Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
alles nach Plan verläuft, wird er dich zusammen mit anderen Neuzugängen als Novize vereidigen. Es heißt, dass im Frühjahr ein Geleitzug nach Zypern aufbrechen wird, um Nachschub für Jacques de Molays Truppen im Outremer zu liefern, die zurzeit mit den Mongolen gegen die Türken kämpfen. Dort könntest du dein Noviziat zum Templer vollenden und deine endgültige Aufnahme als Ordensritter vollzogen werden.“
Gero spürte den Blick seines Vaters auf sich ruhen, als er nicht sogleich antwortete. „Nun, was hältst du davon? Ist das nicht eine wunderbare Fügung? Spätestens an deinem 21. Geburtstag wird deine Karriere als Streiter in der Miliz Christi beginnen.“ Gero bemerkte die Euphorie in der Stimme seines Vaters. Er wäre wohl selbst zu gerne ein weißgewandeter Bruder des Templerordens gewesen. Gero tat es beinahe leid, ihn bitter enttäuschen zu müssen.
Umso mehr beherrschte er sich, seine wahren Gedanken vor seinem Vater zu verbergen. Regungslos schaute er dem alten Fuchs in die Augen und überlegte gleichzeitig fieberhaft, was er ihm auf dieses wahrlich umwerfende Angebot antworten sollte. Plötzlich tauchte der Erzbischof hinter seinem Vater auf und lächelte huldvoll. „Wollen wir nicht langsam mit der Beichte beginnen?“, fragte er arglos.
Gero ergriff die Gunst des Augenblicks. „Ich danke Euch, Vater, für Eure Güte und Eure Weitsicht“, sagte er nur und verneigte sich nochmals, bevor er an ihm in Richtung Andachtsraum vorbeihuschte. Richard hielt ihn diesmal nicht auf, sondern schaute ihm mit einer gehobenen Braue hinterher, was Gero noch sah, während er Bohemond in die kleine Hauskapelle folgte.
Kapitel XII
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, begann der dickliche Erzbischof und segnete Gero, bevor er ihm die Beichte abnahm. Bohemond saß vor dem kleinen, bunt bemalten Altar auf einem Hocker, während Gero mit gefalteten Händen vor ihm auf einem orientalischen Teppich kniete, den sein Vater als eines der wenigen Erinnerungsstücke aus dem Outremer mitgebracht hatte. Der Erzbischof hatte vorsorglich die Türen zur anderen Kammer geschlossen und schaute Gero nun erwartungsvoll an.
„Was hast du mir zu sagen, mein Sohn?“, forderte er mit sanfter Stimme.
Gero schwieg einen Moment lang, doch der heilige Mann war offensichtlich ein zu guter Menschenkenner, als dass ihm Geros düstere Stimmung entgangen wäre „Dich bedrückt doch etwas? Heraus mit der Sprache!“
„Wäre es eine Sünde, wenn ich mich meinem Vater widersetze und eine Aufnahme in den Orden der Templer ablehne?“, fragte Gero. Dabei wagte er es kaum, dem Erzbischof in die Augen zu sehen, tat es aber dann doch, weil ihm eine ehrliche Antwort wichtig war.
Bohemond schien überrascht. Sein Lächeln erlosch.
„Oh“, sagte er nur und schien für einen Moment ratlos, doch dann sammelte er sich. „Solange du ihm kein Versprechen gegeben hast, sehe ich keine Hindernisse, falls du einen anderen Weg einschlagen möchtest. Ich meine, die Aufnahme in einen Orden sollte immer freiwillig und aus Überzeugung geschehen. Das ist eine weitreichende Sache. Niemand darf zu einem solchem Schritt gezwungen werden. Denn man wird dich bei Aufnahme in die Bruderschaft fragen, ob du aus freien Stücken erscheinst, und es ist dir nicht gestattet zu lügen.“
„Dann ist es ja gut“, erwiderte Gero und atmete erleichtert auf.
„Ist das alles, was du mir zu sagen hast?“, fragte Bohemond ein wenig unsicher.
„Da ist noch etwas“, gestand Gero, und diesmal konnte er dem Bischof nicht ins Gesicht schauen. „Da gibt es ein Mädchen, in das ich mich verliebt habe. Ich möchte sie zur Frau nehmen, statt in den Orden einzutreten.“
„Ist sie von Stand und im christlichen Glauben?“
„Beides“, erklärte Gero wahrheitsgemäß.
„Eine standesgemäße Ehe ist keine Sünde“, antwortete Bohemond. „Vorausgesetzt, sie wurde vor Gott geschlossen und ist mit Kindern gesegnet.“
„Das wird sie sein“, gab Gero zuversichtlich zurück.
„Wissen deine Eltern davon?“
„Nein“, sagte Gero kopfschüttelnd. „Und es wäre auch gut, wenn sie vorerst nichts davon erfahren würden. Ich befürchte, sie würden sich nur unnötig aufregen.“
„Aber du hast nicht gelogen deshalb, oder?“
„Nein … nein.“ Gero schüttelte wieder den Kopf.
„Hast du ein Auskommen, um eine Familie zu ernähren?“ Bohemond sah ihn zweifelnd an. „Soweit ich weiß, soll dein Bruder später das Lehen
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