Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
ich keinen einzigen ernst zu nehmenden Kampf bestritten habe?“ Gero hatte Mühe, gelassen zu bleiben. Als Rolands Knappe hätte er jedes Recht der Welt gehabt, seinen Herrn auch bei den gefährlichsten Feldzügen begleiten zu dürfen und ihm zur Seite zu stehen. Warum also nicht wenigstens bei harmlosen Vergeltungszügen und vorsorglichen Streifen durch das Gebiet der Waldensteiner?
„Weil ich es nicht will“, erwiderte Margaretha bestimmt. „Du bist kein dahergelaufener Söldner, über dessen Tod niemand trauert. Du bist der Sohn eines Edelfreien und der Neffe einer Gräfin. Wenn ein Söldner im Kampf gegen einen Schurken versagt, ist es ausgesprochenes Pech. Wenn ein Adliger wie du im Kampf gegen räuberisches Gesindel fällt, trifft es die Ehre eines ganzen Standes und ermutigt unsere Feinde, noch härter gegen uns vorzugehen. Abgesehen davon, dass ich es mir selbst nicht verzeihen würde, dich zu früh ins Feld geschickt zu haben.“
Gero trat einen Schritt zurück und verneigte sich demütig. Das Letzte, was er wollte, war, den Zorn seiner Tante auf sich zu ziehen.
„Verzeiht meine vorlauten Worte“, murmelte er halbherzig und bedachte sie mit einem reuevollen Blick. „Ich wollte Euch nicht erzürnen.“
„Mit tut es leid, dich enttäuschen zu müssen, mein Junge“, lenkte sie ein. „Aber ich habe mich gegenüber deiner Familie zu verantworten. Deine Mutter ist ohnehin halb krank vor Angst, seit sie weiß, dass Roland dich in Wahrheit nicht für unsere Schutzmannschaften, sondern für deine zukünftige Ausbildung bei den Templern schleift. Ich habe ihr versprechen müssen, dass ich auf dich achtgebe, als wärst du mein Augapfel.“
„Ich habe nicht vor, zu den Templern zu gehen“, erwiderte er leise und wich ihrem prüfenden Blick aus. „Ich möchte eine Frau ehelichen und eine Familie gründen. Ich wünsche mir eines Tages Kinder, die mein Haus mit Lachen erfüllen.“
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Margarethas Blick weich wurde.
Sie streckte ihre Hand nach ihm aus, während er noch immer mit dem Schwert in der Hand vor ihr stand, und streichelte seine bärtige Wange.
„Ich habe es schon länger geahnt“, sagte sie nicht weniger leise. „Du bist kein raubeiniger Wüstling, dem nicht Besseres einfällt, als saufend und plündernd durch die Lande zu ziehen. Ich finde deine Ansichten äußerst vernünftig und würde nichts lieber tun, als dich in deinem Vorhaben zu unterstützen. Du weißt, dass ich keinen Erben vorweisen kann. Und ich würde gern Frieden schließen mit den Herzögen von Lothringen. Wenn du meine Burg übernimmst und eine von den Grafentöchtern heiraten könntest, deren Vater im Auftrag des Herzogs die Feste Sierck verwaltet, würde man uns dort nicht länger als Feinde ansehen. Was meinst du?“
Gero schwieg. Nein , hätte er am liebsten gesagt. Ich kann keine Grafentochter heiraten. Ich will Lissy, niemanden sonst.
„Du vermittelst mir nicht unbedingt einen erfreuten Eindruck“, wandte die Gräfin stirnrunzelnd ein. „Dabei dachte ich, das ist genau das, wonach du verlangst?“ Sie nahm ihn beiseite, um ihn auf einen Stuhl zu dirigieren.
Gero wollte sich eigentlich nicht hinsetzen, schon gar nicht in den Frauengemächern, an einem filigranen, mit violetten Herbstblumen geschmückten Tischchen. Roland wartete draußen auf dem Hof auf ihn. Er würde Fragen stellen, wo er sich so lange aufgehalten hatte. Doch was blieb ihm anderes übrig, wenn er die Gunst der Stunde nutzen wollte?
„Was hast du denn?“, bohrte die Gräfin weiter, während sie sich neben ihn auf einen zweiten Stuhl setzte. „Mit einem entsprechend politischen Hintergrund wird sich dein Vater schon noch davon überzeugen lassen, dass es besser ist, dich hierzubehalten, anstatt dich in ein ungewisses Schicksal zu diesen verdammten Rotkreuzlern zu schicken.“
Als Zeichen dafür, dass sie durchaus bereit war, sich länger mit ihm zu unterhalten, griff sie nach einer blau glasierten Karaffe und goss weißen Wein in zwei ebenfalls blau glasierte Becher, die auf dem Tischchen standen. Sie reichte ihm einen Becher und prostete ihm aufmunternd zu.
„Man munkelt, dass der Großmeister der Templer, Jacques de Molay, unbedingt einen neuen Kreuzzug durchführen möchte“, sprach die Gräfin weiter und nahm einen Schluck. „Um die Rückeroberung des Heiligen Landes zu erreichen.“ Sie stellte den Becher ab, schnaubte ungalant und sah ihn mit ihren klaren blauen Augen durchdringend an. „Ich frage
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