Aussicht auf ein offizielles Leben an Margarethas Seite endgültig vertan
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