Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
mich ernsthaft, was sich dein Vater davon verspricht, dich diesem verrückten Haufen von Totschlägern in die Arme zu treiben. Jeder halbwegs vernünftige Mensch ahnt, dass ein solches Unterfangen wenig Aussicht auf Erfolg hat und es die Templer wie immer höchstens unzählige Opfer kosten wird. Aber was will man von einem Ritterorden verlangen, der stolz darauf ist, wenn das Blut seiner jungen Mönchskrieger den Boden der Heiden tränkt?“
Gero räusperte sich leise, während seine Tante sich weiter in Rage redete.
„Ich sagte doch“, bekannte er kaum hörbar. „Ich habe nicht vor, einen weißen Mantel tragen, und schon gar nicht will ich ein Keuschheitsgelübde ablegen.“
„Aber heiraten willst du augenscheinlich auch nicht?“ Seine Tante schaute ihn überrascht an. „Was willst du dann? Dir eine Mätresse halten oder womöglich mehrere und mit ihnen einen heimlichen Harem gründen?“
„Ich sagte doch, dass ich gerne eine Frau heiraten und eine Familie mit ihr haben möchte“, erklärte Gero. „Nur würde ich mir die Frau, die es betrifft, gerne selbst aussuchen.“
„Oho!“ Seine Tante sah ihn verständnislos an. „Seit wann darf man sich in unseren Kreisen aussuchen, wen man heiraten möchte?“
Ihrem Lächeln haftete eine Ironie an, für die sie trotz aller Güte berüchtigt war.
„Mutter behauptet immer, Ihr hättet Onkel Gerhard aus Liebe geheiratet“, widersprach Gero leidenschaftlicher, als er es eigentlich gewollt hatte.
„Sagt sie das?“ Margaretha hob eine Braue. „Und am Ende hat Gott der Herr mich dafür gestraft, indem er mir meinen Auserwählten so grausam genommen hat.“
„Er hat ihn durch Roland ersetzt“, antwortete Gero kühn. „Und jeder kann sehen, wie sehr Ihr diesen Mann schätzt.“
„Wobei wir wieder beim Thema wären“, erwiderte Margaretha unbeeindruckt. „Ich kann Roland nicht heiraten und er mich nicht, weil er bedauerlicherweise nicht meinem Stand entspricht.“
„Aber die Frau, die ich liebe, entspricht meinem Stand“, stieß Gero reichlich unbedacht hervor.
„Ach so?“, fragte Margaretha spitz. „Und? Willst du mir auch ihren Namen verraten?“
Gero hätte sich verwünschen können, weil er so vorlaut gewesen war. Nun würde seine Tante nicht eher Ruhe geben, bis er ihr die Identität des Mädchens verriet. Doch das konnte er unmöglich tun. Wenn sich die Meinung der Tante gegen eine Verbindung mit seiner nicht leiblichen Schwester richtete – und davon war auszugehen –, würde er Lissy in Schwierigkeiten bringen. Gut möglich, dass sie auf diese Weise noch rascher im Kloster landete.
Er schüttelte seine blonde Mähne. „Ich kann es Euch nicht sagen“, flüsterte er schließlich. „Mir fehlt die Zustimmung des Mädchens, es zu verraten.“
„Wenn du mir nicht vertraust“, wandte seine Tante ein, „kann ich dir auch nicht helfen.“
Gero horchte unvermittelt auf. „Würdet Ihr mir denn helfen, wenn ich es Euch verrate?“
„Selbstverständlich würde ich das“, bestätigte seine Tante im Brustton der Überzeugung. „Nichts wäre mir wichtiger, als dich glücklich zu sehen.“
„Ganz gleich, wer sie ist?“
„Wenn zutrifft, was du sagt, und sie von Stand ist, sehe ich keinerlei Hindernis“, meinte Margaretha mit einem zuversichtlichen Nicken. „Wenn alles stimmt, dürfte es uns nicht schwerfallen, zunächst deine Mutter von unserem Vorhaben zu überzeugen. Wenn wir sie auf unserer Seite haben, wird sie deinen Vater von ganz alleine eines Besseren belehren.“
Geros Herz klopfte plötzlich wie wild. „Elisabeth!“, brach es aus ihm hervor. „Es ist Elisabeth.“
Margaretha verlor augenblicklich jegliche Farbe im Gesicht. „Du sprichst nicht etwa von deiner Schwester?“
Gero nickte. „Lissy ist durch die Taufe und die gesetzliche einwandfreie Annahme an Kindes statt unzweifelhaft eine Adlige.“
Obwohl Margaretha saß, suchte sie mit einer Hand Halt an dem kleinen Tisch. „Aber sie ist deine Schwester“, murmelte sie.
„Ist sie nicht!“, entfuhr es Gero leidenschaftlich. „Wir sind nicht blutsverwandt.“
„Trotzdem ist es ein Frevel“, schleuderte Margaretha ihm harsch entgegen. „Mein Gott, Junge, was denkst du dir eigentlich? Glaubst du, dein Vater bricht zweimal sein Gelübde und erspart ihr das Kloster?“
„Verdammt“, entfuhr es Gero ebenso ungalant. „Ich pfeife auf dieses blöde Gelübde. Überhaupt, was sollte es jetzt noch bringen? Akko ist verloren, und Onkel Gerhard ist tot. Denkt
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