Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass sie seinen Bruder um einiges kühler empfing und sich von ihm die Hand küssen ließ.
Später am Abend saß Gero mit den anderen Männern im Rittersaal bei warmem Bier. Nicht jedoch, ohne die Scherze seines Bruders und dessen Begleitern ertragen zu müssen, die sich über Margarethas offensichtliche Zuneigung für ihn lustig machten.
Und so war Gero froh, als Eberhard und seine Truppe am nächsten Tag endlich von dannen ritten und die letzte Etappe zu seiner Ausbildung zum Ritter begann.
Bereits in den Jahren zuvor war Roland ihm ein guter und beständiger Lehrmeister gewesen. Mit vierzehn hatte er bei dem erfahrenen Recken seine Kampfausbildung begonnen. Damals hatte der alte Haudegen Gero wochenlang in voller Rüstung hinter seinem Pferd herlaufen lassen, damit er an Ausdauer gewann. Erst danach durfte er mit einem stumpfen Schwert gegen ihn antreten. Ziemlich bald hatte Roland herausgefunden, dass Gero ein wahres Talent für den Einsatz von Waffen besaß. Er war schnell und geschickt und ließ sich den nächsten Zug, den er vorhatte, nicht ansehen, berechnete aber sehr wohl jede Bewegung seines Kontrahenten.
Nun gehörte der Schwertkampf zu den morgendlichen Standardübungen, mit denen sich Gero und seine Gegner warm machten. Doch meist war es Roland selbst, gegen den er im Kampf mit verschiedenen Schwertern antreten musste.
Er und sein bulliger Meister standen sich dabei gegenüber wie zwei angriffslustige Bären. Wie so häufig machte Roland den ersten Stoß, wobei er mit einem sogenannten Oberhieb auf Gero losstürmte. Doch dieser wich geschickt aus und parierte mit einem Unterhieb, der die Kraft des Schlages abfing. Woraufhin sich Roland zurückzog und mit einem Sturzhieb parierte, den Gero mit einem von unten geführten Wechselhieb vergalt. Roland sprang zurück und stieß von oben herab auf Gero ein, was dieser mit einem seitlichen Oberhieb vereitelte. Als Roland ihn mit einem langen Stoß nach vorn zu erwischen versuchte, bog Gero seinen Oberkörper blitzschnell nach hinten und verschränkte sein ungeschliffenes Schwert über dem Kopf. Dabei traf er Roland schmerzhaft in der Halsbeuge.
Der Burgvogt zuckte fluchend zurück und hielt sich die Schulter.
„Verdammter Mistkerl!“, rief er seinem Schützling entgegen. „Wenn die Schneide scharf gewesen wäre, hättest du mich jetzt auf dem Gewissen!“
Gero lachte nur. „Wenn die Scheide scharf gewesen wäre, fehlte dir jetzt der Kopf.“ Angespornt von seinem Erfolg, sprang er Roland entgegen. Mit einem Mal fühlte er sich unendlich stark, zumal die umherstehenden Knechte und Mägde, die, neugierig geworden, bei ihrer Arbeit innegehalten hatten, vom Rand des Burghofs her frenetisch applaudierten.
Jedoch beim nächsten Schlag traf Rolands Schwert Geros eigene Waffe so unglücklich, dass ihm das Schwert entglitt und in hohem Bogen zu Boden sauste. Bevor er sich nun von Roland verprügeln ließ, duckte er sich und rannte wie ein wildgewordener Eber nach vorn, unterlief dabei Rolands Verteidigung und rammte seinen Kopf in dessen Magen.
Sein Lehrmeister ging trotz Kettenhemd keuchend zu Boden, wo er sich röchelnd erbrach. Für einen Moment war Gero zu schockiert, um reagieren zu können, zumal er den besorgten Blick seiner Tante auffing.
„Es tut mir leid“, rief er und ging auf Roland zu, um ihm aufzuhelfen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte der Burgvogt ihn an und wischte sich dabei mit dem Unterarm grunzend den Mund ab. Dann grinste er schmerzerfüllt und ergriff Geros Hand.
Schneller als Gero gesehen hatte, landete er hart auf dem Rücken, Rolands Fuß auf der Kehle und die Spitze seines Schwertes drohend auf seinen Augapfel gerichtet.
„Traue niemals einem Feind“, raunte er düster, „schon gar nicht aus Mitleid!“
Die Wochen vergingen für Gero mit täglichen Übungseinheiten, ohne Aussicht auf einen Einsatz in einer echten Kampfsituation. Dabei behauptete Roland, dass er sich schon jetzt dem Stand eines Ritters als würdig erweisen würde. Gerne hätte er die gute Nachricht mit jemandem aus seiner näheren Familie geteilt. Am liebsten mit Lissy, doch seit seiner Abreise im Frühjahr hatte er nichts mehr von ihr gehört. Bei Nachfragen nach dem Wohlergehen seiner Familie hatte er zwar stets zu hören bekommen, dass alles bestens stehe, aber das war ein schwacher Trost, angesichts der Tatsache, dass er seine Liebste so furchtbar vermisste.
Inzwischen war Gero so erfahren, dass er
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